Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 3914. 
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feit endlich ist die, dass unsere Kreuzer draußen ehrlich 
Gleiches mit Gleichem vergelten und englische Schiffe ver 
senken, wo immer sie ihrer habhaft werden. Dadurch wird 
die Verschiffung für die englischen Reeder von Tag zu 
Tag kostspieliger und gefährlicher; ja, es treten in ihren 
Kreisen schon deutliche Zeichen gründlicher Mißstimmung 
auf und der wachsenden Unlust, ihre wertvollen Fahrzeuge 
noch weiter der Wegnahme durch unsere schnellen Auslands 
kreuzer auszusetzen. 
Von dieser Tätigkeit unserer Kreuzer auf hoher See 
erfahren wir, da alle direkten Verbindungen abgeschnitten 
sind, nur auf Umwegen. Die Taten der „Eoeben"und „Breslau" 
im Mittelmeer stehen uns noch erfreulich in Erinnerung. Am 
24. August soll nach amerikanischen Berichten ein deutscher 
kleiner KreuzerindenwestirdischenGewässern mit 14 englischen 
und französischen Kriegschtffen ein Gefecht bestanden und 
eines davon zum Sinken gebracht haben. Die „Leipzig" 
versenkte inden chilenischen Gewässernden englischenDampfer 
„Elsiwe", auf der Höhe von 
Peru den Dampfer „Bank- 
field", der 6000 Tonnen 
Zuckerfür Liverpool an Bord 
führte. Ferner hat der kleine 
Kreuzer „Dresden" an der 
brasilianischen Küste den eng 
lischen Dampfer „Hom- 
woot" vernichtet. Der Rie 
sendampfer „Mauretania" 
entkam ihm leider nach auf 
regender Jagd mit knapper 
Rot in einen kanadischen 
Hafen; immerhin hat dessen 
Besatzung ein paar schlimme 
Tage hinter sich, die ihr das 
Wiederauslaufen vergällen 
dürften. Sodann ist der eng 
lische Hilfskreuzer „Oceanic" 
zerstört, der Dampfer „Bo - 
wes Castle" durch unseren 
Kreuzer „Karlsruhe" ver 
senkt, der geschützte Kreuzer 
„Glasgow" in südamerikani 
schen Gewässern zusammen 
geschossen worden. Des wei 
ter n wurde noch die Ver 
nichtung der englischen 
Dampfer „Hyades", „City 
of Winchester", „Kuipara" 
und „Ryanza" gemeldet. Ein 
deutscher Kreuzer, wahr 
scheinlich die „Nürnberg", 
hat das Kabel zwischen Ka 
nada und Australien zer 
schnitten, ein anderer in 
Australien ein englisches 
Unterseeboot vernichtet. 
Auf Teneriffa wurden Mitte 
Oktober die Mannschaften 
von 13 Dampfern gelandet, 
die der Kreuzer „Karlsruhe" auf dem Atlaniischen Ozean 
versenkte. Der englische Handel im bengalischen Meer 
busen wurde völlig lahmgelegt durch die „Emden", die 
bis zum Kriegsausbruch dem Kreuzergeschwader in Tsing 
tau angehörte; auf deren glorreiche Erfolge werden wir 
demnächst noch ausführlich zurückkommen. 
Die tapferen Bosniaken. 
(Hierzu das Bild Seite 222.) 
Schon bald nach der Okkupation Bosniens und der 
Herzegowina wurde die Bevölkerung dieser Länder auch 
zum Militärdienst Österreich-Ungarns herangezogen. Zuerst 
wurden nur bosnische Bataillone aufgestellt; jetzt bilden 
die Rekruten aus diesen Gebieten, die ja seit 1908 ein 
Bestandteil der Monarchie sind, wenn auch ihr staats 
rechtliches Verhältnis noch nicht endgültig geregelt ist, 
vier Jnfanterieregimenter und ein Feldjägerbataillon. 
Diese Truppen haben in den letzten Jahren in zahlreichen 
Garnisonen innerhalb der Monarchie gelegen und sind überall 
als „Bosniaken" ungemein beliebt und populär geworden. 
