Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Anreitende russische Kavallerie wird vr drei deutschen Infanteristen beschossen 
Nach einer OriginalzINUNg von E. Zimmer. 
„Vielen Dank für Dein 
Telegramm von gestern 
nacht. Ich habe ein drin 
gendes Telegramm an 
Nikolaus geschickt, in dem 
ich ihm meine Bereitwillig-- 
keit ausgesprochen habe, 
alles zu tun, was in mei 
ner Macht steht, um die 
Wiederaufnahme der Ver 
handlungen zwischen den 
beteiligten Mächten zu för 
dern. Georg." 
Telegramm des 
deutschen Botschafters 
tn London vom 1. Au 
gust 1914: 
' „Soeben hat mich Sir 
Edward Grey ans Tele 
phon gerufen und mich 
gefragt, ob ich glaubte, 
erklären zu können, daß 
für den Fall, daß Frank 
reich neutral bliebe in 
einem deutsch-russischen 
Kriege, wir die Franzosen 
nicht angriffen. Ich erklärte 
ihm, ich glaubte die Verant 
wortung hierfür überneh 
men zu können. 
Lichnowsky." 
Telegramm des 
Kaisers an den König 
von England vom 1. Au 
gust 1914: 
„Ich habe soeben die 
Mitteilung Deiner Regie 
rung erhalten, durch die 
sie die französische Neutra 
lität unter der Garantie 
Großbritanniens anbietet. 
Diesem Anerbieten war die 
Frage angeschlossen, ob 
unter diesen Bedingungen 
Deutschland darauf ver 
zichten würde, Frankreich 
anzugreifen. Aus techni 
schen Gründen muß meine 
schon heute nachmittag nach 
zwei Fronten, nach Osten 
und Westen angeordnete 
Mobilmachung vorberei 
tungsgemäß vor sich gehen. 
Gegenbefehl kann .nicht 
mehr gegeben werden, weil 
Dein Telegramm leider zu 
spät kam. Aber wenn mir 
Frankreich seine Neutrali 
tät anbietet, die durch die 
englische Armee und Flotte 
garantiert werden muß, 
werde ich natürlich von 
einem Angriff auf Frank 
reich absehen und meine 
Truppen anderweitig ver 
wenden. Ich hoffe, Frank 
reich wird nicht nervös 
werden. Die Truppen an 
meiner Grenze werden ge 
rade telegraphisch und tele 
phonisch abgehalten, die 
französische Grenze zu über 
schreiten. Wilhelm." 
Telegramm des 
Reichskanzlers an den 
Kaiserlichen Botschafter 
in London vom 1. Au 
gust 1914: 
„Deutschland istbereit, 
auf den englischen Vor 
schlag einzugehen, falls sich 
England mit seiner Streit 
macht für die unbedingte 
Neutralität Frankreichs im 
deutsch-russischen Konflikt 
verbürgt. Die deutsche 
Mobilmachung ist heute auf 
Grund der russischen Her 
ausforderung erfolgt, be 
vor die englischen Vor 
schläge hier eintrafen,' in 
folgedessen ist unser Auf 
marsch an der französischen 
Grenze nicht mehr zu än 
dern. — Wir verbürgen 
un' aber dafür, daß die 
französische Grenze bis 
Montag, 3. August, abends 
7 Uhr durch unsere Truppen 
nicht überschritten wird, 
falls bis dahin die Zusage 
Englands erfolgt ist. 
v. Bethmann Hollweg." 
Telegramm des 
Königs von England an 
den Kaiser vom 1. Au 
gust 1914: 
„In Beantwortung 
Deines Telegramms, das 
soeben eingegangen ist, 
glaube ich, daß ein Miß 
verständnis bezüglich einer 
Anregung vorliegen muß, 
die in einer freundschafl- 
lichen Unterhaltung zwi 
schen dem Fürsten Lich 
nowsky und Sir Edward 
Grey erfolgt ist, als die 
Frage erörtert wurde, wie 
ein wirklicher Kampf zwi 
schen der deutschen und 
französischen Armee ver 
mieden werden könne, so 
lange noch die Möglichkeit 
besteht, daß ein Einver 
ständnis zwischen Österreich 
und Rußland zustande 
kommt. Sir Edward Grey 
wird den Fürsten Lich 
nowsky morgen früh sehen, 
um festzustellen, ob ein 
Mißverständnis auf seiner 
Seite vorliegt. Georg." 
Telegramm oes 
Kaiserlich en Botsch af- 
ters in London an 
den Reichskanzler vom 
2. August 1914: 
„Die Anregung des 
Sir Edward Grey, die auf 
dem Wunsche beruht, die 
Mö glichkeit d auernd er N e u- 
tralität Englands zu schaf 
fen, ist ohne vorherige 
Stellungnahme gegenüber 
Frankreich und ohne Kennt 
nis der Mobilmachung er 
folgt und mzrmschen als 
völlig aussichtslos aufge 
geben. Lichnowsky." 
Statt dessen waren 
England, Rußland und 
Frankreich untereinan 
der einig, über Deutsch 
land und Österreich her 
zufallen, wobeies beson 
ders auf die Vernich- 
tungderdeutschenMacht 
abgesehen war. Das 
Intrigenspiel, das jetzt 
vor aller Welt enthüllt 
ist, war damals noch 
zu wenig bekannt, und 
während etwa achtund 
vierzig Stunden hatte 
es fast den Anschein, als 
ob es noch möglich sei, 
den Krieg zu verhüten. 
Der Zweck des ganzen 
Manövers war einzig
	        
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