Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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die Zurückgebliebenen unter den Einwohnern sitzen in den 
Kellern," schreibt der Italiener Lüigi Barzini im „Corriere". 
„Turkos schleichen die Mauern entlang und sammeln Ver 
wundete . . 
In dem holländischen Wochenblatt „Het Leven" aber 
lesen wir über das Artillerieduell von Soissons: „Es zieht 
über einen dahin wie ein Orkan . .. man wird mit einein 
Schlage betäubt . .. das Gebrüll der Stücke schwillt zu 
einem langanhaltenden Donner an, rollend, ungebrochen, 
wie das stetige Brausen einer stürmischen See." 
Die neuen Kriegsmittel. 
(Hierzu die Bilder Seite 214 und 218/221.) 
Seit hundert Jahren hat der Krieg ein anderes Gesicht 
bekommen. Die Fortschritte, die er machte, bezeichnen die 
großen Namen der Weltgeschichte: Friedrich II. von Preußen, 
Verbindung mit den Bewegungen und dem Vorgehen 
der Schlachtflotte. Man verfolgt dabei einen doppelten 
Zweck: entweder legt mail das Minenfeld heimlich und 
verflicht den Feind durch geschicktes Manövrieren auf das 
Miilenfeld zu ziehen, damit seine Schiffe auf die Minen 
auflaufen und zerstört werden, oder man legt es offen, so 
daß der Gegner die Lage des Feldes erkennt und dadurch 
von dem Befahren eines bestiminten Seegebietes ab 
gehalten und in eine taktisch ungünstige Lage gebracht wird, 
die dann durch die eigene Schiffsartillerie geschickt aus 
genutzt werden muß, so daß hier nach dem treffenden Wort 
eines Fachmanns die Mine gleichsam ein Hilfsmittel für 
die Steigerung der artilleristischen Wirkung wird. Heute 
habeil alle Schlachtflotten Minendampfer mit einem großen 
Vorrat von Minen und mit trefflicheil Vorrichtungen zu 
ihrem schnellen Auslegen. Außer diesen eigenen Minen- 
dampfern verwendet man zum Auslegen der Minen auch 
Eingegrabene deutsche Artillerie im Feuer. 9 
Napoleon I., Moltke. Der moderne Krieg arbeitet init 
modernen Mitteln oder mit alten Mitteln, die so ver 
vollkommnet sind, daß man sie neu nennen muß. Der 
gegenwärtige Weltkrieg verwendet sie alle und in mög 
lichster Vollendung. Bereits der Anfang des Krieges hat 
uns auf sie und ihre Bedeutung aufmerksam gemacht: 
der Kreuzer „Augsburg" hat Libau bombardiert, die Hafen 
anlagen in Brand geschossen und Minen gelegt, und wenige 
Stunden danach war die Meldung hierüber auf funken 
telegraphischem Wege beim Admiralstab in Berlin ein 
getroffen. Hier hat man gleich zwei der neuen Kriegsmittel: 
Mine und Funkentelegraphie. 
Es gibt im Krieg zur See vielleicht kein anderes Mittel, 
das so unheimlich wäre und wirkte wie die Mine. An 
fänglich hat man die Minen zumeist oder fast ausschließlich 
zur -Verteidigung gebraucht. Man legte sie vor den 
eigenen Küsten, Häfen und Flußmündungen, um diese gegen 
das Einlaufen feindlicher Schiffe zu schützen. Dadurch, daß 
man sie möglichst weit vorlegte, verhinderte man auch das 
Beschießen von seiten der gegnerischen Fahrzeuge. Heute 
verwendet man die Minen auch beim Angriff. Schiffe, 
mit Minen ausgerüstet, fahren an die feindliche Küste und 
sperren die dortigen Häfen und Flußmündungen. Noch 
mehr, man legt Minenfelder auf hoher See in unmittelbarer 
ach einer Orignialzeichnuncl von Willn Moralt. 
Torpedo- und Unterseeboote, diese letzteren vorzugsweise, 
um Minen unbemerkt vom Gegner zu legen. Man unter 
scheidet drei Arten Minen: Beobachtung^, Streu- und 
Treibminen. Die beiden ersten sind verankert. Mit dem 
Land verbindet sie ein Kabel, durch das ein elektrischer Strom 
geleitet werden kann. Beobachtet die Landstation ein 
feindliches Schiff über der Mine oder dem Minenfeld, so 
bedarf es nur eines Drucks auf den elektrischen Apparat, 
den Strom nach der Mine zu leiten und diese zu ent 
zünden. Die Entzündung der Streumine erfolgt beim Aus 
stößen des Schiffes auf sie. In den über der eigentlichen 
Mine hervorragenden Glasröhren ist eine chemische Lösung, 
die beim Zersplittern der Röhren auf ein Trockenelement 
trifft, wodurch ein elektrischer Strom entsteht, der die Mine 
zur Entzündung bringt. Die Minen, die jetzt mit 100 Kilo 
gramm ^chießwolle geladen sind, sind stets in bestimmter 
Tiefe unter der Wasserfläche, was durch eine selbständige 
Tiefeneinrichtung bewirkt wird. 
Beim Krieg zu Land fallen an den Mitteln, mit denen 
er arbeitet, die ganz hervorragenden Verbesserungen auf, 
die sie seit den letzten vier Jahrzehnten erfahren haben. 
Die Handfeuerwaffen haben eine ganz erstaunliche Ent 
wicklung erlebt. Wenn das preußische Zündnadelgewehr 
von 1870 dem französischen Chassepotgewehr von 1866, das
	        
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