Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
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bis in die unmittelbare Nähe von Paris und schuf eine er 
staunlich rasche Postverbindung. Zum Auffinden des je 
weiligen Aufenthalts der einzelnen Kompanien hatte er 
eine Art . Postadrehbuch herausgegeben, ein Heft von 
64 Druckseiten, das den einzelnen Postämtern während des 
ganzen Feldzugs in 39 Auflagen übergeben wurde. Es 
arbeiteten damals 411 Feldpostämter mit 2140 Beamten 
und Unterbeamten. Sie beförderten 90 Millionen Karten 
und Briefe, gegen 2^2 Millionen Zeitungen und fast 
200 Millionen Mart in Geld. Die Feldpost von 1870 
leistete im Vergleich mit der von 1866 bei Briefsendungen 
das Siebenfache, bei Patetsendungen das Sechzehnfache. 
Auch jetzt ist sie nüt einem gewaltigen Stabe von Be 
amten hinausgezogen. An der Spitze des Feldpostwesens 
steht der Feldoberpostmeister — zurzeit Oberpostdirektor 
Domizlaff, vorher Vorstand der Oberpostdirektion Leipzig 
— dem die einheitliche Regelung und Überwachung des 
noch nicht ganz befolgt wird, muh die Adresse genau der Vor 
schrift entsprechen. Die Angaben müssen sich nicht nur auf 
die Nummer des Armeekorps, der Division und des Regi 
ments, sondern auch des Bataillons oder der Abteilung und 
vor allein der Kompanie, Eskadron oder Batterie erstrecken. 
Der Weg, den die Feldpostsendungen nehmen, ist zu 
nächst der, dah sie der mobilen Feldpostanstalt des Korps 
oder der Division, für die sie bestimmt sind, zugeleitet, dann, 
da sie mit dem Stabe mitmarschierend häufig den Standort 
wechselt, oft umgeleitet werden. Kommandierte der einzelnen 
Truppenabteilungen oder Detachements holen, aber auch 
nicht täglich, die Sendungen von der Feldpost für die Truppen 
ab und bringen sie an das Regiment, ron wo sie an die 
Bataillone und Kompanien verteilt werden. Die letzteren 
liegen aber auch oft weit auseinander, und so vergeht über 
der Zustellung an sie, vor ackern, wenn eine Kompanie kurz 
vorher ihren Aufenthalt gewechselt hat, geraume Zeit. 
Deutsche Feldpost nimmt vor der: Abfahrt von vorbeimarschierenden Truppen Briefe in die Heimat mit. 
Nach einer Originalzeichnung von P. F. Mcsserschmitt. 
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feldpostalischen Dienstbetriebs übertragen ist. Er gehört zum 
Großen Hauptquartier und ist neben den Feldoberpost 
inspektoren dem Eeneralinspektor des Etappen- und Eisen 
bahnwesens zugeteilt. Jede Armee hat einen Armeepost 
direktor, dem alle zum Armeeverband gehörenden Feld 
postanstalten unterstehen. Welch ein Apparat im ganzen 
aufgeboten ist, mag man daraus ersehen, dah zum Beispiel 
die bayrische Feldpost unter einem Armeepostdirektor steht, 
dem zwei Armeepostinspektoren und vier Feldpostmeister 
bei den Generalkommandos der drei Armeekorps und bei 
dem Generalkommando des Reservekorps unterstellt sind. 
Unter dem Etappentelegraphendirektor stehen drei Etappen 
telegrapheninspektoren. Die ganze Feldpost leitet der Feld 
oberpostmeister mit einem kleinen Heer von Beamten. Das 
gewaltige, alles bisher Dagewesene übersteigende Truppen 
aufgebot stellt die Feldpost vor eine schwere Aufgabe. 
Schon die Zahl der Kämpfer bedingt eine gewaltige 
Menge von Briefen und Postkarten, die von der Heimat 
zu den Truppen und von den Kämpfern an die in der Hei 
mat Gebliebenen befördert werden müssen. 
Wie bekannt, dürfen auch geschlossene Briefe von der 
Feldpost befördert werden; wie auch bekannt ist, aber immer 
Es geschieht noch manchmal, dah man sich über die 
Säumigkeit der Feldpost beschwert. Man bedenkt aber 
nicht, dah die Beförderungsgelegenheiten gegenüber denen 
der Friedenszeit sehr beschränkt sind. Schon die wenigen 
langsam fahrenden Züge des Militärfahrplans hindern eine 
rasche Abführung der bei den Postsammelstellen zusammen 
fliehenden Postsendungen für das Feldheer. Der Aufmarsch 
der Truppen muhte aus militärischen Gründen geheim 
bleiben. 
Die Armeeleitung muhte deshalb mit den zur recht 
zeitigen Herstellung der Postverbindungen erforderlichen 
Mitteilungen vielfach zurückhalten. Auch die stets wechselnde 
Kriegsgliederung und die so häufigen Änderungen in der 
Zuteilung einzelner Truppenkörper können nicht bekannt 
gegeben werden, ohne dem Feind Anhaltspunkte zu geben, 
die für seine Pläne dienlich sein könnten. So kommt es, 
dah die für die einzelnen Heereskörper aufgestellten Feldpost 
anstalten die Leitpunkte, die ihnen die von den Postsammel 
stellen erhaltenen Sendungen zuzuführen haben, oft nicht 
rechtzeitig über ihren Standort unterrichten können. Wer 
den raschen Vormarsch unseres Heeres verfolgt hat, wer sich 
einen Begriff von Kriegsmärschen machen kann, dem ist
	        
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