Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
bei einer Geschwindigkeit von 420 Metern eine Schußweite 
von 720 Metern und eine Höchstleistung von 10 Schuß in 
der Minute aufwies, nur wenig überlegen war — es gab 
12 Schuß in der Minute — so trägt das deutsche Mauser- 
gewebr 4000 Meter weit und ermöglicht bei einer Ge 
schwindigkeit von 900 Metern 25 Schuß in der Minute. 
Das Kaliber ist seit hundert Jahren von 13 Millimeter auf 
6 Millimeter verringert worden. Weit größere Wirkungen 
aber lösen die gleichfalls sehr verbesserten Maschinen 
gewehre aus, die die russischen Soldaten im japanischen 
Krieg in Haß und Wut Gießkannen des Teufels nannten. 
Das in den meisten Ländern gebrauchte Ma.rimmaschinen- 
gewehr ermöglicht 400—500 Schuß in der Minute, die 
vollkommeneren sogar 600, ein französisches System, wie 
behauptet wird, gar 800 Schuß. Ein einziges solches Ma 
schinengewehr würde also, ganz abgesehen von der weit 
größeren Schußweite und Durchschlagskraft, 80 Infanteristen 
von 1870 ersetzen. Einer ähnlichen Entwicklung kann sich 
die schwere Artillerie rühmen. Jur gegenwärtigen Kriege 
spielt sie die größte Nolle: bereits die im Verband des 
nur zu Lande und Wasser geführt, er hat sich auch die Luft 
erobert. In denr Flugzeug hat man eines der neuesten 
Kriegsmittel gefunden. Alle Staaten haben es sich mehr 
oder minder zu eigen zu machen gesucht, aber die deutschen 
Luftschiffe sind anr besten und am ausdauerndsten und 
erzielen, wie man im Osten und Westen des Kriegschau 
platzes sieht, die größten Wirkungen — gleichviel, um 
welche Systeme es sich handelt, ob um Zeppelin, Par 
seval, Schütte-Lanz oder andere. Die Luftfahrzeuge er 
füllen Aufgaben zweifacher Art: sie leisten die wertvollsten 
Aufklärungsdienste betreffs der Größe und Marschrichtung 
feindlicher Truppen, dann aber vermögen sie auch im An 
griff sehr wirksam vorzugehen. 
Ein Wettbewerb imallen Staaten hat die Luftfahrzeuge 
mit jedem Hilfsmittel moderner Technik versehen. Seit 
sechs Jahren sind alle Militärluftschiffe mit funkentele 
graphischen Apparaten ausgerüstet. Die Nachrichten 
übermittlung aus und nach den Luftfahrzeugen möglichst 
rasch und sicher zu gestalten, war das allgemeine Ziel. Die 
mannigfachsten Systeme wurde:: erprobt. Eine Luftschiff- 
DeuLscher NNliLärflieger im Aufklärungsdienst. Nach einem Gemälde von M. Zeno Diemer. 
Heeres stehende Feldhaubitze erwies sich als ausgezeichnetes 
Geschütz von hervorragender Wirkung. Österreich-Ungarn hat 
in den Motorbatterien — 30,6-em-Batterien (siehe die Bilder 
Seite 202/203), deren jede aus zwei Geschützen besteht und 
durch einen Kraftwagen befördert wird — gleichfalls her 
vorragende Geschütze, wenn sie auch an Wirkung sich nicht 
mit unseren „großen Brummern" vergleichen lassen. Das 
von ihnen beschossene Lütticher Fort wurde in einen 
Trümmerhaufen verwandelt, in dessen Mitte sich ein 
50 Meter großer und 30 Meter breiter Trichter befand. 
Auf eine Entfernung von 12 Kilometern hatte man vom 
anderen Maasufer gegen das Fort aus zwei 42-om-Ee- 
schützen gefeuert. Ihre Geschosse sind ungefähr 1 Meter 
lang und wiegen gegen 14 Zentner (siehe Seite 201). Neu 
in der Kriegsgeschichte ist es, dem Feldheer zur ständigen 
Verwendung Geschütze schwersten Kalibers zuzuteilen. 
Gegen sie sind selbst Befestigungen mode: nster Art wehrlos, 
und wieder einmal ist der stets zwischen Befestigung und 
Geschoßwirkung herrschende Wettstreit zugunsten dieser ent 
schieden worden. 
Wie hier Deutschland voran ist, so auch auf dem Gebiet 
der Luftschiffahrt. Denn der moderne Krieg wird nicht 
station besteht aus Sender, Empfänger und Antenne, sowie 
dem „elektrischen Gegengewicht", das die Gondel und das 
Metallgerüst des Luftschiffes bildet; als Stromquelle dient 
eine Wechselstrommaschine, die bei 3000 Touren in der 
Minute 500 Watt leistet; sie wird von dem Motor des Luft 
schiffes entweder durch Ketten oder durch ein entsprechendes 
Vorgelege angetrieben und beansprucht etwa 2 Pferde 
stärken. Das Hörempfangsystem, eine Spezialtype für 
Luftschiffe, ist zum Empfangen von Wellen von 600 bis 
1400 Metern eingerichtet; die einzelnen Teile sind in einem 
Kasten untergebracht. Auf dem Kasten ist auf vier Por 
zellanisolatoren ein Haspel mit einem 200 Meter langen 
Luftdraht aus Phosphorbronzelitze angebracht, der, am 
unteren Ende eine Kugel tragend, über Leitrollen nach 
unten abgelassen wird. Die wenig Raum beanspruchende 
Luftschiffstation hat eine Reichweite von 250 Kilometern und 
wiegt gegen 125 Kilogramm. 
Die drahtlose Telegraphie hat gleich allen anderen mo 
dernen Kriegs- und Kriegshilfsmitteln eine rasche Entwicklung 
durchgemacht; ihre Aufgabe war, zwischen Küste und Schiff 
und zwischen Schiffen untereinander Funkentelegramme 
zu übermitteln. Ihre Vervollkomumung zeigt sich in den
	        
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