Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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der Befehl zuin Angriff auf die französischen Stellungen 
westlich und östlich von Dieuze. Die Franzosen hatten 
gegenüber von Burg-Altdorf eine Vorstellung am Monacker 
Walde nordwestlich von Vergaville eingenommen. Sie 
wurden hier von unseren Truppen unter starkes Feuer ge 
nommen, das sie lebhaft erwiderten. Unter der Wucht 
unserer Maschinengewehre lieh das französische Gewehr- 
feuer indessen bald nach, und unsere Leute drangen trotz 
des Hindernisses, das der hochstehende Hafer auf den Fel 
dern bot, mit ungestümer Tapferkeit gegen den Feind vor, 
sich immer wieder 311 Zügen und Kompanien zusammen- 
schliehend und den Angriff vorwärts tragend. Während 
des Vorgehens fiel es uns auf, dah aus einigen Häuschen 
in den Weinbergparzellen nördlich des Monacker Waldes, 
in denen sich angeblich Verwundete befinden sollten, ein 
heftiges Flankenfeuer kam. Unsere Truppen machte!! 
diesem schändlichen Treiben ein rasches Ende, erschossen 
die Insassen !lnd legten die Häuser in Trümmer. Den 
rechten Flügel des Feindes eroberten die deutschen Truppen 
durch einen glänzenden Bajonettangriff. Die Franzosen 
kamen ins Wanken, wichen und flüchteten rennend auf ihre 
Hauptstellung zu. Die mit französischen Gefallenen be- 
bei unseren: Nahen selbst. Die Franzosen liehen sich zu 
Hunderten gefangennehmen und baten flehentlich um ihr 
Leben. Wie wenig Widerstandskraft die Franzosen trotz 
ihres so viel gerühmten „Elans" besahen, kann durch mancher 
lei Tatsachen bewiesen werden. Aus einem Bahnhofgebäude 
zun: Beispiel haben drei Gruppen unserer Leute, die stark 
in der Minderheit waren, eine französische Besatzung von 
mehreren hundert Mann herausgeholt. Die Franzosen er 
öffneten aus dem Gebäude heraus zwar auf die wenigen 
anrückenden Deutschen ein Feuer, steckten dann aber bald, 
als sie sahen, dah sich unsere Leute in ihrem Vorgehen da 
durch nicht abschrecken liehen, auf etwa 100 Meter eine 
weihe Fahne heraus, un: sich zu ergeben und ihr Leben 
in Sicherheit zu bringen. Demgegenüber waren die deutschen 
Truppen von einem Heldenmute beseelt, der die glänzendsten 
Leistungen hervorbrachte. Auch links von uns ging, wie wir 
beobachteten, das Gefecht schnell voran, der Feind flüchtete 
auf Dienze zurück, um von dort den Rückzug auf Luneville 
anzutreten. In den Kämpfen bekam man den Eindruck, 
dah die französischen Verwundeten ganz planmähig auf 
unsere Truppen schiehen, die sich ihnen nähern. Eine ganze 
Anzahl deutscher Krieger hat auf diese Weise das Leben 
Wes die belgischen Soldaten in Antwerpen zurückgelassen haben. " cncnisste tfotrlimcanji, ?lm,terdam. 
Bekleidungsstücke und zertrümmertes Hansgerät liegen in wirrem Durcheinander aus deu Straßen. 
deckten Acker legten Zeugnis davon ab, welch grausige Ernte 
hier der Tod gehalten hatte. Alles drängte nun auf die 
Hauptstellung zurück, aus der ein verdecktes inörderisches 
Artilleriefeuer unsere tapferen Truppen aufzuhalten ver 
suchte. Aber vergebens! Vorwärts ging es mit unwider 
stehlicher Gewalt, die Höhen hinauf, und unter diesem 
Stohe und dem tatkräftigen deutschen Artilleriefeuer muhte 
der Feind seine Hauptstellung räumen. Er tat es auf der 
ganzen Linie; denn von Vergaville bis Dieuze waren die 
Strahen wie übersät mit gefallenen Franzosen, mit Lebel- 
gewehren und Tornistern, die die Flüchtenden weggeworfen 
hatten, um in ihrem Laufe unbehindert zu sein. Wagen 
ladungen von französischen Patronen bedeckten hier den 
Boden. Wie wir schon bei der Einnahn:e der französischen 
Vorstellung Maulesel gefunden hatten, die noch mit Ma 
schinengewehren und anderem Material bepackt waren, so 
fielen uns auch in der Hauptstellung des Feindes Batterien, 
darunter solche allerschwersten Kalibers, in die Hände, deren 
Pferde noch nicht einnml ausgespannt waren, sondern er 
schossen im Geschirr an der Erde lagen. Auch der ganze 
Weg von VergaviNe bis Geblingen war mit Rothosen be 
deckt. was den Schluh zuläht, dah auch auf dem Rückzüge 
dem Gegner schwere Verluste beigebracht worden sind. Ein 
französischer Major, der sein Bataillon davonlaufen sah, 
stellte sich auf die Böschung eines Grabens und erschoh sich 
eingebüht, darunter auch ein Oberst. Rach diesen trüben 
Erfahrungen ist man dazu übergegangen, die französischen 
Verwundeter:, bevor man sie versorgt, erst daraufhin zu 
untersuchen, ob sie noch in: Besitz von Waffen sind. 
Moderne Festungen. 
(Hierzu die Bilder Seite 282—28!.! 
Die Festungen in Belgien und Frankreich waren in 
diesem Kriege eine grohe Rolle zu spielen berufen. Belgien 
war in: Norden ja das Durchmarschland für Frankreich wie 
für Deutschland. Die französische Republik bot in dem 
befreundeten Nachbarland alles auf, um es zu kräftigster 
Rüstung und Abwehr zu veranlassen, und Belgien folgte, 
der Sicherung der ihm garantierten Neutralität mihtrauend, 
in allem ihren Ratschlägen. Es sehte für den Kriegs 
fall feine Hoffnung auf ein englisches Hilfskorps und vor 
allem auf das Festungsdreieck Antwerpen, Lüttich und 
Namur. Namur, stets als starke Stütze betrachtet, erhielt 
durch den ausgezeichneten Ingenieur Brialmont eine 1888 
begonnene, 1892 vollendete neue Befestigung mit einem 
Gürtel von 9 Panzerforts. Lüttich, Mittelpunkt eines 
stark entwickelten Jndustriebezirks und durch die Maas 
regulierung eine der schönsten Städte Belgiens, umgibt ein 
Gürtel von 12 neuen Forts; er hat die Form einer Ellipse 
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