Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Generalmajor v. Renner, 
würueirrbergtschei General, der für 
hervorragende Verdienste bei den 
RiickzugSkämpfon im Westen den 
Orden ?onr le Llörits erhielt. 
träum der Bulgaren, ein alle 
Bulgaren vereinigendes gro 
ßes Vaterland zu schaffen, 
zu verwirklichen geholfen hat 
ten. Die Bulgaren standen 
im Felde, um sich diese Er 
rungenschaften zu sichern, und 
deshalb durfte man ihnen auch 
den Schuh der südlichenFront- 
flanke der Mittelmächte mit 
Recht anvertrauen und er 
warten, daß sie ihn wirksam 
durchführen würden. Solange 
Radoslawow am Ruder war, 
blieb die Bündnistreue der 
Bulgaren, die sich unter 
ihrem bisherigen Oberkom 
mandierenden General Sa- 
wow (siehe Bild Seite 214) 
stets tapfer geschlagen hatten, 
unerschüttert. Eine Änderung 
dieser Haltung machte sich erst 
nach dem Auftreten Malinows 
(siehe Bild Seite 33) bemerk 
bar, obwohl dieser in vielen Kundgebungen und Zeitungs 
artikeln das unerschütterliche Festhalten an 
dem Bündnis mit den Mittelmächten betonte. 
Die Fortschritte, die der feindliche An 
griff zwischen der Lerna und dem Doiransee 
gemacht hatte, würden unter der Regierung 
Radoslawows wohl kaum zu solchen Folgen 
geführt haben, wie sie tatsächlich eintraten. 
Mit äußerster Tapferkeit warf zwar die den 
Weg nach Strumitza deckende bulgarische Di 
vision den Feind im Gegenangriff blutig zu 
rück, doch erwies sich ihre Tapferkeit für die 
Folgezeit als völlig nutzlos. Die in stärksten 
Stellungen im Bergland zwischen Eerna und 
Wardar (siehe die Karte Seite 214) liegende 
bulgarische Division gab überraschend schnell 
nach und öffnete dem Feind ein breites 
Durchbruchsloch, von dem aus er die bul 
garischen Linien sowohl in der Richtung 
auf Monastir wie in der Richtung auf Seres 
aufrollen konnte. Während der östlich ste 
hende Teil des bulgarischen Heeres einen 
übereilten, aber doch geordneten Rückzug 
auf den Süden Altbulgariens antreten konnte, 
wurde der westliche Flügel von seinen Ver 
bindungen in nordwestlicher Richtung ab 
gebogen und zurückgedrückt, wodurch er in 
eine überaus schwierige Lage geriet. 
In der Mitte der Durchbruchsfront ar 
beiteten sich inzwischen die verbündeten Feinde, unter denen 
sich besonders Serben und Franzosen hervortaten, auf breiter 
Front wenigstens 60 Kilo 
nieter bis nach Prilep^ Veles 
und Jstip vor, wobei sie ihre 
Panzerwagen mit Vorteil ver 
wendeten. Das Versagen der 
bulgarischen Division an der 
Durchbruchstelle brachte das 
gesamte bulgarische Heer so 
rasch in eine äußerst gefähr 
liche Lage, daß die wenigen 
deutschen Bataillone, die als 
Verstärkungen verfügbar wa 
ren, und deren Eingreifen bei 
regelrechtem Verlauf der bul 
garischen Abwehr vollauf ge 
nügt haben würde, das Ver 
hängnis nicht aufzuhalten ver 
mochten, obwohl ihre Tapfer 
keit stellenweise den feind 
lichen Vormarsch starkverlang- 
Pdot Berl. Jttustrat.°Ges. m.b.H. samte. Die deutsche Heeres- 
Vizewachtnieister Bauermeister leitUNg stellte gleick der öster- 
von der2. Batterie des Reserve-Feld- reichisch - Ungarischen sofort 
arnllerre-Siegttnents Nr. 'U vernich- weitere Truvven wr Verkü- 
»ele mit einem Geschütz allen» 6 feind- tuende Bei sU- 
iiche Panzerwagen bei Miranmont. gUNg,' bei dem Mangel an 
guten Verbindungen konnten 
diese Verstärkungen aber nur 
langsam an die entscheidenden 
Stellen geleitet werden, so 
daß es den Feinden möglich 
war, den Durchbruch noch zu 
erweitern. 
