Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914 
(Fortsetzung.) 
Ebenso wie Deutschland nach Verletzung seiner Grenzen 
Rußland den Krieg erklärte, erfolgte nunmehr die Kriegs 
erklärung an Frankreich, nachdem die Grenzüberschreitungen 
der Franzosen unzweifelhaft festgestellt worden waren. 
Am 3. August veröffentlichte die deutsche Regierung 
folgende Mitteilung: 
„Bisher hatten deutsche Truppen, den erteilten Befehlen 
gemäß, die französische Grenze nicht überschritten. Da 
gegen greifen seit gestern französische Truppen ohne Kriegs 
erklärung unsere Grenzposten an. Sie haben, obwohl uns 
die französische Regierung noch vor wenigen Tagen die 
Jnnehaltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilometern 
zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche 
Grenze überschritten. Französische Kompanien halten seit 
gestern deutsche Ortschaften besetzt. Bombenwerfende 
Flieger kommen seit gestern nach Baden, Bayern und, 
unter Verletzung der belgischen Neutralität, über belgisches 
Gebiet in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen 
zu zerstören. Frankreich hat damit den Angriff gegen uns 
eröffnet und den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches 
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Seine Majestät 
der Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt. Der 
deutsche Botschafter in Paris ist angewiesen, seine Pässe 
zu fordern." 
Die ersten drei Tage des deutschen Krieges nach zwei 
Fronten hatten noch keine Gelegenheit zu wichtigen Ent 
scheidungen gegeben. Das lag aber in der Natur der 
Sache; denn unsere Armee war noch im Aufmarsch begriffen. 
Am 3. August hatten wir erst den zweiten Mobilmachungs 
tag. Unser Generalstab konnte nur nach wohlüberlegten 
Grundsätzen handeln, und vorzeitig losschlagen zu lassen, 
würde nur unersetzliche Verluste an Menschenleben gebracht 
haben. Erst wägen, dann wagen. Man konnte demnach 
mit Vertrauen auf unsere Heeresleitung blicken, die die 
Bewegungen unserer Armee mit jener Sicherheit und Ruhe 
lenkte, wie wir sie von den Führern in unseren letzten 
siegreichen Feldzügen gewohnt waren. 
Wie wir gesehen haben, ist Österreich früher als Deutsch 
land zum Kriege gedrängt worden. Eine Woche später war 
auch im Deutschen Reich der Kriegszustand da, und es zeigten 
sich alle die wirtschaftlichen Folgen, die ein Waffengang 
der Völker mit sich bringt. Gleich am ersten Tag nach der 
Mobilmachung, die in Österreich am 28. Juli, in Deutschland 
am 2. August erfolgte, traten sämtliche Eisenbahnfahrpläne 
außer Kraft; der Bahnverkehr hatte mit geringen Ausnahmen 
nur noch dem Truppenaufmarsch zu dienen. Ausnahmegesetze 
schufen in Deutschland erst die Reichstagssitzung vom 4. August 
und die in den folgenden Tagen erlassenen Bekannt 
machungen des Bundesrates. In Österreich traten ähnliche 
Ausnahmebestimmungen und Ausnahmegesetze schon am 
26. Juli abends in Kraft, und die Tätigkeit der Parlamente 
wurde dort sofort eingestellt, während in Deutschland gerade 
umgekehrt der Reichstag nach dem Kriegsausbrüche ein 
berufen wurde. N 
Wie weit die Verkehrsbeschränkungen in Österreich an 
läßlich der Mobilmachung gingen, und zwar schon, als es 
sich zunächst nur um den Krieg gegen Serbien handelte, 
mögen einige Angaben veranschaulichen. 
Folgende Korps sind mobil gemacht worden: Graz, Prag, 
Leitmeritz, Bosnien, Herzegowina, Dalmatien, Temesvar, 
Budapest und Agram. Als erster Mobilmachungstag war 
der 28. Juli festgesetzt. Infolge der Teilmobilisierung 
wurde auf den in Betracht kommenden Bahnstrecken der 
Zivilpersonen- und Frachtverkehr mit dem 28. Juli ein 
geschränkt. Vom dritten Mobilmachungstage an war der 
Zivilpersonenverkehr gänzlich eingestellt. 
Bald erfuhr man, daß Rußland an der österreichischen 
Grenze 80000 Mann zusammengezogen habe. Auch weitere 
Rüstungsmaßnahmen Rußlands wurden bekannt. Aus 
Petersburg kam die Nachricht, daß Zar Nikolaus sich nach 
Finnland begeben wolle. Nach erteilter Ermächtigung 
sollten 14 Armeekorps mobilisiert und im Falle der 
Mobilmachung des deutschen Heeres die gesamte Wehrkraft 
auf Kriegsfuß gestellt werden. Ähnliche Meldungen brachten 
Das erste Gefecht der Einundachtziger. 
Nach einer Originalzeichnung von Anton Hoffmann. 
Amerikan. Copyright 1914 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
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