Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18.
errichten, die sich aller
dings zunächst mehr ge
gen das russische Volk als
gegen Deutschland wen
det. Die Engländer gehen
dabei sehr vorsichtig zu
Werke und vermeiden
jede überstürzte Hand
lung, durch die sie leicht
ihre mühsam errunge
nen Stellungen verlieren
könnten.
Die Murmanbahn
kommt für einen Auf
marsch gegen Petersburg
wegen der gefährlichen
Nähe der finnischen
Grenze erst dann in Be
tracht, wenn es dem Ver
band geglückt ist, dwina-
aufwärts vorzustoßen
und Fühlung mit den
zwischen Perm und Je-
katerinenburg kämpfen
den Tschecho-Slowaken
zu gewinnen. Um dies
zu erreichen, müssen die
Engländer die Dwina
ufer bei Kotlaß, dem
Endpunkt des russischen
Bahnnetzes im Nord
osten, besetzen und die
Bahnlinie Archangelsk—
Wologda in ihre Gewalt
zu bringen trachten. Erst
dann wäre es möglich,
eine unmittelbare Ver
bindung mit den mitten
im Feindesland stehen
den, von den Sowjet
truppen hart bedrängten
Tschecho-Slowaken her
zustellen, die ihre Kräfte
jetzt noch im Kampfe nach
allen Fronten hin zer
splittern inüssen und
ihre Verluste nur durch
Anwerbung gegenrevo
lutionärer, monarchistisch
oder linkssozialistisch ge
sinnter russischer Volks
elemente auffüllen kön
nen. — Sie streben da
her auch nach Süden hin
Anschluß an die am Ka
spischen Meere versam
melten englischen Streit
kräfte zu gewinnen. Die
Engländer wollen auf
diese Weise eine einheit
liche Ostfront vom Eis
meer bis zum Persischen
Golf herstellen, deren
Mitte von den über Si
birien anrückenden ame
rikanischen und japani
schen Truppen verstärkt
werden soll.
Dieser großartigePlan
läßt sich aber bei den un
geheuren Entfernungen,
dem Mangel an guten
Verbindungswegen und
vor allem an Eisenbah
nen, sowie infolge kli
matischer Schwierigkei
ten nur langsam ver
wirklichen. Zu einer kraft-
vollen Offensive gegen
die Bolschewiki sind die
V e rb and str eitkr äste in
Rußland noch zu schwach,
abgesehen davon, daß ein
einheitliches Vorgehen
erst nach Herstellung einer
regelrechten Front mög
lich ist. Sie würde sich
in fast gerader Linie von
Archangelsk durch Eroß-
rußland zum Kaspischen
Meer und von hier aus
durch Persien bis nach
Bagdad, vom Nordpol bis
zum Äquator über etwa
3300Kilometer erstrecken.
Bevor der Verband auf
dieser Front zur Offen
sive gegen die Mittel
mächte vorgehen kann,
muß er erst die Sowjet
republik stürzen und eine
neue, Verbands- und
kriegsfreundliche Regie-
runginRußland einsetzen,
die esibm ermöalickt. das
Oberes und unteres Bild: Soldaten beim Legen einer Leitung in einer kleinen russischen Stadt. — Mittlerer»
Bild: Leitungsturm einer deutschen Fernsprechabteilung.
Bei den deutschen Nachrichtentruppen.
Nach Aufnahmen der Gebrüder Haeckel, Berlin,