Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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Pourtalös in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August um 
Mitternacht ausgeführt worden. Falls die Antwort der 
russischen Regierung eine ungenügende sein sollte, war der 
deutsche Botschafter ferner beauftragt, der russischen Re 
gierung zu erklären, das; wir uns als mit Rußland im Kriegs 
zustand befindlich betrachteten. Die Meldung des Bot 
schafters über die Antwort der russischen Regierung auf 
unsere befristete Anfrage ist hier nicht eingelaufen, ebenso 
wenig eine Nachricht über die Ausführung des zweiten 
Auftrags, obwohl wir konstatiert haben, daß der russische 
Telegraphenverkehr noch funktioniert. 
Dagegen sind in dieser Nacht bis vier Uhr früh beim 
Großen Eeneralstabe folgende Meldungen eingegangen: 
1. Heute nacht hat Angriff russischer Patrouillen gegen 
die Eisenbahnbrücke über die Warthe bei Eichenried (an 
Strecke Jarotschin—Wrescheu) 
stattgefunden. Der Angriff ist 
abgewiesen. Deutscherseits zwei 
Leichtverwundete. Verluste der 
Russen nicht festgestellt. 
Eine von den Russen gegen 
den Bahnhof Miloslaw einge 
leitete Unternehmung ist ver 
hindert worden. 
2. Der Stationsvorstand Jo 
hannisburg und die Forstver 
waltung Bialla melden, daß 
heute nacht (1. zum 2.) eine 
stärkere russische Kolonne mit 
Geschützen die Grenze bei 
Schwidden (südöstlich Bialla) 
überschritten hat und daß zwei 
Schwadronen Kosaken Richtung 
Johannisburg reiten. Die Fern 
sprechverbindung Lyck—Bialla 
ist unterbrochen. 
Hiernach hat Rußland deut 
sches Reichsgebiet angegriffen 
und den Krieg eröffnet. 
Aus Allenstein wird von sechs 
Uhr nachmittags gemeldet: Bis 
her im allgemeinen an der 
Grenze nur kleinere Kavallerie- 
gefechte. Johannisburg, das von 
einer Eskadron des Dragoner- 
regimsnts 11 beseht ist, wird 
augenblicklich angegriffen. Die 
Bahn Johannisburg — Lyck ist 
bei Gutten unterbrochen, ebenso 
die Stichbahn nach Dlottowen. 
Verluste bisher auf russischer Seite etwa zwanzig Mann, 
auf deutscher Seite nur mehrere Leichtverwundete. 
Jn Eydtkuhnen sind russische Patrouillen eingeritten. Das 
Postamt Bilderweitschen ist nach sicherer Meldung zerstört. 
Der Feind überschritt die Grenze an vielen Stellen. 
Auf die Thorner Eisenbahnbrücke versuchte ein Mann 
vom Zuge aus eine Bombe zu werfen. Er wurde aber 
vorher dingfest gemacht. 
Wie man sieht, hatten die Rüssen an mehreren Stellen 
gleichzeitig angegriffen, die Wachsamkeit unserer Truppen 
verhinderte aber ein weiteres Vordringen über die Grenze. 
Ani Bahnhof Miloslaw, auf den sie es abgesehen hatten, 
konnten sie nichts ausrichten, weil er gut bewacht war. 
Miloslaw ist ein Ort von etwa dreitausend Einwohnern mit 
Zigarrenfabrik und Bierbrauerei. In seiner Nähe fand am 
30. April 1848 ein Gefecht zwischen polnischen Insurgenten 
unter Mieroslawski und preußischen Truppen statt. 
Besonders bedeutungsvoll an obiger Meldung war die 
Tatsache, daß bereits russische Geschütze über die Grenze 
gebracht worden waren. Es handelte sich demnach um 
einen wohlvorbereiteten Plan Rußlands, die Grenze an 
mehreren Stellen gleichzeitig zu überschreiten; wohlgemerkt, 
bereits vor der deutschen Mobilmachung beziehungsweise 
vor Abbruch der diplomatischen Beziehungen beider Länder. 
