Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Nach einer Aufnahme von (Keneralvverarzt Dr. Wlvenmann. 
Longwy am 27. August 1914 nach der Belagerung. 
Französische Arbeiter aus Longwy-Bas sind unter deutscher Bewachung mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. 
lothringischen Schlachtfeldern in den Tagen vorn 18. bis 
22. August unter der Führung des Kronprinzen von Bayern 
glänzend zurückgeschlagen wurde. Inzwischen war auch 
die Armee des deutschen Kronprinzen im Anschluß an die 
Bewegungen der Armee des bayrischen Kronprinzen in 
der Richtung auf Longwy vormarschiert und im Tale der 
Chiers und den benachbarten Höhenzügen auf starke feind 
liche Kräfte gestoßen. Am 22. August entwickelte sich hier 
unter Führung des deutschen Kronprinzen die große Schlacht 
bei Longwy. Zu beiden Seiten, von Longwy, die Festung 
selbst noch in einen Belagerungsring einschließend, im Tale 
der Chiers und auf den Höhenrücken von Romain-Cosnes 
vorgehend, griffen die deutschen Truppen den Feind mit 
einer unwiderstehlichen Tapferkeit an. Der Ansturm war 
hier so gewaltig, daß die Franzosen an verschiedenen Stellen 
in voller Auflösung aus ihren befestigten Feldstellungen 
zurückgeworfen wurden. Von einem Teilnehmer an den 
Kämpfen wird die Schlacht unter anderem wie folgt ge 
schildert: 
„In der glühenden Augustsonne gingen wir gegen 
einen bis an die Nasenspitze verschanzten Feind vor. Die 
Franzosen hatten in dem kupierten Gelände ausgedehnte 
Feldbefestigungen angelegt. In dem Wiesengrund, den 
wir zu passieren hatten, waren langausgedehnte Wolf 
gräben angelegt, die mit Heu und Gras überdeckt waren. 
Als wir in Schützenlinie 2000—2500 Meter vorgegangen 
waren, erhielten wir plötzlich Feuer. Die Geschosse drangen 
von allen Seiten auf uns ein. Ein Haferfeld versperrte 
uns die Aussicht, so daß wir die feindlichen Schützen nicht 
sehen konnten, die sich auf unsere Stellung eingeschossen 
hatten. Wir mußten teilweise stehend schießen, was natür 
lich sehr unangenehm war. Doch mit Hurra ging es vor 
wärts, und bald war auch diese Stellung genommen. Am 
Dorfrande war eine feindliche Batterie aufgefahren, die von 
einer Abteilung der Unseren im Sturm genommen wurde. 
Dann ging es mit Hurra in das Dorf hinein. Hier hatten 
sich die Franzosen in den Häusern verschanzt. Sie schossen 
aus den Fenstern und Türen auf uns. < Der Zeichner hat diese 
Szene in dem Bilde auf Seite 313 festgehalten.) Es gab er 
bitterte Einzelkämpfe, bis wir den Feind aus dem Dorfe 
hinausgetrieben hatten. Auf der Höhe von Romain sahen 
wir die feindlichen Linien zurückfluten." 
So weit die Schilderung des Mitkämpfers. Der Tag 
brachte den glänzenden Sieg des deutschen Kronprinzen, der 
am nächsten Tage, 23. August, seinen energischen Vorstoß fort 
setzte. Die zur Verfolgung des Feindes vorgeschickte Kavallerie- 
division fand das Gelände mit fortgeworfenen Gewehren, 
Tornistern und sonstigen Ausrüstungsgegenständen der Fran 
zosen wie übersät ... Der Sieg war ein vollständiger und 
glänzender, er gewinnt noch dadurch an Bedeutung, daß 
diese Schlacht mit der Anlehnung an die Kämpfe weiter 
südlich in Lothringen die größte war, die bis dahin die 
Kriegsgeschichte zu verzeichnen hatte. Sie dehnte sich auf 
der Linie von Longwy bis nach Mülhausen aus, auf der 
sich wohl an die zwei Millionen Streiter auf beiden Seiten 
befanden. Der Kaiser verlieh dem deutschen Kronprinzen 
für sein siegreiches Eingreifen bei Longwy das Eiserne Kreuz 
erster und zweiter Klasse. Von den zurückbleibenden Truppen 
wurde dann der Angriff gegen die Festung Longwy fort 
gesetzt. Die Festung selbst überragt die Stadt gleichen 
Namens, die eine Einwohnerschaft von etwa 9000 Seelen 
zählt. Die Festungsanlagen rühren noch von dem be 
rühmten Festungsbaumeister Vauban her. Die Lage ist 
vortrefflich, sie beherrscht das Tal der Chiers sehr gut. Roch 
im Feldzuge von 1870/71 machte der Platz unseren Truppen 
viel zu schaffen; dauerte die Belagerung damals doch vom 
5. September bis zum 26. Januar. Diesmal war der 
Widerstand nur von kurzer Dauer, denn bereits drei Tage 
nach der Schlacht bei Longwy mußte sich die Festung der 
Belagerung durch den deutschen Kronprinzen ergeben (siehe 
auch Seite 177). Unter der Beschießung hatten auch Teile 
der Stadt zu leiden, weil aus den Häusern auf unsere Trup 
pen geschossen wurde. Unser Bild auf Seite 314 zeigt die 
Wirkung der deutschen Beschießung des unteren Stadt 
teiles, der in einen Trümmerhaufen verwandelt worden 
ist. Zerborstene Mauern, zusammengestürzte Dächer und 
ausgebrannte Häuser zeigen die Zerstörung, die der eherne 
Schritt des Krieges in seinem Gefolge hat. Besonders 
stark ist die Gegend am Wasserwerk mitgenommen. Am 
26. August ergab sich der Kommandant der Festung dem 
deutschen Kronprinzen, der damit die erste französische 
Festung in dem Kriege von 1914 erobert hatte. Etwa 
3500 Mann Franzosen und das gesamte Festungsmaterial 
fielen in unsere Hände. Rach dem Einzuge der Deutschen 
wurde sofort die Ordnung wieder hergestellt. Wir sehen 
auf unserem Bilde, wie unter deutscher Bewachung franzö 
sische Arbeiter mit der Aufräumung der Zerstörung beschäf 
tigt sind. Heute ist ganz Longwy in deutschen Händen und 
bildet als Lazarettplatz und Stützpunkt für unsere Truppen 
bewegungen einen wichtigen Platz.
	        
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