Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/18 
(Fortsetzung.) 
An der Westfront war durch den unter schonungslosem 
Einsatz aller verfügbaren Kräfte erfolgten Gegenstoß Fochs 
zwischen Marne und Aisne der deutsche Vormarsch auf 
diesem Kampfplatz zu einem vorläufigen Stillstand ge 
kommen, und Hindenburg hatte sich, gestützt auf das oft 
bewiesene Vertrauen von Heer und Volk, nicht gescheut, 
wieder eine seiner Rückzugsbewegungen auszuführen, um 
die feindliche Heeresleitung zur Opferung von Blut und 
Material zu veranlassen. Dies war ihm in vollem Um 
fange gelungen, und auch der 2. August bewies wieder 
die Richtigkeit seiner Taktik. Die in der vorangegangenen 
Nacht vollzogenen Bewegungen waren auch diesmal vom 
Feinde nicht bemerkt worden. Bis zum frühen Morgen, 
an einzelnen Stellen noch bis elf Uhr vormittags lag auf 
dem geräumten Kampfgelände schweres Geschützfeuer des 
Feindes, und nur mit größter Vorsicht wagte er es, all 
mählich stärkere Kräfte, darunter auch Kavallerie, zur Ent 
wicklung zu bringen. Aber auf diesen Augenblick hatte die 
bereitgestellte deutsche Nachhutartillerie gewartet. Sie 
richtete unter den auf sie zukommenden feindlichen Ko 
lonnen ein entsetzliches Blutbad an. An mehreren Punkten 
vermochten auch die deutschen Nachhuten den nachdrängen 
den Feind nicht nur zum Stehen zu bringen, sondern sie 
zwangen ihn auch wieder zum Rückzüge, so auf den Höhen 
von Eermigny und bei der Rosnayferme westlich von 
Reims. Ebenso mußte bei Moiron vorgehende feindliche 
Infanterie zurückfluten. 
Durch das Zurückgehen der Deutschen bis auf die Vesle- 
linie hatte die Stadt Soissons an der Aisne ihren taktischen 
Wert für sie verloren. Da die Franzosen hier besonders 
scharf angriffen, lag es nicht im Intereße der deutschen 
Heeresleitung, die Stadt zu halten und dafür das Leben 
zahlreicher Soldaten zu opfern. Soissons wurde daher am 
3. August geräumt, welcher Umstand die Franzosen — und 
noch mehr die Amerikaner, die sich diesen Sieg zuschrieben 
— in den größten Siegestaumel versetzte, was sie ihre 
unsagbaren Verluste vergessen ließ. 
Erst am 4. August konnte wieder von einer lebhafteren 
Feuertätigkeit vor den deutschen Linien gesprochen werden. 
Der Gegner hatte endlich wiedor Fühlung mit den deutschen 
Truppen, die noch südlich der Vesle standen, genommen. 
Nachdem dies-e in erfolgreichen Vorfeldkämpfen und bei 
der Abwehr feindlicher Teilvorstöße ihren Zweck, den Feind 
zu schädigen, erreicht hatten, wichen sie stärkerem feindlichen 
Angriff auf Fismes befehlsgemäß auf das Nordufer der 
Vesle aus, worauf die Brücken über den Fluß von den 
Deutschen gesprengt wurden. 
Der 5. August stand im Zeichen der feindlichen Uber- 
gangsversuche über die Vesle. Der Feind ging an mehreren 
Stellen mit starken Kräften vor und gelangte auch an 
einigen Punkten auf das Nordufer, wurde jedoch aus den 
von ihm vorübergehend besetzten kleinen Waldstücken wieder 
hinausgeworfen, wobei einige hundert Gefangene in 
deutscher Hand blieben. Besonders Braisne und Jonchery 
waren Brennpunkte des Kampfes. 
Die nächsten Tage waren auf dieser Kampffront aus 
gefüllt mit Teilvorstößen, die von beiden Seiten ausgeführt 
wurden. Schon -am 6. August machte sich ein stärkerer 
Widerstand der Deutschen geltend, die mehrfach auf das 
Südufer der Vesle hinübergingen und Gefangene zurück 
brachten. In der Hauptsache aber waren es Artillerie 
kämpfe, die zeitweise zu größter Heftigkeit auflebten und 
Ubergang einer deutschen Sturmabteilung über die Somme. Vin englisches Nraschinengewehrnest wird gestürmt. 
Nach einer Originalzeichnung des Kriegsteilnehmers Leutnant d. Res. Willy Müller, Gera. 
13 
IX. Band.
	        
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