Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

130 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Der DonaumoniLor «Körös* im Kampf gegen die Belgrader Festungswerke. 
österreichischer Seite betrugen nur einen Toten und drei 
Verwundete. Nachdem die Abteilungen, die sich durchweg 
aus Freiwilligen zusammensetzten, mehrere Telephon 
leitungen des Feindes zerschnitten und mit ziemlichem Er 
folg Sprengungen von Brücken und Stegen vorgenommen 
hatten, kehrten sie ins Lager zurück, wo sie mit Jubel emp 
fangen wurden. Es sei noch erwähnt, daß sich in den Reihen 
dieser heldenmütigen Leute-viele befanden, deren Mutter 
sprache das Serbische war. 
Österreich-Ungarn verlegte bald den Hauptteil der gegen 
Serbien geführten Truppenmacht an die Drina, wo sich 
in der Zeit vom 13. bis 18. August verschiedene Kämpfe 
abspielten, die in ihrer Gesamtheit einen starken Vorstoß 
der Donaumonarchie gegen Serbien bildeten. Die Kämpfe 
an der Drina führten zu einem entscheidenden Siege der 
österreich-ungarischen Truppen über starke serbische Kräfte, 
die in der Richtung auf Valjewo zurückgeworfen wurden. 
Zahlreiche Gefangene wurden gemacht und viel Kriegs 
material erbeutet. Die Verfolgung des Feindes wurde 
sofort aufgenommen. Die Truppen kämpften mit be 
wunderungswürdiger Tapferkeit gegen den in starken 
Stellungen befindlichen, an Stärke ebenbürtigen Feind. 
Besondere Erwähnung verdient das Varasdiner Infanterie 
regiment Nr. 16, dessen Offiziere und Mannschaften unter 
den schwierigsten Verhältnissen mit der altbewährten zähen 
Tapferkeit der stets kaisertreuen Kroaten zum Siege 
stürmten. Österreich-ungarische Truppen hatten auch Ge 
fechte gegen die Montenegriner in der Umgebung des 
Berges Lisanitz in der Gegend von Erahovo. Das 
16. k. u. k. Armeekorps griff die Westgrenze Montenegros 
auf der Linie Krvace—Erahovo an. Das 16.1. u. I. Armee 
korps marschierte auf der Linie Tschainitey—Gateko. 
Die Vorstöße unserer Verbündeten wurden eingeleitet 
mit der ersten größeren Waffentat in diesem Kriege, der 
Einnahme von Schabatz. Schabatz, eine Stadt im König 
reich Serbien, im Kreis Podrinje an der Save westlich von 
Belgrad gelegen, hat etwa 12 000 Einwohner. Es ist ein 
in der Geschichte Serbiens denkwürdiger Ort. 1806 siegten 
hier die Serben über die Türken, und am 6. März 1902 
versuchte ein Verwandter der Karageorgievic, Rade Ala- 
vantic, in Schabatz einen Putsch, der ihm aber das Leben 
kostete. Ungarische Truppen erstürmten diese historische 
Stätte am Morgen des 12. August. Serbien hatte den 
Schutz dieser Stadt und, wie es scheint, einen großen 
Teil auch der übrigen Kriegführung den Freischärlern 
überlassen. Diese kämpften vielfach in der Weise, daß sie 
sich tot stellten und auf ihre Gegner von hinten schossen. 
Diese List gelang jedoch nur in einzelnen Fällen, da die 
Soldaten sofort Anweisung erhielten, wie sie sich dagegen 
wehren sollten. Selbst Kinder und Greise waren bewaffnet. 
Einer von ihnen, der meuchlings aus einem Fenster schoß 
und einen österreichischen Offizier verwundete, wurde sofort 
erschossen. Auch Frauen waren bewaffnet und mußten 
verhaftet werden. Die Einnahme von Schabatz erfolgte 
am Mittwoch früh nach zweistündigem Kampf. Das Militär 
und der größte Teil der Bewohner flüchteten in der Rich 
tung nach Belgrad. Die Stadt war mit einem Drahtzaun 
umgeben, der jedoch an einer Seite noch nicht fertiggestellt 
war. An dieser Stelle unternahmen dann die serbischen 
Truppen einen Angriff auf die gegnerischen Stellungen. 
Sie wurden mit großen Verlusten zurückgeworfen. Der 
größte Teil von Schabatz wurde in den Kämpfen, über die 
wir den Bericht eines Augenzeugen bereits auf Seite 42 
brachten, zerstört. 
Der mit Schabatz eingeleitete Vorstoß der österreich- 
ungarischen Armee ist, so kurz er war und mit so schwachen 
Kräften er auch ausgeführt wurde, vollständig gelungen 
und hat fast die ganze serbische Armee auf sich gezogen, 
deren mit großer Aberzahl geführten Angriffe unter 
schwersten Opfern an dem Heldenmut der österreich-ungari 
schen Truppen scheiterten. Daß auch diese zum Teil be 
deutende Verluste erlitten, ist bei den an Zahl weit über 
legenen, um ihre Eristenz kämpfenden Gegnern nicht zu 
verwundern. 
Erzherzog Joseph, der am 30. August nach Budapest ge 
kommen war und sich abends mit seiner Gemahlin auf dem 
Ostbahnhofe zum Empfang der Verwundeten eingefunden 
hatte, äußerte sich über den Verlauf der Kämpfe folgender 
maßen: „Unsere Geschütze sind brillant, unsere Artillerie 
die ausgezeichnetste, und was unsere Monitore leisteten, 
verdient die vollste Anerkennung. Es ist ein Glück, mit 
solchen Leuten, wie es unsere Soldaten sind, zusammen 
zu kämpfen; sie gehen in jedes Feuer, und wenn das Terrain 
nicht so schrecklich und schwierig wäre, würden unsere
	        
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