Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Phot. Hohmann, Berlin. 
Transport eines Flugzeuges. 
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Am 8-. Oktober wurde bekannt, daß die serbische Re 
gierung von Risch nach llsküb übergesiedelt sei. Der König 
hatte sich schon am 5. Oktober in ein kleines Dorf zurück 
gezogen, um seine Tage in Entsagung im Jaslievicagebirge 
zu verbringen. Das Sofioter Blatt „Dnevnik" meldete 
auch, das; der König über nichts mehr unterrichtet sei und 
auch für nichts mehr Interesse zeige und das; seine Ab 
dankung bevorstehe. Meutereien wurden von verschiedenen 
serbischen Regimentern gemeldet. Besonders zügellos erwies 
sich das 17. Infanterieregiment, das den Brigadekomman 
danten Budonowcz, der sich gerade bei dem Regimente auf 
hielt, sowie den Oberst dieses Regiments, Malevics, und 
viele andere Offiziere erschoß. Die gegen das meuternde Re 
giment entsandten Mannschaften konnten nichts ausrichten. 
Schließlich sei noch die Aussage eines Advokaten aus 
Belgrad wiedergegeben, der in der serbischen Armee als 
Offizier gedient hatte und verwundet in österreichische 
Gefangenschaft geraten war. Der Offizier sagte: „Ich 
war in der letzten Zeit dem Oberkommando zugeteilt 
und kann auf Grund amtlicher Mitteilungen angeben, 
daß die Zahl der serbischen Toten und Verwundeten 
60 000 Mann übersteigt. In der Armee herrschen außer 
Cholera die Ruhr und der Hungertyphus in furchtbarer 
Weise. In der serbischen Armee kämpfen jetzt alle Männer 
von 16—56 Jahren, aber auch viele Weiber. Die Mann 
schaften erhalten seit dem 15. September keine Löhnung 
mehr, die Offiziere die Hälfte des Kriegssoldes. In der 
Bevölkerung herrscht Hungersnot. Für den König und 
Paschitsch ist die Stimmung im ganzen Lande gefährlich." 
So hat Serbien nur noch die Wahl Zwischen einem 
Ende mit Schrecken oder einem Schrecken ohne Ende. 
* ^ * 
Unsere kriegerischen Taten im Westen waren bisher ein 
einziger Siegeszug. Es gab fast keinen Tag, der nicht 
neue große Siegesnachrichten brachte, und ein Extrablatt 
von Siegesmeldungen jagte das andere. Die kürze Zeit 
der Russenherrschaft in Ostpreußen war der einzige Wermuts 
tropfen, der die allgemeine Freude störte. Aber auch diese 
Leidenszeit ging vorüber. Eine neue Welt tat sich vor 
allen auf, als am 27. August vom westlichen Kriegschauplatz 
folgende Meldung verbreitet wurde: 
„Das deutsche Westheer ist neun Tage nach Beendigung 
seines Aufmarsches unter fortgesetzten siegreichen Kämpfen 
in französisches Gebiet von Cambrai bis zu den Südvogesen 
eingedrungen. 'Der Feind ist überall geschlagen und be 
findet sich im vollen Rückzüge. Die Größe seiner Verluste 
an Gefallenen, Gefangenen und Trophäen läßt sich bei der 
gewaltigen Ausdehnung der Schlachtfelder in zum Teil 
unübersichtlichem Wald- und Gebirgsgelände noch nicht 
annähernd übersehen. — Die Armee des Generalobersten 
v. Kluck hat die englische Armee bei Maubeuge geworfen 
und sie heute südwestlich Maubeuge unter Umfassung er 
neut angegriffen. — Die Armeen des Generalobersten 
v. Bülow und des Generalobersten Freiherrn v. Hausen 
haben etwa acht Armeekorps französischer und belgischer 
Truppen zwischen Sambre, Ramur und Maas in mehr 
tägigen Kämpfen vollständig geschlagen Und verfolgen sie 
jetzt östlich Maubeuge vorbei. Ramur ist nach zweitägiger 
Beschießung gefallen. Der Angriff auf Maubeuge ist ein 
geleitet. Die Armee des Herzogs Albrecht von Württem 
berg hat den geschlagenen Feind über den Semois verfolgt 
und die Maas überschritten. Die Armee des deutschen 
Kronprinzen hat eine befestigte Stellung des Feindes 
vorwärts Longwy genommen und einen starken Angriff 
aus Verdun abgewiesen. Sie befindet sich im Vorgehen 
gegen die Maas. Longwy ist gefallen. — Die Armee des 
Kronprinzen von Bayern ist bei der Verfolgung in Loth 
ringen von neuen feindlichen Kräften aus der Stellung von 
Nancy und aus südlicher Richtung angegriffen worden. 
Sie hat den Angriff zurückgewiesen. Die Armee des 
Generalobersten v. Heeringen setzt die Verfolgung in den 
Vogesen nach Süden fort. Das Elsaß ist vom Feinde ge 
räumt. — Aus Antwerpen haben vier belgische Divisionen 
gestern und vorgestern einen Angriff gegen unsere Ver 
bindungen in Richtung auf Brüssel gemacht. Die zur 
Abschließung von Antwerpen zurückgelassenen Kräfte haben 
diese belgischen Truppen geschlagen. Dabei wurden viele 
Gefangene gemacht und Geschütze erbeutet. Die belgische 
Bevölkerung hat sich fast überall an den Kämpfen beteiligt. 
Daher sind strengste Maßnahmen zur Unterdrückung des 
Franktireur- und Bandenwesens angewandt worden. Die 
Sicherung der Etappenlinien mutzte bisher den Armeen 
überlassen bleiben. Da diese aber für den weiteren Vor 
marsch die zu diesem Zweck zurückgelassenen Kräfte not-
	        
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