Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
von solchen geführt werden. Der heldenhafte englische Erfolg 
ist wirklich nicht die Kabelkosten wert; aber vielleicht wiegen 
in Englands Bewußtsein auch solche „Siege" jetzt schon schwer. 
Aus Mailand empfing die „Frankfurter Zeitung" am 
21. September die Nachricht, daß die Engländer Romans 
drift, am rechten Ufer des Oranjeflusses, besetzt und die 
Deutschen zum Rückzug gezwungen'hätten. Gleichzeitig 
wurde gemeldet, daß alle deutschen Funkenstationen im 
Stillen Ozean zerstört seien. Am 22. September erhielten 
wir aus englischer Quelle eine Nachricht, die besagte, daß 
deutsche Truppen aus Deutsch - Südwestafrika zwischen 
Nakob und Upington in das Kapland eingedrungen seien 
und sich dort verschanzt hätten. Man halte die deutschen 
Truppen für nicht sehr zahlreich. 
In dieser englischen Meldung ist verschwiegen, daß die 
Deutschen gewissermaßen in der Notwehr gehandelt haben, 
denn schon am 21. September hatten englische Blätter be- 
Nach einer weiteren Reutermeldung ergab sich der 
deutsche Posten Schuckmannsburg am Sambesi am 21. Sep 
tember der rhodesischen Polizeitruppe. Schuckmannsburg 
liegt im sogenannten Caprivizipfel von Deutsch-Südwest 
afrika, als äußerster Posten an der Grenze gegen Englisch- 
Rhodesia. Da nicht anzunehmen ist, daß die Deutschen 
hier auf verlorenem Posten nennenswerte Mannschaften 
zurückgelassen hatten, kann es sich höchstens um ein paar 
Mann, vielleicht farbige Polizei, handeln. 
Erst am 27. September erhielten wir von Kapstadt aus 
Kenntnis von einem schon über acht Tage zurückliegenden 
anderen Eewaltstreich der Engländer. Danach winde 
Lüderitzbucht von südafrikanischen Truppen beseht. Am 
19. September trafen Transportschiffe vor der Stadt ein. 
Offiziere mit weißer Flagge forderten die Übergabe der 
Stadt, aber die weiße Flagge wehte schon vom Rathaus. 
Die deutsche Garnison war am 18. mit einem Eisenbahnzug 
Stellung der 3. Kompanie des Reserve-Jnfanterie-RegimenLs Nr. 121 vom 1.—11. September bei St.-Die. 
Nach einer Skizze des am Kampf beteiligten Unteroffiziers der Reserve F. Stahl gezeichnet von A. Roloff. 
richtet, es habe ein aus Buren, Engländern und Schwarzen 
bestehendes Expeditionskorps den Grenzfluß Oranje über 
schritten und mit dem Einbruch in Deutsch-Südwestafrika 
begonnen. Die Herero, der kriegerische Stamm, der so 
lange gegen die Deutschen Krieg führte, hätten sich den Ein 
rückenden angeschlossen, den Aufstand ausgerufen und die 
Fahne der südafrikanischen Union gehißt. 
Am 24. September meldeten Londoner Blätter aus 
Nairobi vom 21. September, daß eine deutsche Truppen 
abteilung am 19. September in dem Boidistrikt einen 
Posten 20 Meilen von der Grenze angegriffen habe. 
Boi ist eine Station der Ugandabahn, 102 Meilen von der 
Küste entfernt. Zugleich endigt hier eine fahrbare Straße, 
die von Moschi (Deutsch-Ostafrika) herkommt. Diese Straße 
führt über Taveta, das von einer deutschen Truppe besetzt 
worden ist. Es wird also wohl dieselbe Truppe sein, die 
jetzt bis Boi vorgerückt ist, mit dem kühnen Ziel, die dortige 
Eisenbahnstation in ihre Gewalt zu bringen und so die 
einzige Verbindung zwischen der Küste und der Hauptstadt 
von Britisch-Ostafrika, Nairobi, zu unterbrechen. 
abgefahren. Die Deutschen ließen alles unbeschädigt 
zurück, außer der drahtlosen Station, die sie zerstörten. 
Die Engländer fanden nur wenig Lebensmittel und Geld. 
Ende September wurde vom Reuterbüro gemeldet, 
daß die Polizeistation Rietfontein am 19. September von 
einer deutschen, etwa 20 Mann starken Abteilung ge 
nommen worden sei. Es handelte sich um eine ziemlich 
bedeutende Station, die östlich von Keetmanshoop liegt. 
Augagneur teilte im französischen Ministerium am 
28. September mit, daß die Mannschaft des französischen 
Kanonenbootes „Surprise" während der Unternehmungen 
gegen Kamerun und den deutschen Kongo Cocobeach besetzt 
habe. Cocobeach ist der frühere Name der Station Ukolo 
im deutschen Munigebiet, das durch den Vertrag von 1912 
von Frankreich an Deutschland abgetreten wurde. 
Ferner sei eine französisch-englische Expedition, die vom 
englischen Kreuzer „Cumberland", dem französischen Kreuzer 
„Bruix" und anderen Schiffen befördert wurde, in Kamerun 
gelandet worden und habe Duala ohne Kampf besetzt. Daß 
die offenen Hafenstädte unserer Kolonien gegen überlegene
	        
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