Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 
thuen ein schweres Geschütz abzu 
nehmen und die hart bedrängte 
Grenzbefestigung Bilek völlig zu be 
freien. 
Ich betrachte es als Ehrenpflicht, 
diese von Heldenmut und Opfer- 
freudigkeit zeugenden Taten der 
tapferen Eebirgsbrigade allen Kom 
mandos und Truppen sofort mit 
dem Beifügen bekanntzugeben, daß 
ich selbstverständlich nicht ermangelt 
habe, diese Ruhmestaten unserer 
Kameraden im Süden Seiner Maje 
stät alleruntertänigst zu melden. 
(gez.): Erzherzog Friedrich, 
General der Infanterie." 
Bilek ist ein Städtchen in der 
Herzegowina an der montenegrini 
schen Grenze und an der Trebinjcica 
gelegen; es ist ein strategisch wich 
tiger befestigter Erenzort (siehe auch 
die Kartenskizze Seite 178) gegen 
Montenegro an der Straße nach 
Stolatz. 
Die in der Linie Avtovac—Lipnik 
und südwärts stehende 3. Eebirgs 
brigade begann am 30. August den 
Angriff gegen die im Raume Bilek 
stehenden feindlichen anderthalb Bri 
gaden, die sich zu einem allgemeinen 
Vorgehen gegen die befestigten Stel 
lungen von Bilek anschickten, auf 
die die Montenegriner an den drei 
vorausgegangenen Tagen bereits ein 
Bombardement aus schwerem Feld 
geschütz mit geringein Erfolg unter 
halten hatten. Generalmajor Pon- 
gracz befahl ollgemeinen, in Front 
geführten Angriff. 
In den ersten Morgenstunden er 
öffneten die österreichisch-ungarischen 
Truppen den Kampf gegen den in 
Aberzahl b.findlichen Feind, der von 
serbischen und russischen Offizieren ge 
führt wurde. Den Oberbefehl über 
die Montenegriner führte Brigadier 
Vukotic, der als einer der besten mon 
tenegrinischen Offiziere gilt. Die von 
den k.u.^.Truppen mit großem Schneid 
eingeleiteten Gefechte warfen zwar 
die Montenegriner im ersten Ansturm 
aus den durch Erdbefestigungen ge 
schützten Stellungen. Es gelang aber 
dem mit Tapferkeit kämpfenden Feind, 
sich wieder zu sammeln und Gegen 
stöße zu unternehmen. Die öster 
reichisch-ungarischen Truppen warfen 
jedoch am Abend des zweiten Kampf 
tages den Feind von neuem im Bajo- 
netlsturm, wobei ihre Gebirgsartillerie 
den Montenegrinern sehr schwere Ver 
luste zufügte. Ein am dritten Kampf 
tage unternommener letzter Versuch 
der Montenegriner, die vorgehenden 
k. u. k. Truppen aus den neuen Stel 
lungen wieder zu verdrängen, endete 
mit einem vollständigen Zusammen 
bruch der Angreifer, die unter Zurück 
lassung schwerer Geschütze und zweier Eebirgskanonen sich 
fluchtartig zurückzogen, ohne die Verwundeten mitnehmen 
zu können. 
150 Montenegriner wurden abgeschnitten und ge 
fangen genommen. Die Zahl der gefallenen Montene 
griner war sehr groß. Die österreichisch-ungarischen Ver 
luste waren verhältnismäßig gering. — 
Eine bedeutende Schlacht hatten die Österreicher und 
Ungarn gegen die Serben am 6. September auszufechten, 
von der das Pressebüro der Landesverteidigung folgende 
erste Meldung gab: 
„Gestern, am 6. September, wurde die serbische Timok- 
1914. 
division, die die Save bei Mitrowitza überschritt, gleich 
von den österreichisch-ungarischen Truppen gesprengt. 
Alles, was nicht gefallen ist, wurde gefangen genommen. 
Bisher wurden 5000 Mann gefangen und viel Kriegs- 
material erbeutet. ^ ^^al der Infanterie." 
Aber diese Schlacht haben wir bereits auf Seite 178 
einen kurzen Bericht gegeben. Hier mögen nun noch einige 
weitere Einzelheiten folgen, und zwar nach dem Bericht 
eines Mitkämpfers: 
„Der Kampf begann in der Nacht vom 5. auf den 
6. September um halb ein Uhr nachts. Zuerst war es 
Eingreifen dtz Artillerie in 
derSchLachtiElllenburg— 
Nordenburg-Angerburg. 
