Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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Küste haben keine gröberen Kriegshandlungen stattge- 
funden. 
In d e r Ad r i a erlitten unsere Verbündeten einen schwe 
ren Verlust, indem ein Linienschiff durch einen nächtlichen 
Torpedoangriff versenkt wurde, aber ihre Flotte verhinderte 
nach wie vor jede wirksame Unterstützung der gegnerischen 
Landfront in Italien durch Seestreitkräfte des Verbands. 
Die Landungender japanischen und amerikanischen Trup 
pen im fernen W l a d i w o st o k standen zur Seekriegführung 
in europäischen Gewässern außer jeder Beziehung, ab 
gesehen davon, daß die daran beteiligten Krieg- und Trans 
portschiffe nicht mehr direkt gegen uns verwendet werden 
konnten. Ähnliches ließ sich von dem Murman-Unter- 
nehmen sagen, das zunächst nur ein politisches, aber 
kein militärisches Interesse für uns hatte. — 
Die wichtigste Nachricht, die Kapitän Nerger von seiner 
langen „Wolf"-Fahrt mitbrachte, war die, daß die britische 
Schiffahrt im Indischen und Stillen Ozean so gut wie aus 
gestorben sei, und daß er in den sonst belebtesten Gegenden 
des Atlantik öfters viele Tage lang kein einziges Schiff ge 
sehen habe. Diese unwiderlegbare Kunde konnte eigent 
lich niemanden überraschen, der sich unvoreingenommen 
klarmachte, daß unsere kl-Boote nach 
dem ersten Höhepunkt im Juni 1917 
in jedem Monat mit erstaunlicher Regel 
mäßigkeit 600 000. bis 700 000 Brutto 
registertonnen versenkt haben. Erst im 
Juni 1918 sank die Beuteziffer auf 
521000 Bruttoregistertonnen. Aber 
das ist immer noch weit mehr» als in 
den Berechnungen angenommen wor 
den war, auf Grund deren wir am 
1. Februar 1917 den uneingeschränkten 
11-Bootkrieg erklärten. 
Im ganzen waren seit Kriegs 
beginn bis pm 30. Juni 1917 
I8V4 Millionen Bruttoregister 
tonnen, wovon 11,2 Millionen 
britischen Schiffsraums, ver 
nichtet worden. Hierzu kamen noch 
die nur antorpedierten Schiffe» die 
zwar noch geborgen werden konnten, 
aber meistens viele Monate lang auf 
die Reparatur warten mußten und 
inzwischen ebensowenig benutzt werden 
konnten, wie wenn sie auf dem Grunde 
des Meeres lägen. 
Die feindlichen Redeminister haben 
zwar im achten Kriegshalbjahre wieder 
in einem wahren Trommelfeuer von 
Lügen behauptet, daß die kl-Boot- 
gefahr überwunden sei. Sie sind aber 
hiermit in ihren eigenen Ländern auf 
den schärfsten Widerspruch der Reederei 
kreise gestoßen, und wie die Regierun 
gen der Verbandsländer die Lage zur 
See in Wirklichkeit ansehen, beweisen 
ihre seit Jahresbeginn verdoppelten An 
strengungen, einerseits die kl-Boote 
wirksamer zu bekämpfen und anderseits 
die immer schwerer fühlbaren Verluste an 
Schiffsraum gutzumachen. «Forts, folgt.» 
Kriegstädtebilder. 
3. Cambrai. 
Von Paul Otto Ebe. 
(Hierzu das Bild Seite 208 sowie die Bilder in 
Band V Seite 367 und Band VIII Seite 81.) 
Die hartnäckigen feindlichen Durch 
bruchsversuche, die nach der Rückver 
legung der deutschen Front im Som 
mer 1918 zwischen Cambrai und St. 
Quentin begannen, haben diese bei 
den Städte den lebhaftesten Angriffen 
ausgesetzt. Während St. Quentin je 
doch eine ruinenhafte Stadt und von 
den Bewohnern verlassen war, trafen 
die feindlichen Bomben in Cambrai 
das pulsende Leben der schönen Hauvt- 
stadt des gleichnamigen Arrondissements, die im Frieden 
etwa 80 000 Bewohner hatte. Als der Krieg 1914 über 
diese Festung zweiter Klasse brauste, ohne den Sturmschritt 
deutscher Truppen wesentlich aufhalten zu können, ist 
ein Teil der Bewohner geflüchtet. Die wehrfähigen Män 
ner wurden größtenteils von Frankreichs Heeren aufgenom 
men, und den zurückgebliebenen Frauen, Greisen und 
Kindern gab die deutsche Kommandantur mehrmals Ge 
legenheit zum Abtransport über die Schweiz nach 
Frankreich. 
Auch in der Zeit der ersten Rückverlegung der deutschen 
Fronten in die Siegfriedstellung bei Quoant—Boursies— 
Hermies blieb die Stadt im allgemeinen von den Schrecken 
des Krieges verschont. Auf der schattigen Place Thiers, 
vor dem französischen Kriegerdenkmal für die Kämpfer von 
1870/71, stand eine Brandruine, ein zusammengestürzter 
schul- oder hospitalähnlicher Gebäudeblock, die einzige 
größere Kriegsruine der Stadt. Beim Wandern durch die 
Straßen fielen nur noch vereinzelte, durch Fliegerbomben 
zerstörte Häuser auf,- so besonders in dem Stadtteil am 
Güterbahnhof, bei St. Roch und in der Nähe der mächtigen 
Place d'armes, die nahezu leer in der Mittagsonne vor
	        
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