Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Untergang eines französischen Kriegschiffes bei Cattaro. Nach einer Originalzeichnung von Claus Bergen. 
Nach diesem Telegramm wurde an zuständiger Stelle 
angenommen, daß Engländer und Franzosen an den beiden 
nördlichen Einbruchstellen der nigerischen Grenze Vorstöße 
in unsere Kolonie Kamerun versucht haben. Es sind dies 
der Eintritt des Benue und des Croßflusses in nigerisches 
Gebiet. 
Gegen Ende September meldete der Pariser „Ercelsior" 
aus Johannesburg, daß zwischen den deutschen Truppen 
und den Engländern bei Upington in Betschuanaland Kämpfe 
stattgefunden hätten. Man befürchtete den Vormarsch 
der Deutschen auf Kimberley. 
Upington liegt am Oranjefluß, der im Süden unser 
Schutzgebiet von der Kapkolonie abgrenzt, und zwar etwa 
150 Kilometer stromaufwärts von unserer südöstlichen Grenz 
ecke aus. Hier sind unsere Südwester zuerst auf die Eng 
länder gestoßen. Mit welcher Genugtuung werden sie die 
niederträchtigen Kappolizisten aufs Korn genommen haben, 
in Erinnerung an die Tage, da dieselben Kappolizisten die 
Hottentotten, die wir in den Oranje gejagt hatten, in eng 
lischen „Schutz" nahmen und uns zur Einstellung des 
Kampfes zwangen. Nachher haben sie dann diese halben 
Banditen mit englischen Gewehren bewaffnet uns wieder 
über die Grenze geschickt. 
Upington! Wie klingt uns dieser Name ins Ohr! War's 
nicht in Upington, wo während des Hottentottenaufstandes 
unser damaliger Kapstädter Generalkonsul Jacobs mit einem 
Viehtransport zur Verpflegung unserer Truppen, für den 
man ihm in Kapstadt ein Sündengeld abgenommen hatte, 
anlangte und Rast niachte, und wo von betrunkenen Kap- 
polizisten die schwarzweißrote Flagge von seinem Zelte 
herabgerissen und verhöhnt wurde! Ja, wer von diesen 
Kappolizisten bei Upington jetzt sein Leben ließ, der büßte 
dort alte Blutschuld Englands und seiner gewissenlosen 
Staatsmänner. 
Und weiter nach Kimberley? Nach Eecil Rhodes' Dia 
mantenstadt? Kimberley! Wie haben wir Deutschen vor 
fast 16 Jahren im Herzen mitgejubelt, als der alte Cronje, 
der Burengeneral, vor Kimberley lag und Eecil Rhodes, 
den Diamantenköuig, mitsamt allen Diamantenherren 
fangen wollte. Und ein Weheschrei ging durch Deutschland, 
als Croujes Kriegsruhm dann zusammenbrach und sein 
Zug auf Kimberley bei Paardeberg ein unrühmliches Ende 
fand. Ein seltsames Zusammentreffen: Unsere Südwester 
reiten durch die Steppe der Kalahari jauchzend auf Kimber 
ley, denn es geht endlich, endlich gegen die Engländer, 
gegen die Engländer, die uns seit einem Menschenalter in 
Südwest heimlich und offen bekämpfen! 
England schien zu merken, daß es mit seiner Macht in 
Südafrika nicht allzu glänzend bestellt sei, und es verschaffte 
sich deshalb einen Helfershelfer in General Bvtha, dem 
einstigen Burengeneral, der zur Zeit des Burenkrieges als 
Bittender für sein Volk nach Deutschland kam und damals ■ 
Schwüre ewiger Dankbarkeit leistete für die moralische und 
materielle Unterstützung, die wir den Buren in ihrem 
schweren Kampfe gegen England zuteil werden ließen. 
Im gegenwärtigen Kriege hat aber Botha seine Dankes 
pflicht gegen Deutschland vergessen: denn am 11. Sep 
tember beantragte er im Parlament, den König Georg zu 
ersuchen, dem König der Belgier die Bewunderung und das 
Mitgefühl für das belgische Volk auszudrücken, und erklärte 
gleichzeitig, da das Reich sich im Kriegszustände befinde, 
stehe auch Südafrika im Kriegszustände mit dem gemein 
samen Feinde. 
Man täte aber dem Buren volke unrecht, wollte man 
annehmen, daß es ebenso denke wie Botha. Gleich nach 
dessen Erklärung ist General Beyers, der Oberbefehlshaber 
der südafrikanischen Miliz, von seinem Posten zurückgetreten, 
weil er nicht gegen die Deutschen kämpfen wollte. Dieser 
Rücktritt Beyers versetzte die Regierung in eine schwierige 
Lage. Es besteht eine starke Opposition gegen feindliche 
Maßnahmen gegen Deutsch-Südwestafrika, namentlich in 
der Oranjekolonie, dem Transvaalbezirk, dem Bezirk 
Lichtenburg und den Erenzbezirken der Kapkolonie. Die 
Buren sind treue britische Untertanen, halten aber die Maß 
nahmen gegen Deutsch-Südwest für unpolitisch, unweise 
und überflüssig. 
Aufsehen erregte auch die Begründung, die Beyers für 
seinen Rücktritt gab. Er sagte: „Es muß der Regierung be 
kannt sein, daß die große Mehrheit der Holländisch redenden 
Bevölkerung Südafrikas den Beschluß rügt, daß wir die 
Grenze überschreiten sollen, und daß zwei neulich in Pretoria 
abgehaltene Versammlungen von Kommandanten davon 
ein beredtes Zeugnis ablegten. Es heißt, daß England sich 
am Kriege beteiligt, um der Gerechtigkeit willen, zur Per-
	        
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