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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
Das Schlachtfeld bei Soldau wird von deutschen Landsturmmännern nach Gefallenen abgesucht.
Phot, leipziger Prepe-Nuro,
lichen Reiter wurde auf einmal jeder Busch und Baum
lebendig, und unter dem mörderischen Feuer unserer Ge
wehre und Geschütze wälzte sich bald ein dichter Knäuel
der vorgedrungenen Russen.
Am Sonnabend, den 14. November, meldete die oberste
deutsche Heeresleitung, daß die Entscheidung bei Soldau
noch nicht gefallen sei. Allein am 18. November durch
eilte unerwartet die Siegesbotschaft die Lande, daß der
Feind südöstlich Soldau bis Mlawa zurückgeworfen sei.
Diese Siegesbotschaft löste namentlich bei den geängstigten
Grenzbewohnern Ostpreußens lauten Jubel aus. Hatte'
sich doch wieder zahlreiche Bewohner zur Flucht gewandt,
auch in Soldau, wo der Bahnhofvorsteher durch seine Be
sonnenheit und Ruhe viel Unheil verhütete. Als die rus
sischen Geschosse schon zwischen dem Soldauflusse und
dem Bahnhofstellwerk einschlugen, meldete er seiner Dienst
behörde, daß noch keine Gefahr vorhanden sei. So konnten
viele Bewohner in aller Ruhe die Stadt verlassen.
Die Krönung aller Operationen stellte die Gefangen
nahme von etwa 30 000 Russen und der Verlust zahlreicher
Geschütze dar. Die russische Kavallerie hatte vor Soldau
keinen glücklichen Tag, und statt der erhofften Lorbeeren
wurden ihr blutige Rosen.
Das Telephon im Kriege.
Aus Feldpostbriefen.
(Hierzu die Bilder Seite 390, 391, 394 oben.)
„Am 25. Oktober rief mich unser Batteriechef zu sich
und erklärte mir, daß er gerne eine Beobachtungstelle er
richten wollte, und zwar weiter vorne vor der Batterie.
Ich erwiderte, daß wir keine Elemente und keinen Draht
mehr hätten. Er sagte nur: Ich muß die Leitung
haben und verlasse mich auf Sie, sehen Sie zu, wie Sie
es anfangen° Um halb fünf Uhr (es war elf Uhr vor
mittags) muß die Telephonleitung fertig sein, um sechs
Uhr will ich schießen. Punkt! So, nun stand ich da!
Zum Überlegen hatte ich nicht lange Zeit, sondern ich warf
mich auf mein Pferd und ritt 15 Kilometer weit in
die nächste Stadt. Hier bekam ich unter größten Schwierig
keiten drei Elemente und etwa 2000 Meter Draht. Schnell
stens sauste ich wieder zurück, meldete mich und erntete
Dank von meinem Oberleutnant. Jetzt wurde mir
an Hand der Karte die Lage des Feindes gezeigt, da
mit ich mich nicht verlaufen konnte. Ich trat nun um
zwei Uhr den gefährlichen Weg an. Ausgerüstet mit
meinem Apparat, einem Revolver und Säbel zog ich nun
— Phot. Leipziger Presse-Büry,
Deutsche Infanterie zieht auf dem Nrarsche nach Nklawa durch das von den Russen zerstörte Städtchen Soldau.