Nach einer Lrigi alzeichnung von 
O. m rte. 
serner Kanonendonner, dem wir als etwas Alltäglichem 
nicht viel Bedeutung beilegten. Gegen halb vier Uhr früh 
war auch das Feuer von Maschinengewehren vernehmbar, 
doch wurde auf österreichisch-ungarischer Seite auch jetzt 
noch nicht ernst angegriffen. Erst gegen halb zehn Uhr 
vormittags, als die Serben die Save schon überschritten 
hatten, nahmen wir den Kampf ernstlich auf. Schon bei 
seinem Beginn zeichneten sich einzelne unserer Offiziere 
durch bewundernswerte Ausdauer aus. So brachte ein 
Offizier, der schon verwundet war und sich nur mühsam 
mit Händen und Füßen vorwärtsbewegen tonnte, den 
weiter rückwärts liegenden Truppen eine für die Kampf- 
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führung wichtige Meldung über die 
Stärke und den Aufmarsch der ser 
bischen Truppen. 
Eine verhältnismäßig kleine Ab 
teilung der unten liegenden öster 
reichisch-ungarischen Armee ging zu 
erst ins Gefecht, trug das Feuer bis 
auf 200 Schritt an den Gegner heran 
und hielt dort trotz der Abermacht 
der Serben mit Aufopferung in 
zähestem Kampfe bis vier Uhr nach 
mittags den Gegner zurück. 
Rach vier Uhr nachmittags kam 
Verstärkung, die nun mit den Ser 
ben den Hauptkampf aufnahm. 
Wieder ein heldenhaftes Ringen, das 
dank der Hingabe unserer Truppen 
nach dreistündiger Dauer zu unseren 
Gunsten entschieden war. Gegen 
sieben Uhr abends verstummte das 
serbische Feuer allmählich, da unsere 
Truppen immer weitere Verstärkun 
gen erhielten. Der Kampf dauerte 
noch in den Abendstunden kurze 
Zeit fort, bis der Rest der Serben 
genötigt war, sich bedingungslos zu 
ergeben, wodurch uns 5000 Serben 
als Gefangene in die Hände fielen. 
Die Serben ergaben sich keines 
wegs, wie es in den Berichten hieß, 
ohne weiteres. Von einem Schwenken 
der weißen Tücher haben wir, die wir 
im Felde standen, wenigstens nichts 
bemerkt. Es muß als alleiniges Ver 
dienst unserer Truppen hingestellt 
werden, daß diese elfstündige Schlacht 
mit einem so schönen Erfolge der 
Unseren endete. Unsere Truppen 
haben, vom Offizier angefangen bis 
zum letzten Mann, einen Heldenmut 
und eine Ausdauer bewiesen, wie 
man sie selten finden wird. Es war 
ein sehr schwerer Kampf, in dem sich 
die Serben ehrenvoll benommen 
haben, und man würde ihnen un 
recht tun, wollte man ihre Kampfes 
weise verurteilen." 
Das im vorstehenden Bericht den 
Serben gezollte Lob wird wesentlich 
beeinträchtigt durch die Aussagen 
eines anderen Mitkämpfers, der die 
Serben nur als Räuberbande be 
trachtet und auch versichert, daß sie 
Dumdumgeschosse gebrauchen. Von 
dieser Schlacht erzählt er noch weiter, 
daß von den 6000 Gefangenen jeder 
einzeln entwaffnet werden mußte, 
da die österreichisch-ungarischen Trup 
pen einen solch engen Kreis um sie 
geschlossen hatten, daß sie nicht 
schießen konnten. 7000 Serben wur 
den in die Save gedrängt, so daß 
diese sich staute und eine rote Fär 
bung zeigte. Aus einem anderen 
uns vorliegenden Bericht lassen wir 
noch einige Einzelheiten aus dem 
Endkampf auf der Savebrücke fol 
gen: Kaum hörten wir den Lärm 
und das Getrampel der Flüchtenden auf der Brücke, vor 
deren Eingang eine serbische Batterie stand, als wir auch 
schon zur Hand waren. Auf ungefähr 120 Schritt schossen 
wir in die dichten Haufen hinein, so daß sie zu Dutzenden 
zusammenstürzten. Im Nu hatten wir die serbischen Ge 
schütze gegen die Brücke gewendet und auf die flüchtenden 
Serben abgefeuert; zum Glück waren viele von den Serben 
selbst bereitgestellte Schrapnelle vorhanden. Die auf der 
Brücke in Massen sich drängenden Feinde konnten nicht 
ourch, da die Ein- und Ausgänge verstopft waren; die 
meisten fielen oder sprangen in die Save und ertranken. 
Hunderte wurden zusammengeschossen; das Flußufer war
	        
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