In diesem gefahrvollen 
Augenblick brach die Regie 
rung Malinow dem Vierbund 
die Treue. Sie veröffentlichte 
am 26. September folgende 
Erklärung: 
„In Erwägung des Zu 
sammentreffens der jüngst 
eingetretenen Umstände und 
nachdem die Lage gemeinsam 
mit allen zuständigen Stellen 
erörtert worden ist, hat die 
bulgarische Regierung in dem 
Wunsche, dem Blutvergießen 
ein Ende zu setzen, den Ge 
neralissimus des Feldheeres 
ermächtigt, dem Oberbefehls 
haber der Verbandsheere in 
Pbot. Berl Jllustrat.-Ges, m. b. H. 
Generalleutnant v. Fritsch, 
Führer der 26. flvürttembergrfchen) 
Reserve-Division, die sich am 29. Sep 
tember 1918 in den Kämpfen um 
Cambrai auszeichnete. 
Phot. Brrk. Illnstrat.-Ges. m. b. H. 
Oberleutnant Martin Boelcke 
vom mecklenburgischen Grenadier- 
Regiment Nr. 89, dank dessen tat 
kräftigem Eingreifen ein Vorstoß der 
Amerikaner gegen Bazoches arn 
28. August 1918 zum Scheitern ge 
bracht wurde. 
Saloniki die Einstellung der 
Feindseligkeiten vorzuschlagen, um Verhand 
lungen mit dem Ziele des Abschlusses eines 
Waffenstillstandes und des Friedens einzu 
leiten. Die Mitglieder der bulgarischen Ab 
ordnung sind gestern abend abgereist, um sich 
mit den Bevollmächtigten der kriegführenden 
Verbandstaaten in Verbindung zu setzen." 
Diese Erklärung bedeutete nichts anderes 
als den Abfall Bulgariens vom Vierbunde, 
was um so schmachvoller für die Bulgaren 
war, als die allgemeine Kriegslage ernst war 
imd treues Zusammenhalten der Verbün 
deten erforderte. Durch ihren Treubruch 
hofften sie, ebenso wie früher Italien und 
Rumänien, für sich Sondervorteile heraus 
zuschlagen. Selbst der ungewöhnlich große 
Geländeverlust der sonst so standhaften bul 
garischen Armee rechtfertigte diesen Schritt 
nicht. Denn mit Hilfe der im Anmarsch be 
findlichen deutschen und österreichisch-unga 
rischen Verstärkungen hätte die Gefahr 
zweifellos gebannt werden können. Mali 
nows Tat war- kein Erfordernis bitterster 
Not, die jede Form der Selbsthilfe verzeih 
lich erscheinen läßt, sondern sie stellte eine 
wohlüberlegte und vorbereitete Handlung 
dar, für die die Niederlage zwischen Eerna 
und Wardar nur den äußeren Anlaß und 
die nötige Stimmungsgrundlage bieten mußte. 
Daß der Verrat schon lange vorbereitet war, ergab sich 
auch aus der Wahl der Unterhändler, die nach Saloniki 
entsandt werden sollten. Es 
waren drei Mazedonier: 
Handelsminister Laptschew, 
ferner Radew, der ehemalige 
Vertreter Bulgariens in der 
Schweiz, und General Lukow 
(siehe Bild Seite 214), die 
sämtlich als Führer im Frei 
heitskampfe der Mazedonier 
aufgetreten waren, und die 
nun in Saloniki über die 
Preisgabe ihres Heimatlandes 
und ihrer politischen Lebens 
ziele verhandeln wollten. Ih 
nen schob Malinow die Ver 
antwortung seines Schrittes 
zu, soweit er die mazedonische 
Sache gefährdete. Sein 
Wunsch war ja, Serbien ein 
Stück von Mazedonien zu 
überlassen, um dafür betracht- . 8c „, 3m , f „ f „ 
Eeknete der europäischen Bi,°f°ldw°bei Paul Höhn-. 
Türke,, meltelcht auch den gan- bei erftc Biz°s°,dw°b°,. d°r d°„ 
zen europäischen Besitz der Orden Pour le Merite erhielt.
	        
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