Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
gebrochen. Verluste nicht genau übersehbar, aber trotz 
schwersten anhaltenden Feuers wie durch ein Wunder viel 
geringer als zu erwarten. Meyer-Waldeck." 
Schließlich geben wir noch die folgenden zwei Tele- 
grarnrne über unsere deutschen Kriegschiffe vor Tsingtau 
wieder: 
Peking, 13. Novernber. 
Die „Exchange Telegraph Company" meldet: Die Ja 
paner haben zwei Kanonenboote, einen Zerstörer und fünf 
Transportschiffe erbeutet. Man glaubt, daß es leicht sein 
wird, den gesunkenen österreichischen Kreuzer „Kaiserin 
Elisabeth" durch ein Schwimmdock zu heben. 
Wien, 13. November. 
Vom Kommando Seiner Majestät Schiff „Kaiserin 
Elisabeth" ist durch Vermittlung der österreichisch-ungarischen 
Gesandtschaft in Peking die Meldung hier eingetroffen, daß 
das genannte Kriegschiff nach Erschöpfung der Munition 
versenkt worden sei, worauf seine Besatzung zu Lande 
weitergekämpft habe. Soweit bisher festgestellt werden 
werden mehrere feindliche Kavalleriedivisionen vor den 
verbündeten Armeen Hergetrieben. 
Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralstabes: 
v. Höfer, Generalmajor." 
In beiden Reichen erweckte diese Nachricht besondere 
Freude, denn nun war es amtlich anerkannt, daß Deutsch 
land Schulter an Schulter mit Österreich-Ungarn zusammen 
steht, den gemeinsamen Feind niederzuringen. Doppelte 
Spannkraft erfüllte jede Brust diesseits und jenseits der 
schwarzgelben Erenzpfähle, denn man fühlte sich auf beiden 
Seiten jetzt doppelt so stark. Die Waffenbrüderschaft wurde 
nicht mehr nur in Zeitungsartikeln verkündet, sondern sie 
betätigte sich offen und frei auf dem Schlachtfelde. Die 
führenden Wiener Blätter ließen es sich auch nicht entgehen, 
das gemeinsame Vorgehen der österreichisch-ungarischen und 
der deutschen Armee, oder wie wir sie jetzt nennen wollen, 
der Verbündeten, gebührend zu würdigen. Das „Fremden 
blatt" schrieb: „Die Tatsache, daß eine deutsche und eine 
österreichisch-ungarische Armee nunmehr vereint sind, um 
den gemeinsamen russischen Feind zu bekämpfen, wird sowohl 
bei uns wie in dem treuverbündeten Deutschen Reich die 
größte Genugtuung und aufrichtige Begeisterung hervor 
Kilophot G. m. b. H., Wien 
Österreichisch-ungarische Feldbahn mik deutscher Begleitmannschaft in Russisch-Polen. 
konnte, sind von der Schiffsbesatzung 8 Mann gefallen, 
Fregattenleutnant Baierle und 80 Mann verwundet. — 
Die deutschen Gefangenen und ihr Kommandant sind 
in japanischer Gefangenschaft und sollen, wenn die zu uns 
gekommenen Nachrichten auf Wahrheit beruhen, gut be 
handelt werden; auch habe Japan dem heldenmütigen Ver 
teidiger alle Achtung gezollt, indem den Offizieren ihre 
Degen belassen wurden. Die planvolle Verteidigung Tsing 
taus hat noch über dessen Fall hinaus gewirkt. Wiederholt 
kamen noch Nachrichten, daß japanische Schiffe auf deutsche 
Minen gestoßen und untergegangen seien. Eine Flatter 
mine bei den Festungswerken hat mehrere Wochen nach 
der Besitzergreifung durch die Japaner noch große Ver 
wüstungen angerichtet und den neuen Besitzern Tsingtaus 
zahlreiche Tote und Verwundete gebracht. — Zur Ergän 
zung unserer Darstellung verweisen wir noch auf unseren 
früher gebrachten Artikel „Das bedrohte Tsingtau" (Seite161). 
Das gemeinsame Vorgehen der Deutschen mit den 
Truppen der uns verbündeten Donaumonarchie auf dem 
östlichen Kriegschauplatz wurde zum erstenmal amtlich aus 
gesprochen in dem Telegramm des österreichisch-ungarischen 
Kriegspressequartiers vom 29. September: 
„Angesichts der von den verbündeten deutschen und 
österreichisch-ungarischen Streitkräften eingeleiteten neuen 
Operation sind beiderseits der Weichsel rückgängige Bewe 
gungen des Feindes im Zuge. Starke russische Kavallerie 
wurde unserseits bei Biecz zersprengt. Nördlich der Weichsel 
rufen. Es ist jetzt die Gelegenheit geboten, die Waffen 
brüderschaft auf das glänzendste zu bewähren, und mit 
hoffnungsvoller Zuversicht blicken wohl alle Völker der ver 
bündeten Staaten den Ereignissen entgegen, deren Szene 
der nördliche Kriegschauplatz werden mag." Die „Neue Freie 
Presse" wies auf das seit vierzig Jahren bestehende deutsch 
österreichische Bündnis hin und sagte: „Niemals in diesen 
vierzig Jahren hat Europa daran zweifeln können, wo 
Österreich-Ungarn stehen werde, wenn Deutschland von einer 
Gefahr bedroht sei, und wo Deutschland sein werde, wenn 
die Monarchie gegen einen Feind sich wehren müsse. Nun 
fechten beide Kaiserreiche im Norden zur Verteidigung ihrer 
Zukunft und Sicherheit, nun stehen sie fest zusammen, und 
die wärmste Sympathie begrüßt in Österreich wie in Ungarn 
die unüberwindliche Kampfgenossenschaft. Sehnsüchtige 
Wünsche begleiten sie auf allen Wegen." Und ähnlich sprachen 
sich die anderen führenden Blätter aus. 
Wir haben schon früher (Seite 365 u. folg.) von dem Ein 
fall der Russen in Ungarn gesprochen. Die Überschreitung der 
Karpathen durch die Russen war nur eine einzelne Begeben 
heit, die sich schon Anfang Oktober ihrem Abschlüsse näherte. 
An den Stellen, wo russische Truppen erschienen, im 
Uzsoker Passe und in der Gegend von Ökörmezö im Marma- 
roser Komitat, wurden sie am 1. Oktober geschlagen, so daß 
sie über die Grenze zurückgehen mußten. Auch in der 
Gegend von Körösmezö, dem südlichsten Punkt, an dem ein 
russischer Einfall stattfand, war die Vertreibung der ein 
gedrungenen russischen Kräfte im Gange, und binnen kurzem 
war diese Gegend gleichfalls vom Feinde gesäubert. Die 
Russen konnten kein Interesse daran haben» starke Truppen-
	        
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