Die Russen hatten es Zweifellos bei all diesen ersten 
Angriffen auf unsere Eisenbahn abgesehen, denn Eisen 
bahnbrücken und Bahnhöfe sind zunächst die Angriffs 
ziele. Johannisburg, eine Stadt von etwa 3500 meist 
evangelischen Einwohnern, liegt nahe der wichtigen Eisen 
bahnlinie Allenstein—Insterburg. Von Johannisburg führt 
der Johannisburger Kanal nach dem Spirdingsee, und es 
wäre uns gewiß ein unangenehmer Verlust gewesen, wenn 
die Stadt, die eine evangelische Kirche, eine Präparanden- 
anstalt, landwirtschaftliche Winterschule, ein Amtsgericht, 
Hauptzollamt, zwei Oberförstereien, Sägemühlen, Holz 
flößereien und Fischereibetriebe besitzt, in russische Hände 
gefallen wäre. Aber unsere Erenzwacht in ihrer Friedens 
stärke genügte, um den wohlvorbereiteten und mit Artillerie 
unterstützten russischen Einfall abzuwehren. 
Die russischen Patrouillen, die in Eydtkuhnen eingeritten 
waren, sind, wie wir später sehen werden, bald wieder ver 
trieben worden. Eydtkuhnen ist als Erenzort wohl jedem 
bekannt, der einmal nach Rußland gefahren ist. Es ist ein 
Flecken von fast 4000 Einwohnern und der Handelswelt 
durch den dort betriebenen großen Güteraustausch bekannt. 
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Dev ostpveußische Kriegschauplaß. 
Der Ort ist Knotenpunkt der preußischen Staatsbahnlinie 
Königsberg—Eydtkuhnen und der russischen Staatsbahnlinie 
Landwarowo—Eydtkuhnen (Grenzstation Wirb allen). 
Der 1. August verlief also bereits im Kriegszustände 
mit Rußland, obgleich eine Kriegserklärung noch von keiner 
Seite abgegeben worden war. Anstatt einer solchen er 
folgten Aberfälle auf deutsches Gebiet, ein offensichtlicher 
Bruch des Völkerrechts. Die deutsche Regierung hatte ein 
Ultimatum an Rußland gerichtet, aber noch keine Antwort 
darauf erhalten. So blieb nichts weiter übrig, als daß sie, 
nachdem die völkerrechtswidrige Eröffnung der Feindselig 
keiten offenkundig geworden war, selbst den Krieg erklärte. 
Am 3. August traf endlich vom deutschen Botschafter 
in St. Petersburg, Grafen Pourtalos, die Meldung ein, daß 
er sich mit einer großen Anzahl deutscher Reichsangehöriger 
über Finnland nach Schweden eingeschifft habe. Die Kriegs 
erklärung war also überreicht und die diplomatischen Be 
ziehungen zwischen Deutschland und Rußland abgebrochen. 
Nachdem der Krieg nunmehr in aller Form erklärt war, 
gingen die deutschen Truppen, die sich bisher nur defensiv 
verhalten hatten, zur Offensive über. Sie suchten sich in 
erster Linie in den Besitz wichtiger russischer Eisenbahn 
linien zu setzen, um feste Stützpunkte für ihre Operationen 
und die größtmögliche Sicherung der rückwärtigen Ver 
bindungen zu gewinnen. Als erster Erenzort ist Kalisch 
besetzt worden. Das erste Bataillon des Infanterieregiments 
Nr. 155 mit einer Maschinengewehrabteilung und das 
Ulanenregiment Nr. 1 sind am Morgen des 3. August in ' 
Kalisch eingezogen und haben die Stadt besetzt. Die Stadt 
Kalisch ist die erste russische Station an der Linie Ostrowo—
	        
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