Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

456 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15 
457 
MpR 
WWWWW^ 1118 
: , ««' 
mm 8' 
' -d/ 
....: ■ 
■;■■■'.. 
Nord über die serbische Grenze 
gegen Valjevo vorgedrungen. Es 
ist dies eine Stadt von über 
5000 Einwohnern, fast 200 Meter 
hoch am Oberlauf der Kolubara 
gelegen. Valjevo ist nicht nur als 
Kreuzungspunkt vieler Skraßen- 
züge, sondern auch deshalb von 
besonderer Wichtigkeit, weil es 
der Endpunkt der von Zabresze 
über Obrenovac gegen Süden 
führenden Eisenbahn ist. Als 
dann schon Mitte August ein 
großer Teil der österreichisch-un 
garischen Truppen vom serbischen 
Kriegschauplatz auf den nordöst 
lichen gegen die drohende russische 
Atbermacht geworfen werden 
mußte, räumten die im Süden 
Verbliebenen freiwillig- viele der 
bereits eroberten Stellungen, um 
sich mit Rücksicht auf das so ge 
schaffene Kräfteverhältnis vorerst 
auf eine reine Verteidigung der 
Grenzen der Monarchie zu be 
schränken. 
Als dann Anfang November 
die entscheidende Angriffsbewe 
gung gegen Serbien wieder ein 
setzte, als nach einem begeistern 
den Armeebefehl des Feldzeug 
meisters Potiorek (siehe das Bild 
Seite 419) die Armee sich rüstete, 
noch vor dem eigentlichen Winter 
den Feind zu besiegen, da richteten 
sich die Maßnahmen der über 
Schabatz vorrückenden Abteilungen 
in erster Linie gegen Valjevo. Nach 
dreitägigem Kampf überschritten 
die Österreicher am 9. November 
die Linie Loznica—Krupanj — 
Ljubovija. Sie zwangen den dort 
befindlichen Feind, der aus der 
ersten und dritten serbischen Armee 
mit zusammen 120000 Mann be 
stand, zurückzugehen. Nach dem 
Verluste seiner tapfer verteidigten 
Stellungen mußte er sich gegen 
Valjevo zurückziehen, während die 
österreichisch-ungarischen Truppen 
die Loznica östlich beherrschenden 
Höhen und den Hauptrücken der 
Sokolska planina südöstlich von 
Krupanj besetzten. Bald darauf 
gelangte nach erfolgreichem Kampf 
— 3000 Serben wurden gefangen 
genommen, darunter 40 Offiziere; 
ferner wurden 8 Belagerungs 
geschütze und 12 Maschinengewehre 
erbeutet — auch die von Krupanj 
nach Zavlaka führende breite Land 
straße in ihren Besitz. Unter steten 
Kämpfen und mit bewunderungs 
würdiger Tapferkeit ging es nun 
durch außerordentlich schwieriges 
Gelände frisch vorwärts. Um für 
den Abzug ihres Trains Zeit zu gewinnen, leisteten 
die Serben aber nördlich und westlich von Valjevo, auf 
das die österreichisch-ungarischen Truppen im Halbkreis 
marschierten, noch großen Widerstand. Am 14. November 
abends gelang es jedoch, den Schlüsselpunkt der feind 
lichen Stellung in den Höhen bei Kamenica zu erobern. 
Schon hier bemächtigte sich der k. u. k. Truppen bei 
ihrem schneidigen Vordringen vielfach eine solche Be 
geisterung, daß es den Offizieren große Mühe kostete, 
das weitere Vordrängen der Truppen in den Rahmen 
der strategischen Notwendigkeit zu zwingen. Unaufhalt 
sam stürmten sie vor und ließen durch ihre hartnäckige 
Verfolgung dem Gegner keine Zeit, sich in seinen 
zahlreichen, gerade bei Valjevo seit Jahren vorbereiteten 
Becelaere, Zonnebeke, Zand- 
voorde und südwestlich davon über 
Wytschaete und Hollebeke auf 
dpern, die Hauptstadt des gleich 
namigen Arrondissements (siehe 
Bild Seite 447), vorzutragen. Die 
verbündeten Gegner hatten dort 
große Truppenmassen, Franzosen, 
Engländerund Farbige, angehäuft 
und starke Feldbefestigungen an 
gelegt, die überdies durch zahl 
reiche schwere Artillerie verteidigt 
wurden. 
