Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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Regen, eine äußerst praktische Kopf 
bedeckung , zumal mit graugrünem 
Überzug. Die Käppis anderer Natio 
nen sind zwar-leichter, durchlüften aber 
kaum besser als der hierfür eingerichtete 
Helm, bieten weniger Deckung und 
weichen bei anhaltender Nässe durch. 
Die berüchtigte Pickelhaube hat ihre 
Daseinsberechtigung wiederum be 
wiesen. 
Das graue Tuch der Mannschaft 
trägt sich im großen und ganzen gut 
und bewährt sich bei Hitze wie Nässe. 
Als Kragen halte ich den bei Offizieren 
vielfach noch angetroffenen Stehkragen 
des Rockes für durchaus unpraktisch, 
für sehr geeignet dagegen den herunter 
klappbaren Stehumfallkragen mit aus 
wechselbarer Halsbinde. Er bietet dem 
Hals genügend Schutz gegen Kälte und 
Wind, was bei erhitzenden Märschen 
ebenso wichtig ist wie im Winter, wäh 
rend er zugleich die Möglichkeit der 
Lüftung im Sommer zuläßt, ohne 
den Eindruck des Unordentlichen zu er 
wecken. Der niedrige Halskragen dürfte, bei meist durch 
schwitzter und beschmutzter Halsbinde — saubere Hände 
sind im Felde selten anzutreffen — nicht empfehlenswert 
erscheinen. Was die langen Hosen und Schaftstiefel betrifft, 
so halte ich die kurzen Hosen und Schnürstiefel der Fran 
zosen für zweckentsprechender. Wenn es zu erreichen wäre, 
müßte man natürlich eine getrennte Sommer- und Winter 
kleidung für den Soldaten anstreben; indessen begegnet 
dies großen Schwierigkeiten, die kaum zu überwinden sein 
dürften. 
An die zweckdienliche Tönung der feldgrauen Farbe hat 
sich das Auge bereits so gewöhnt, daß einem das hier und 
da bei Etappen- und Besatzungstruppen von Landsturm- 
männern angetroffene „zweierlei Tuch" Blau-Rot nicht nur 
als veraltet, sondern geradezu als unkriegerisch und unschön 
im Felde erscheint. Die bisherigen Kriegserfahrungen haben 
erwiesen, daß für die Sicherheit der Truppe im Felddienst 
die Entfernung sämtlicher farbigen und glänzenden Merk 
male sowie der groben Unterschiede zwischen Offizieren und 
Mannschaften dringend geboten ist. 
Wie die Bekleidung, so ist die Beköstigung eine im Felde 
„„ , _ r Phot. Franz Otto Koch. 
Bäckereikolonne im Felde. 
Einige der Feldbäcker sind gerade beim Mittagessen. Die Backöfen werden alle vier Stunden neu mit 
Brot beschickt. 
Feldbacköfen, im Hintergründe die großen wasserdichten Zelte, in denen der Brotteig 
hergerichtet wird. 
nicht immer einfach zu regelnde Lebensfrage. Mit Hilfe 
unserer fahrbaren Feldküchen, über die jede Kompanie ver 
fügt, ist es uns möglich, die vom Kampf erschöpften Truppen 
mit warmer, kräftiger Nahrung zu versehen. Daß ander 
seits Ereignisse eintreten können, wo ein Borziehen der 
Bagagen und Feldküchen bis zum Truppenteil nicht möglich 
ist, so namentlich bei schnellem Vorwärtsbringen und in 
gebirgigen Gegenden, dürfte einleuchten und ist nicht der 
Organisation zur Last zu legen. Zu solchen Zeiten wird 
vom eisernen Bestände gelebt: Konserven, Zwieback, Kaffee. 
Die Konserven, insbesondere Fleischkonserven, können kalt 
gegessen werden, oder man erwärmt sie ein wenig, wodurch 
man die kräftigste Fleischbrühe mit gutem Rind- und ande 
rem Fleisch erhält. Für Feldküchen wird eine große Zahl 
der Büchsen gleichzeitig geöffnet und häufig mit Reis oder 
Erbsenwürfeln verkocht. Es kommt für die Ernährungs 
frage sehr in Betracht, ob der Kriegschauplatz in ärmeren 
Gegenden, im eigenen Lande oder in fruchtbaren Teilen 
des feindlichen Gebietes liegt. Wenn letzteres der Fall ist, wie 
in Nordfrankreich, so ist es geboten, von den Vorräten des 
Landes zu leben, was die Lösung der Ernährungsfrage sehr er 
leichtert. Die reichen Viehbestände, die 
man in Belgien und Nordfrankreich 
auf saftigen Weiden und in den 
Ställen sieht, die zahlreichen Gemüse-, 
Kartoffel- und Rübenvorräte liefern 
die Grundlage für schmackhafte und 
in der Abwechslung kräftigende Mahl 
zeiten unserer Vaterlandsverteidiger. 
Nicht immer ist es leicht, ihnen solche 
zu beschaffen. An Eefechtstagen —- 
und wann gäbe es Tage, wo unsere 
Leute nicht auf der Lauer liegen oder 
zum Sturm vorgehen müssen? — wer 
den die Feldküchen erst bei Dunkel 
werden aus den mehrere Kilometer 
hinter der Kampflinie befindlichen ge 
deckten Stellungen oder Dörfern an 
die Truppe herangezogen. So kommt 
es, daß die Eefechtstruppen ihre warme 
Hauptmahlzeit abends oder nachts ein 
nehmen und für den folgenden Tag 
mit kaltem Fleisch und Brot sowie 
Tee oder Kaffee versehen werden. Das 
Brot wird in großen Feldbäckereien an 
den Etappenorten, wenn möglich aus 
den Mehlvorräten der in Betrieb ge 
haltenen Mühlen, hergestellt. Wo 
Weizenvorräte vorhanden sind, gibt es 
dann neben dem üblichen Kommißbrot 
auch das gerngesehene gute Weißbrot. 
Die Versorgung mit Getränken ist 
ebenso wichtig wie die mit Speisen. Vor 
dem Wassertrinken wird von ärztlicher 
Seite mit Recht immer wieder gewarnt. 
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