Entsprechend dein schönen, starken Menschenschlag dieser 
jüngsten Teile des alten Habsburgerreiches sind die Sol 
daten aus Bosnien und der Herzegowina fast durchweg 
prächtige, kräftige, hoch und stramm gewachsene Männer, 
die sich durch Tapferkeit und Ordnung auszeichnen. Die 
Mannschaft trägt ausnahmslos den Fes und Pantalons mit 
hohen Tuchgamaschen. Diejenigen Offiziere, die sich zum 
Islam bekennen, haben ebenfalls das Recht, statt der sonst 
üblichen Kappe den Fes zu tragen. 
Vor der Mobilmachung standen die vier Infanterie 
regimente in Wien, Graz, Budapest und Triest, das Feld 
jägerbataillon in Bruck an der Leitha. Unser Bild zeigt 
eines dieser Regimenter, das gerade auf den Bahnhof 
marschiert, um sich auf den Kriegschauplatz zu begeben. 
Die bosnisch-herzegowinischen Truppen haben seither 
an den Kämpfen gegen die Russen und Serben hervor 
ragenden Anteil gehabt. Mehrere Bataillone haben sich 
insbesondere nördlich von Lemberg ausgezeichnet, wo es 
in den von Russen besetzten 
Schützengräben geradezu 
zum Handgemenge kam. Die 
Bosniaken griffen mit den 
Händen zu, zogen die Russen 
aus den Gräben und mach 
ten sie zu Kriegsgefangenen. 
Von den Kämpfen an der 
Drina erzählte ein verwun 
deter bosnischer Infanterist 
jüngst dem Redakteur eines 
Serajewoer Blattes: „Am 
1. August kam unsere Ab 
teilung an die Drina bei 
Visegrad. Als am 2. August 
der Vormarsch der serbischen 
Armee gemeldet wurde, 
wurde eine Patrouille an die 
Grenze gesandt. Zwei Mann 
und ich gingen gegen einen 
Wald neben dem Dorfe 
Drinjac, nächst dem Berg 
Trepnas. Plötzlich sahen wir 
eine serbische Patrouille von 
achtundzwanzig Mann vor 
uns. Die Leute trugen Zivil 
kleider, waren aber bis an 
die Zähne bewaffnet. Als 
wir sie bemerkten, waren 
wir nur dreißig Schritte von 
ihnen entfernt. Beim Anblick 
des Feindes schlug mir das 
Herz vor Freude stärker. 
Der Gefreite kommandierte 
,Feuer', und wir gaben eine 
Salve ab; dann aber stürm 
ten wir drei gegen achtund- 
.zwanzig! Wir waren gleich 
im Handgemenge. Ich wollte 
meinen letzten Tropfen Blu 
tes hergeben für meinen ge 
liebten Kaiser und meine liebe Heimat. Ich fühlte in mir drei 
fache Kraft; mit der bloßen Faust drang ich auf die 
Serben ein, und jeder, den meine Faust traf, sank nieder. 
Ich schoß dann wieder und habe im Kampfe vier Serben 
erschossen, sieben verwundet und drei gefangen genommen. 
Noch aber war die große Übermacht vor uns; da kam Hilfe: 
zwölf Mann eilten im Sturmschritt her und halfen mir, 
meine drei Gefangenen dem Kommandanten zu übergeben, 
da ich selbst verwundet worden war. Ich hatte einen 
Schuß und einen Bajonettstich im linken Arm. Beide 
Wunden durchbohrten den Arm. Trotzdem blieb ich noch 
von acht bis elf Uhr in den Reihen, bis ich wegen Blutver 
lustes zusammenbrach. Unsere Sanitätsoldaten trugen mich 
fort." Der brave Mann wurde von seinem General reich be 
schenkt und für eine kaiserliche Auszeichnung vorgeschlagen. 
Der Fall von Antwerpen. 
(Hierzu der Plan auf Seite 84, sowie die Bilder auf Seite 22'., die Kunst- 
beilage und eine farbige Beilage in einem späteren Heft.j 
Mit der Bezwingung der Hoffnung Belgiens, des 
mächtigen Antwerpen, hatte Seine Majestät der Kaiser 
33 
Phot. Berliner Illustrations-Gesellschaft nt. b. H. 
Die Wirkung von Minen.
	        
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