Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
447 
hierauf die Maas, nahmen den gefährlichen Weg durch 
Sümpfe und Wassergräben, zwischen den französischen Vor 
posten und schlafenden Biwaks, und sprengten sodann den 
Bahndamm. Einer der Offiziere, die an dem Streich teil 
genommen haben, erzählte: Es war Nacht, stockfinster, starker 
Regen und heulende Winde verbargen unsere Bewegungen. 
Wir mutzten mitten durch die feindlichen Linien der franzö 
sischen Befestigungen schleichen, die diesseits der Maas von 
starken Posten bewacht wurden. Es gelang uns, trotz der fran 
zösischen Bewachung die Brücke kaltzustellen. Wir waren 
bis auf die Knochen natz, mit Schlamm bedeckt, durchfroren, 
mit Sprengladungen auf dem Nacken und Zündschnüren 
unter der Mütze. So durchschwammen wir den Flutz, 
wateten bis an die Knie im Schlamm, bis wir an jene Stelle 
kamen, die wir zu zerstören beabsichtigten. Dort legten 
wir die Sprengladungen, zündeten sie an und zogen uns 
sodann schleunigst zurück. Die durch die Explosion aufmerk 
sam gemachten Kavalleriepatrouillen beschossen uns, aber 
der Sumpf rettete uns diesmal. Der Rückweg war derselbe. 
Wir erreichten in wilder Fahrt unsere Quartiere. Leider 
kostete unsere Tat dem zweiten Leutnant und einem Unter 
offizier das Leben. 
Am 26. September meldete das Große Hauptquartier, 
daß der Feind unter Ausnutzung seiner Eisenbahnen einen 
weit ausholenden Vorstotz gegen die äußerste rechte Flanke 
des deutschen Heeres eingeleitet habe. Eine hierbei auf 
Bapaume vorgehende französische Division wurde von den 
schwächeren deutschen Kräften zurückgeworfen. In der 
Mitte der Schlachtfront kam unser Angriff an einzelnen 
Stellen vorwärts. 
Gegen Schluß des Monats machten die Verbündeten 
nochmals gewaltige Anstrengungen, um die Deutschen 
durch Angriffe von verschiedenen Seiten her zu schwächen. 
Es gab Ausfülle aus Toul und Verdun, die aber erfolgreich 
von uns zurückgeschlagen wurden. Wir machten zahl 
reiche Nachtangriffe, die von unserer Heeresleitung nicht 
gemeldet, wohl aber im französischen Tagesbericht vom 
29. September vermerkt wurden, bezeichnenderweise ohne 
datz man hinzufügte, welchen Erfolg diese Nachtangriffe 
hatten. Daraus ist zu schließen, daß die Erfolge auf 
unserer Seite waren. Der französische Tagesbericht mel 
dete weiter, datz sich die Franzosen in den Argonnen und 
an der Maas starken Befestigungen gegenüber sähen. Ein 
Anlauf, den rechten Flügel der deutschen Armee zu um 
gehen, ist vollständig gescheitert. Unsere zahlreichen Ver 
suche, die französische Front zu durchbrechen, fügten den 
Feinden sehr starke Verluste bei, und selbst Londoner Blätter 
berichteten, datz die Verbündeten außerordentlich geschwächt 
seien. Am 30. September gab die deutsche Heeresleitung 
folgenden Bericht aus: Nördlich und südlich Albert vor 
gehende überlegene feindliche Kräfte sind unter schweren 
Verlusten für sie zurückgeschlagen. Aus der Front der 
Schlachtlinie ist nichts Neues zu melden. An den Argonnen 
geht unser Angriff stetig — wenn auch langsam — vorwärts. 
Vor den Sperrforts an der Maaslinie keine Veränderung. 
In Elsatz-Lothringen stieß der Feind gestern in den mittleren 
Vogesen vor. Seine Angriffe wurden kräftig zurückgeworfen. 
* * 
* 
Im fernen Osten hatten sich unsere Helden tapfer ge 
wehrt, und mit Stolz verzeichneten wir ihre Taten, soweit 
wir aus den trüben englischen Nachrichtenquellen davon 
Kunde erhielten. Wir haben zuletzt erzählt (Seite 206), 
datz die kleine Besatzung Tsingtaus ihre gelben Feinde ge 
schlagen und ihrer 2500 vernichtet habe. Dann kamen 
lange, bange Tage, in denen wir nichts weiter erfuhren, aber 
wohl ahnten, datz die Japaner alle ihre Kraft zusammen 
rafften, um der Besatzung Tsingtaus den Untergang zu be 
reiten. Während dieses Harrens griffen wir begierig nach der 
kleinsten Nachricht über die Unsrigen, die in Ostasien für uns 
bluteten. Wir erfuhren da auch, datz die Verschwörung Eng 
lands und Japans zur Vernichtung von Tsingtau schon von 
Phot. Dr. Trenkler & Co., Leipzig. 
Das Rakhaus in Apern. 
Infolge der Überschwemmung der Küstengebiete um Nieuport ist Ypern zuin Mittelpunkt der schweren Kämpfe in Westflandern geworden, in deren Verlauf 
auch das altertümliche Rathaus schwer gelitten hat. Die Stadt, einst Sitz ausgebreiteter Tuchfabrikation, zählt etwa 20 000 Einwohner und liegt an der 
kanalisierten Yperlee. Sie war schon in früheren Jahrhunderten, während der Kriege mit Frankreich und Spanien, der Schauplatz häufiger Belagerungen 
und Beschießungen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.