Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Eisenbahnknotenpunkt von den Deutschen unter General 
v. Kameke vom 7. bis 14. Dezember belagert und durch 
eine kurze, aber heftige Beschießung zur Übergabe ge 
zwungen. 
Am 2. September meldete das Große Hauptquartier, 
daß am 31. August auch die Feste Eivet gefallen sei. Das 
Große Hauptquartier fühlte sich veranlaßt, zu diesem Er 
eignis am 3. September noch eine besondere Erklärung zu 
geben und unserer österreichischen Bundesgenossen zu ge 
denken. Diese amtliche Kundgebung hat folgenden Wort 
laut : 
„Bei der Wegnahme des hoch in Felsen gelegenen 
Sperrforts Eivet haben sich ebenso wie im Kampfe um 
Namur die von Österreich zugesandten schweren Motor 
batterien durch Beweglichkeit, Treffsicherheit und Wirkung 
vortrefflich bewährt. Sie haben uns ausgezeichnete Dienste 
geleistet. Die Sperrbefestigungen Hirson, Les Ayvelles, 
Seine Majestät der Kaiser befand sich während des Ge 
fechtes bei der Armee des Kronprinzen und verblieb die 
Nacht über inmitten der Truppen. 
Generalquartiermeister v. Stein." 
Ein bedeutender Sieg ist es, den der deutsche Kron 
prinz unter den Augen seines kaiserlichen Bakers am Vor 
abend des Sedantages errungen hat. Bald nach dem 
zweifachen Siege von Saint Quentin und nachdem das 
Vordringen gegen die Aisnelinie eben bekannt gegeben 
war, gelang es, in den Rücken der großen Festungslinie 
von Verdun und Toul zu kommen und das Grenzboll 
werk der Franzosen, das bisher den Angriffen des Kron 
prinzen Rupprecht und des Generalobersten v. Heeringen 
standgehalten hatte, zu umgehen. Gerade dieser Umstand 
fiel besonders ins Gewicht, weil dadurch der Verteidigungs 
plan der Franzosen empfindlich gestört wurde. — 
Es ist nur zu begreiflich, daß die fortschreitenden Er- 
Phot. Berliner Illustrations-Gesellschaft m. b. H, 
Ausmarsch türkischer Truppen aus Konstantinopel. 
Condo, La Före und Laon sind ohne Kampf gewonnen. 
Damit befinden sich sämtliche Sperrbefestigungen im nörd 
lichen Frankreich außer der Festung Maubeuge in unseren 
Händen. Gegen Reims ist der Angriff eingeleitet." 
Eivet liegt im Nordzipfel des französischen Departe 
ments Ardennes an beiden Ufern der Maas. Es liegt 
südlich von Dinant und Namur und ist von Namur 37 Kilo 
meter entfernt. Als Station der großen belgischen Zentral 
bahn ist Eivet von großer Bedeutung. Die Befestigungen, 
die die in drei Gruppen geteilte Stadt auf den Höhen um 
geben, sind ebenso wie das auf 215 Meter hohem Felsen 
erbaute Charlemont am linken Ufer der Maas erhalten, 
obschon die Festung als solche nach 1874 aufgegeben wurde. 
Am 2. September machte der Große Eeneralstab fol 
gendes bekannt: 
„Die mittlere Heeresgruppe der Franzosen, etwa zehn 
Armeekorps, wurde gestern zwischen Reims und Verdun 
von unseren Truppen zurückgeworfen. Die Verfolgung 
wird heute fortgesetzt. Französische Vorstöße aus Verdun 
wurden abgewiesen. 
folge der Deutschen in Paris Schrecken und Erregung ver 
breiteten. Die französische Regierung faßte den Plan, 
die Hauptstadt zu verlassen und ihren Sitz nach dem Süden 
zu verlegen. In den Straßen war jeder dritte Laden ge 
schlossen, und an den Schaufenstern wurden Zettel befestigt, 
auf denen zu lesen war: Der Besitzer und seine Angestellten 
sind im Felde. Alle Kraftwagen wurden mit Beschlag be 
legt, um frisches Fleisch zu den Truppen an der Ostgrenze 
zu bringen. Die Untergrundbahn schränkte den Betrieb 
ein, und den Wachtdienst besorgten nur noch Frauen. Die 
Umgebung der Stadt machte den Eindruck eines Feld 
lagers. Wälle wurden aufgeschüttet, Gräben aufgeworfen 
und mit Drahtseilen und Holzplatten gegen Annäherungen 
abgesperrt. Nach acht Uhr wurden die Cafos gesperrt, 
und nach halb neun erhielt man nichts mehr zu essen. Das 
ganze Bois du Boulogne wurde in einen ungeheuren Schaf- 
stall verwandelt, und auf der Rennbahn von Longchamps 
standen Tausende von Rindern, Hammeln und Kälbern. 
Das waren die äußerlichen Folgen der furchtbaren 
Fehler der französischen Politik. Eine französische Kund- 
•f
	        
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