Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Phot. R. Sennecke, Berlin. 
In weit vorgeschobener Stellung durch das Feldtelephon in Verbindung mit dem Kommando. 
worden waren. Unser Bild auf 
Seite 393 zeigt uns einen von einein 
Augenzeugen skizzierten Angriff un 
serer Truppen auf solch ein einsames 
Gehöft im Argonnenwald. Sieg 
reich sind die Deutschen in demWald- 
abschnitt vorgedrungen, da stoßen sie 
plötzlich auf das mitten im Walde 
gelegene Gehöft, in dem sich die Fran 
zosen verschanzt haben. Alle Fenster 
und Dachluken sind zu Schießscharten 
benutzt, aus denen ein heftiger Kugel 
regen auf die Vordringenden her 
niederprasselt. Da hilft kein Stutzen 
und Zaudern, das Gehöft muß ge 
nominen werden, soll der Angriff 
weiter vorwärts getragen werden 
können. Und mutvoll stürzen unsere 
braven Truppen vorwärts, nicht ach 
tend der Kugeln, die bald hier, bald 
da ihr Opfer finden. Aber schon ist 
die Tür erreicht, die mit wuchtigen 
Kolbenschlägen eingeschlagen wird. 
Der Eingang ist erzwungen, und 
nun beginnt in den engen Gängen 
und Räumen ein letzter erbitterter 
Kampf mit dem Bajonett, bis dem 
Feind die schützende Stellung ge 
nommen ist. 
gesperrt. Sogar aus Bäumen hatten die Franzosen ihre 
Maschinengewehre angebracht, von denen herab sie ein 
wirksames Feuer auf den Gegner eröffnen konnten. Überall 
im Walde waren geräumige Baumhütten mit Kochstätten 
errichtet, die erkennen ließen, daß sich die Franzosen hier 
für eine längere Verteidigung wohl vorbereitet hatten. 
Durch Sturmangriffe war den im Walde eingenist->ten 
Franzosen nicht beizukommen, da in dem dicht verzweigten 
Ünterholzgestrüpp ein geschlossenes, kräftiges Vorwärts 
dringen einfach ausgeschlossen war. Einer erfolgreichen 
Beschießung durch die Artillerie stellten sich ebenfalls große 
Schwierigkeiten in den Weg, und auch die Aufklärung durch 
unsere Flieger versagte hier. So entspann sich denn ein 
Einzelkampf von Stellung zu Stellung, häufig Mann gegen 
Mann, ein gegenseitiges Überlisten, bei dem es baÄ vor 
wärts, bald rückwärts ging. Aber unaufhaltsam wählten 
sich unsere Truppen doch tiefer in den Wald ein, gewan 
nen hier und dort an Boden in e'nem Kampfe, der an 
Romantik und Eigenart sonst nicht seinesgleichen hat. „Wir 
haben", schreibt ein anderer Kampfteilnehmer, „hauptsäch 
lich gegen die französischen Alpenjäger gefochten, die eine 
sehr gute Truppe und vorzüglich für diesen Waldkampf vor 
geübt sind. Sie gleiten durch das Strauchwerk der Wälder, 
ohne einen Laut hören zu lassen, und kämpfen mit der 
größten Zähigkeit. Wenn sie herankommen, da gibt es 
kein Pfeifen, keinen geflüsterten Be 
fehl. Alles ist still, bis fie sich mit 
der Wut von wilden Tieren 
stürzen. Von allen Seite 
das Feuer auf uns ein, 
denken manchmal im ersten Augen 
blick, daß in der Dunkelheit unsere 
eigenen Kameraden auf uns schießen. 
So kämpfen wir den ganzen Tag 
lang, stets in der Erwartung eines 
Überfalles oder eines Hinterhaltes, 
und wir müssen furchtbar auf der 
Hut sein. Es herrscht ein aufregen 
des Hin und Her» eine Atmosphäre 
der Spannung undder Überraschung, 
die bisweilen an die romantischen 
Abenteuer aus den Jndianergeschich- 
ten und an die Kämpfe im Urwald 
denken läßt." 
Besonders heftig waren auch die 
Kämpfe in der Umgegend der Forst- 
häuser, Blockhütten und Ansiedlun 
gen, die, einsam und verborgen im 
Walde gelegen, von den Franzosen 
zu kleinen Festungen ausgestaltet 
Wie Ulanen und Husaren zwei französische 
Kavalleriebrigaden vernichteten. 
(Hierzu das Bild Seite 396/397.) 
Wir ritten am 4. Oktober auf einer Landstraße in 
Frankreich in aller Ruhe dahin, wir: die ... Ulanen und 
das Husarenregiurent Nr... nebst einer Abteilung Dragoner. 
Auf einmal kommt ein Meldereiter dahergejagt und bringt 
die Nachricht, daß 2000 Meter vor uns zwei feindliche 
Kavalleriebrigaden, also doppelt so viel als wir, gesichtet 
worden sind. Wir ritten noch 500 Meter Schritt, dann 
stellten wir pns zugweise auf. Und nun ging es im Galopp, 
die Lanze gefällt und den Säbel am Faustriemen am 
Arm, vorwärts. Wie schlugen unsere Herzen! Ein jeder 
von uns wußte, was es heißt, gegen eine zweifache Über 
macht zu kämpfen. Dem Kameraden schnell noch einmal 
die Hand gedrückt, ein letztes stilles Gebet, dem treuen 
Pferde noch einmal den Hals geklopft, und dann hurra 
drauf los! Die Trompete blies zum verstärkten Galopp. 
Bald waren wir in einer Talmulde, dann ging's über 
einen Hügel, und auf 200 Meter erblickten wir den Feind. 
Auch er kam im Galopp auf uns zu: wir hörten schon die 
Pferde schnaufen. Auf 100 Meter ruft unser Rittmeister:' 
„Festsitzen!", auf 30 Meter sehe ich, wie er seinen Revolver 
und der Tübrer der französischen Reiterei 
Prinz Leopold von Bayern (X), der Führer der Bayern vor Verdun, kehrt von einer 
besichtigung in sein Hauptquartier zurück.
	        
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