Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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wendig in der Front brauchen, so hat Seine Majestät die 
Mobilmachung des Landsturms befohlen. Der Landsturm 
wird zur Sicherung der Etappenlinien und zur Besetzung 
von Belgien mit herangezogen werden. Dieses unter 
deutsche Verwaltung tretende Land soll für die Heeres 
bedürfnisse aller Art ausgenutzt werden, um das Heimat 
gebiet zu entlasten. 
Der Eeneralquartiermeister v. Stein." 
War je, solange die Menschheit gegeneinander ringt, ein 
solches Schauspiel erlebt worden? In ungeheurer Breite dehnt 
sich die deutsche Front im Westen — Kronprinz Rupprecht 
von Bayern, die Generale v. Kluck, v. Bülow, v. Hausen, 
Herzog Albrecht von Württemberg, der deutsche Kronprinz, 
General v. Heeringen — sie alle, die unsere Heere be 
fehligen, sind Sieger geblieben in einem beispiellosen 
Ringen gegen die französische Verzweiflung, die gerade 
bei einem so ehrliebenden und tapferen Volke zur Auf 
opferung des letzten Mannes und des letzten Blutstropfens 
führen mutz. 
Von Belfort aus bis nach Antwerpen hatte sich der 
Schauplatz dieses Ringens ausgedehnt. An zahlreichen 
Stellen hat der Gegner den Durchbruch versucht — aber 
gleich von eisernem Willen beseelten Mauern setzten deutsche 
Männer sich dem Anprall entgege.ii. 
Wieder treten eine Reihe neuer Namen an das Ohr des 
deutschen Volkes und der ganzen Welt, Namen von Männern, 
die zeigen, was deutsche Kraft und Tüchtigkeit vermag. Nur 
ganz allmählich lernten wir unsere Führer in diesem Kampfe 
kennen. Der deutsche Kronprinz, Kronprinz Rupprecht von 
Bayern, Herzog Albrecht von Württemberg, v. Hindenburg 
und v. Emmich nicht zu vergessen, das waren die einzigen 
Namen, die man bisher als Führer des ungeheuren Heeres 
kannte, und nun tauchten wieder vier deutsche Helden 
empor, denen wir nicht nur grotze Siege, sondern auch die 
Freiheit unseres Volkes, den Sieg in diesem Weltkrieg mit 
zu danken haben werden. 
Einige kurze Lebensabrisse dieser verdienten Männer aus 
kundiger Feder finden unsere Leser auf Seite 200, 266, 
319; weitere werden in späteren Heften folgen. 
Die Eroberung von Longwy und Namur haben wir 
bereits geschildert (Seite 177 und 270). Schon am 
28. August folgte eine weitere Siegesmeldung: 
„Die englische Armee, der sich drei französische Terri 
torialdivisionen angeschlossen hatten, ist nördlich Saint 
Quentin vollständig geschlagen. Sie befindet sich im vollen 
Rückzüge über Saint Quentin. Mehrere tausend Gefangene, 
sieben Feldbatterien und eine schwere Batterie sind in 
unsere Hände gefallen. Südöstlich Meziöres haben unsere 
Truppen unter fortgesetzten Kämpfen in breiter Front die 
Maas überschritten. Unser linker Flügel hat nach neun 
tägigen Gebirgskämpfen die französischen Eebirgstruppen 
bis in die Gegend östlich Epinal zurückgetrieben und be 
findet sich in weiterem siegreichen Fortschreiten. Der 
Bürgermeister von Brüssel hat dem deutschen Kom 
mandanten mitgeteilt, datz die französische Regierung der 
belgischen die Unmöglichkeit eröffnet habe, sie irgendwie 
offensiv zu unterstützen, da sie selbst völlig in die Defensive 
gedrängt sei. Der Generalquartiermeister v. Stein." 
Nachträglich wurde bekannt, datz die Armee Bülow in 
der Schlacht bei Saint Quentin gegen vier französische 
Armeekorps und drei Reservedivisionen gekämpft hatte. 
Die Schlacht war heitz und dauerte fast zwei Tage. Alle 
Waffen hatten in diesen Kämpfen an Tapferkeit und Aus 
dauer miteinander gewetteifert. Reich war die Beute: 
6 Fahnen, 59 Geschütze, 55 Maschinengewehre, 6800 Waffen, 
10800 Gefangene waren in unsere Hände gefallen. 
Ein Bild von her Verfolgung des Feindes nach der 
Schlacht bei Saint Quentin gibt der nachstehende Feld 
postbrief: 
„Liebe Eltern! 
Mit diesen Zeilen will ich versuchen, Euch eine Schilde 
rung der für uns siegreichen Schlacht von Saint Quentin 
zu geben. Ihr könnt Euch denken, datz es unmöglich ist, 
all die persönlichen Eindrücke und augenblicklichen Ereig 
nisse und Empfindungen auf dem Papier wiederzugeben 
und zu schildern. 
Nachdem wir am 28. August nachmittags ohne grotze 
Schwierigkeiten die Oise überschritten hatten — die Brücke 
Die Kaserne in Maubeuge, deren Fenster zum Teil noch mit Sandsäcken verbarrikadiert sind.
	        
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