Am 30. Oktober gelang es ge 
mischten d eutsch en Trupp en,Zand - 
voorde zu erstürmen, wobei sich 
die 8. Jäger besonders auszeich 
neten. Die Kämpfe wurden, wie 
immer, durch Artilleriefeuer ein 
geleitet. Als die feindlichen Bat 
terien zum Schweigen gebracht 
waren und die Infanterie vorging, 
wurde sie mit mörderischem Klein 
gewehrfeuer überschüttet, das un 
sere angreifenden Bataillone wie 
derholtnötigte, sich im freien Felde 
niederzuwerfen und den Geschoß- 
hagel, der zum Glück etwas zu 
hoch gehalten war, über sich er 
gehen zu lassen. Sprungweise 
ging es gleichwohl vorwärts, und 
endlich setzten die Tapferen zmn 
unmittelbaren Sturm auf die 
feindlichen Schützengräben ein, 
die von englischen Eardehusaren 
beseht waren und tapfer verteidigt, 
vom Kampfesungestüm unserer 
Grünen aber, die im vordersten 
Treffen sich befanden, genommen 
wurden. Was sich nicht ergab, 
wurde niedergemacht oder in die 
Flucht geschlagen. Noch aber war 
nicht die ganze Arbeit getan, galt 
es doch, nun auch die Ortschaft 
in unseren Besitz zu bringen. 
Das führte zu einem stunden 
langen erbitterten Straßenkampfe, 
in dem die Engländer sich als 
hartnäckig kämpfende Gegner er 
wiesen, die größtenteils nicht nur 
gut zu schießen, sondern auch 
zufällige Umstände vorzüglich aus 
zunutzen und sich besonders in den 
Häusern vortrefflich zu verbergen 
wußten. Wenn unsere Feldgrauen 
schon glaubten, daß eine Straße 
vom Feinde gesäubert sei, dann 
mußten sie immer wieder die Er 
fahrung machen, daß eine Ab 
teilung sie aus irgendeinem ande 
ren Versteck unter Feuer nahm. 
So kam es, daß Haus für Haus 
genommen werden mußte. Erst 
als in der darauffolgenden Nacht 
unsere Artillerie am Eingänge des 
Dorfes abprotzte und mit den 
Verhauen und den von dem Feinde besetzten Häusern aus 
räumte, nahm der Straßenkampf ein Ende. 
Das Bombardement von Zeebrügge. 
(Hierzu das Bild Seite 456/457.) 
Zeebrügge, die belgische Handels- und Hafenstadt, ist 
durch einen Kanal mit Brügge verbunden und hat von Jahr 
zu Jahr im Handels- und Seeverkehr an Bedeutung zu 
genommen. 50—60 Millionen Mark kostete den Belgiern 
dieser Hafen. 
Der Weltkrieg hat auch hier seine Spuren hinterlassen: 
die Bevölkerung ist geflücht-.t, und die Deutschen haben 
den Ort besetzt. An der Nordseeküste gelegen, war auch 
Der Sturm auf Zandvoorde. 
(Hierzu die Bilder Seite 445—460.) 
Die wochenlangen Kämpfe in Flandern und in der 
äußersten Nordwestecke Frankreichs wurden mit der größten 
Hartnäckigkeit und Erbitterung durchgeführt. Die vorwiegend 
flache Bodenbeschaffenheit, wovon unsere Ansicht der Um 
gebung von Becelaere (Seite 446) eine Vorstellung gibt, 
ermöglichte nur ein ganz allmähliches Vorwärtsdringen, 
wobei anfangs der Artillerie, dann der Jnfanterieschaufel 
und zuletzt dem Basonett die Hauptrollen zufielen. 
Als der Hauptsache nach Dirmuiden und Birschoote von 
Norden her im Sturm genommen und der Vperleekanal nach 
heißen Kämpfen überschritten war, galt es, den Kampf über 
Stellungen neu zu ordnen. Nach kurzen Kämpfen wur 
den am 15. die Nachhuten vor Valjevo geworfen und 
zum Teil gefangen genommen. Im Sturm ging es nun 
auf die Stadt selbst zu, die am selben Abend noch erobert 
wurde. 
.Der Kampf war kurz, aber ungemein erbittert. Der 
Hauptangriff erfolgte von Südwest. Die österreichisch 
ungarische Artillerie zeichnete sich hier wieder rühmlich aus, 
aber auch die Infanterie — die im Anmarsch zuweilen schon 
wegen der Eelandeschwierigkeiten Unerhörtes geleistet hatte 
— focht geradezu bewundernswert. 
Die Beute war groß: über 8000 Mann wurden gefangen 
genommen, reiche Verpflegungsvorräte und viel Kriegs 
material fiel in die Hände der Sieger. 
Die Beschief von Zee 
brügge durch > slheKvieg- 
schiffeam 23.Rnrber1914. 
Nach einer OrWchnung von 
Professor W
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.