Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

14 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
gebaut hatten, und nun Wartete ich der Dinge, die da kommen 
sollten. Da, ein fernes Brummen, und schon hebt er sich 
auch vom blauen Himmel deutlich ab, der stolze Vogel, 
den ich erwarte. Im selben Augenblick ruft eine Stimme 
aus der Tiefe: „Empfang!" Mit einem Satz bin ich drunten 
im Unterstand und habe den Fernhörer am Ohr. Richtig: 
„Tüht—tütt—tüht—tritt—tritt—tüht," das ist der Anruf, 
den wir verabredet haben. Mein Hurra trug mir einen 
wütenden Blick des gestörten Funkers ein, und ich rannte 
trotz des Verbots geradeswegs über die Waldblöhe, auf der 
der Feind jede Bewegung unter Feuer nahm, zum Ar 
tillerieregimentskommandeur, um ihm die frohe Botschaft, 
daß die Verbindung zum ersten Male klappte, zu melden. 
Das waren die Anfänge der Fliegerfunkerei. 
Als die Funkentelegraphie /abgekürzt FT.) bei der 
Fliegertruppe eingeführt werden sollte, gab es manche 
bedenkliche Gesichter: „Das werden wir nie lernen." „Diese 
empfindlichen Apparate werden im Flugzeug nie funk- I 
erster Linie der Artilleriekommandeur und die Artillerie 
gruppen, von denen die besten Fernsprechverbindungen zu 
den Batterien gehen, namentlich zu den schweren Batterien, 
die für ihre Fernziele besonders auf Fliegerbeobachtung 
angewiesen sind, denn für das Einschiehen der Artillerie 
ist der FT.-Verkehr vom Flugzeug aus am wichtigsten. Mit 
Kraftwagen wurden die Fliegerfunker hinausgefahren, 
und nun begann das Einrichten. Das ist nicht so ein 
fach. Erst wird ein geeigneter Platz gesucht, dann der 
Luftdraht zur Schonung des Normalgeräts an Bäumen, 
Kirchtürmen und dergleichen behelfsmähig befestigt, dann 
muh die Artillerie helfen, einen Unterstand bauen, denn 
die Fliegerfunker für jede Empfangstation sind nur zwei 
Mann. Weiter muh die Verpflegung geregelt werden,' oft 
fehlt es an Wasser, Licht und Feuerung; auherdem wird 
der Fernsprechanschluh gelegt und endlich der Empfänger 
auf die zur Ermöglichung des ungestörten Nebeneinander- 
I arbeitens mehrerer Flugzeuge für jede Station verschieden 
Englische Lügen. 
Teutsche Miegeraufnahlire des um!augreichen englischen Truppenlagers von Etaples vom 21. Mai 1918.. zwei Tage nach einem Angrift deutscher Bombengeschwader. 
tionieren." Die Flugzeugführer sahen voll Mißtrauen auf 
die Funken, die da nicht weit von: Benzintank übergehen 
sollten. Aber als die Sache dann doch klappte, war die 
Freude groß. Endlich war es vorbei mit der Einsamkeit 
dort oben; nun konnte man der Erde mitteilen, was man 
sah und dachte, und beim Artillerieeinschiehen war man 
unabhängig von den stets mißverstandenen oder im ge 
gebenen Äugenblick nicht gesehenen Leuchtsignalen. 
Nun bekam jede Fliegerabteilung ihr FT.-Gerät für 
die Flugzeuge, bestehend aus der durch Windflügel ge 
triebenen Wechselstrommaschine, dem Sender, dem auf 
einer Haspel aufgewickelten, beim Betrieb aus dem Flug 
zeug heraushängenden Luftdraht und dem erforderlichen 
Einbaugerät. Als Gegenstationen wurden Empfangs 
anlagen geliefert, bestehend aus Empfänger» 9 Meter hohem 
Mast, Luftdraht, Eegengewichtsdrähten und einigem Werk 
zeug und Vorratsgerät, alles in bequemen Traglasten. 
Diese Empfangsanlagen wurden nun verteilt auf die 
Stellen, die der Verbindung mit dem Flieger am 
-dringendsten bedurften. Das sind neben dem Flughafen in 
befohlene Welle abgestimmt und die Station ist empfangs 
bereit. 
. Bei Flugwetter muh sie ständig besetzt sein. Es ist 
kein leichter Wachdienst, stets aufzupassen, um das befohlene 
Rufzeichen der Station nicht zu überhören, denn nicht 
immer kann man damit rechnen, dah durch Fernsprecher 
rechtzeitig der Abflug des zum Schiehen mit der Station 
eingesetzten Flugzeugs angezeigt wird. Ertönt endlich das 
Signal, so heiht es, rasch aus dem Unterstand gehen und mit 
Hilfe von weihen Tüchern an einer freien Stelle für das 
Flugzeug das Zeichen auslegen, dah Verständigung erzielt ist. 
Dann gibt das Flugzeug das Ziel an, und nun kann das 
Schiehen beginnen. Jeder einzelne Schuh wird vom 
Flieger angefordert und dann die Beobachtung mitgeteilt. 
Alle Funksprüche werden dem inzwischen bei der Station ein 
getroffenen Artillerieoffizier bekanntgegeben, der sie an die 
Batterie weitergibt und für einen ungestörten Verlauf des 
Schießens sorgt. Aber schon der Funker muh viel Ver 
ständnis haben, um alle Zeichen richtig zu deuten, denn 
bei den vielen Schwierigkeiten, mit denen der Beobachter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.