Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
die Engländer die Stadt besetzt hatten, war die Lage so, 
daß der Ort eigentlich weder den Russen noch den Türken 
gehörte. 
Die Türken wollten hier klare Verhältnisse schaffen. 
E stützt auf tatarische Freischärler, die sich gegen die Eng 
länder zusammengeschlossen hatten, schickten sie starke Streit 
kräfte gegen den wichtigen Hafenplatz vor und schritten nach 
Mitte September zum Hauptangriff. Es kam zu einem 
blutigen und für die Engländer verlustreichen Zusammen 
stoß, der auch erbitterte Straßenkämpfe im E. folge hatte 
und dn Türken zu Herren Bakus machte (siehe Bild 
S.ite 205). — 
* * 
-i- 
Gegen das Vora-chen der Türken in Baku erhob die 
Regierung der russischen Sowjetrepublik Widerspruch, der 
rates befand, etwas erweitert. Wichtige Orte, wie Kasan, 
Samara und Simbirsk, waren den Tschecho-Slowaken 
wieder entrissen worden. Im Norden sah die EZamtlage 
für die russische Regierung am wenigsten gut aus. Die an 
der Murmanbahn in Rußland einmarschierten englischen 
Streitkräfte standen schon an der Nordspitze des Onegasees 
und bildeten bereits eine Bedrohung für Petersburg. 
Umso emsiger betätigten sich die Arbeiter- und Soldaten 
räte in der Verfolgung der als gegenrevolutionär ver 
dächtigen Bevölk^rungschichten, die trotz des fehlgeschlagenen 
Attentates auf Lenin die Hoffnung auf baldige Erlösung 
aus der Gewalt der Arbeiter- und Soldatenräte nicht auf 
gegeben hatten. Während Lenin langsam der Genesung 
entgegenging, ließen seine Werkzeuge in Moskau, Peters 
burg und anderen Städten Rußlands die Gegner der Bol- 
fchewiki seinetwegen zu Hunderten und Tausenden um- 
Deutsche Sturmtruppen durchschreiten eine Schlucht am Chemin des Dames. 
Nach einer Originalzeichnung des Kriegsteilnehmers Leutnant d. Res. Willy Müller, Gera. 
aber vorläufig gar nichts nützte, denn die neuen Herren 
Bakus vertraten die Auffassung, daß sie die Stadt nicht 
den Russen, sondern den Engländern abgenommen hätten, 
die zu vertreiben den Russen die Kraft fehlte. 
Militärisch war ja die Macht des Arbeiter- und Sol 
datenrats im Steigen; aber was wollte es bedeuten, daß 
sie gegen die Tschecho-Slowaken wirksam wurde? Das 
Heer hätte regelrecht ausgebildeten Truppen so wenig 
standhalten können» wie einst die tschecho-slowakischen und 
die bolschewistischen Horden in der Ukraine den Deutschen. 
Immerhin hatte sich das Gebiet der russischen Sowjet 
republik, das sich einigermaßen unbestritten unter der Herr 
schaft des von Lenin geführten Arbeiter- und Soldaten 
bringen. Am 3. September abends begaben sich deshalb 
die in Petersburg anwesenden Vertreter sämtlicher neu 
tralen Staaten sowie der deutsche Generalkonsul und der 
österreichisch-ungarische Vizekonsul nach einer Beratung 
unter dem Vorsitz des schweizerischen Gesandten Odier zum 
Präsidenten der Arbeiter- und Soldatenräte des nördlichen 
Gebietes der Sowjetrepublik Sinowjew-Apfelbaum und 
erklärten ihm, sich keineswegs in die inneren Angelegenheiten 
Rußlands einmischen zu wollen, aber aus Rücksichten der 
Menschlichkeit und der Zivilisation an den Vertreter der 
Sowjetregierung das Ersuchen zur Beendigung der zahl 
losen Gewalttaten und Hinrichtungen stellen zu müssen. — 
(Fortsetzung folgt.) 
Illustrierte Kriegsberichte. 
Bemalen englischer Geschütze gegen Fliegersicht. 
Von Paul Dahms. 
(Hierzu die sa>bige Kunstbeilage.I 
Mutter Erde ist den FKdsoldaten draußen in hartem 
Kampfe liebevolle Beschützerin. Schon in strenger Friedens 
arbeit wurde den Soldaten die Liebe zur Mutter Erde 
anerzogen. Es mußte ihnen in Fleisch und Blut über 
gehen, daß sie sich der Erde anzuschmiegen haben, wie sie 
sich einst als Kinder zärtlich an die Mutter drängten. Jede 
Erdvertiefung» jeder, auch der kleinste Hügel kann schon
	        
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