Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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Bordeaux vom Zollamt aus gesehen. 
Zivilisation gefeiert wurde. — Arn Sedantage erfolgte dann 
eine Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Kron 
prinzen bei Sorbey, in der Nähe von Longuyon, von der 
wir auf Seite 339 eine anschauliche Schilderung geben 
(sielte auch die Kunstbeilage). 
Alle unsere Siegesmeldungen waren von der amtlichen 
Erklärung begleitet, daß kein Mißerfolg bisher verheimlicht 
worden sei. Diese Versicherung mochte insofern nicht ganz 
überflüssig erscheinen, als in manchem durch die Fülle der 
Siege die Besorgnis entstehen konnte, ob die vielen Er 
folge auch nicht übertrieben oder Mißerfolge unterdrückt 
worden seien. Das war aber nicht der Fall. Schon die 
kurze, knappe Form der Berichte ließ erkennen, daß 
unsere Heeresleitung sich auf die einfache Mitteilung von 
Tatsachen beschränkte. Eine weitere solche Meldung aus dem 
Hauptquartier vom 3. September machte folgendes bekannt: 
„Die Kavallerie der Armee des Generalobersten v. Kluck 
streift bis Paris. Das Westheer hat die Aisnelinie über 
schritten und setzt den Vormarsch gegen die Marne fort. 
Einzelne Vorhuten haben sie bereits erreicht. Der Feind 
befindet sich vor den Armeen der Generalobersten v. Kluck, 
v. Bülow, v. Hausen und des Herzogs von Württemberg 
im Rückzug auf und hinter die Marne. Vor der Armee 
des deutschen Kronprinzen leistete er im Anschluß an Verdun 
Widerstand, wurde aber nach Süden zurückgeworfen. Die 
Armeen des Kronprinzen von Bayern und des General 
obersten v. Heeringen stehen immer noch starkem Feind in 
befestigten Stellungen im französischen Lothringen gegen 
über. Im oberen Elsaß streifen deutsche und französische 
Abteilungen unter gegenseitigen Kämpfen. 
Der Eeneralquartiermeister v. Stein." 
Diese schwerwiegenden Nachrichten wurden noch ver 
stärkt durch eine amtliche Pariser Meldung, daß deutsche 
Truppen bei Compiogne eingetroffen seien. Compiogne 
liegt von Paris in einer Entfernung von etwa 80 Kilo 
meter. Auch in Soissons, das nur wenig weiter entfernt 
ist, lagen deutsche Truppen. Die Engländer hatten die 
Lügenmeldung verbreitet, daß sie den deutschen Vorposten 
zehn Kanonen abgenommen hätten. Schon im Jahre 1870 
wurde Soissons belagert und ergab sich der deutschen Maas 
armee. Auch damals war die französische Regierung nach 
Bordeaux geflohen, aber erst im Dezember,- vorher hatte 
sie in Tours Aufenthalt genommen. Diesmal hat die fran 
zösische Regierung Paris schon wesentlich früher verlassen. 
Denn schon am 3. September verbreitete sie folgenden 
Aufruf: 
„Franzosen! 
Seit mehreren Tagen stellen erbitterte Kümpfe unsere 
heldenhaften Truppen und die feindliche Armee auf die 
Probe. Die Tapferkeit unserer Soldaten hat ihnen an 
mehreren Punkten bemerkenswerte Vorteile eingetragen, 
dagegen hat uns im Norden der Vorstoß der deutschen 
Streitkräfte zum Rückzüge gezwungen. Diese Lage nötigt 
den Präsidenten der Republik und die Regierung zu einem 
schmerzlichen Entschluß. Um über das Heil der Nation zu 
wachen, haben die Behörden die Pflicht, sich zeitweilig von 
Paris zu entfernen. Indessen wird der hervorragende Ober 
befehlshaber der französischen Armee voll Mut und Be 
geisterung die Hauptstadt und ihre patriotische Bevölkerung 
gegen die Eindringlinge verteidigen. 
Aber der Krieg soll gleichzeitig im übrigen Lande weiter 
geführt werden. Ohne Furcht und Nachlassen, ohne Aufschub 
und Schwäche wird der heilige Kampf für die Ehre der 
Nation und die Sühne des verletzten Rechtes weitergehen. 
Keine unserer Armeen ist in ihrem Bestände erschüttert. 
Wenn einige von ihnen sehr bemerkenswerte Verluste er 
litten haben, so sind die Lücken sofort von den Depots aus 
wieder ausgefüllt worden. Der Aufruf der Rekruten sichert 
neue Quellen an Menschen und Energie. Widerstand und 
Kampf, das soll die Parole der verbündeten englischen, 
russischen, belgischen und französischen Heere sein. Wider 
stand und Kampf, während die Engländer uns zur See 
helfen und die Verbindungen unserer Feinde mit der Welt 
abschneiden; Widerstand und Kampf, während die russischen 
Armeen weiter vorrücken, um einen entscheidenden Stoß 
in das Herz des Deutschen Reiches zu führen! Es ist die 
Aufgabe der republikanischen Regierung, diesen hartnäckigen
	        
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