Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
120 
MW 
Dann ging's im Auto zum Feldlazarett, von wo ich am 
nächsten Morgen mit einem Sanitätszug weiterbefördert 
wurde. 
Nun bin ich glücklich bei Muttern in Pflege und sende 
Dir den Film, der noch im Apparat war, zur Entwicklung. 
Hoffentlich sind die Aufnahmen gelungen. Die erste ist 
ein braoer Landsturmmann als Bahnwache, die zweite ein 
sogenannter Spanischer Reiter, ein Eisengitter, mit den: 
Sirazen für Autos, Räder usw. gesperrt werden. Tue 
zwei folgenden Aufnahmen sind sicherlich die interessan 
testen, sie zeigen unsere Grenadiere vor einem bren 
nenden Dorf. Die ersten Häuser hatten wir bereits im 
Sturm genommen und in Brand gesteckt, um die Franz- 
minner tarn s zu vertreiben; dann kam es zu heftigen 
StraßenkümZen, als plötzlich unsere Artillerie anfing, das 
ganze Dorf zusammenzuschießen. Während dies geschah, 
zogen wir vor, uns die Sa he von draußen zu besehen, 
und ich benutzte den Moment zur Aufnahme. Das ganze 
Dorf war umstellt, und so wurden denn endlich vierhundert 
Franzosen gefangengenommen und abgeführt. Unser Feld 
webel fluchte nn reinsten Schwäbisch, weil die Gefangenen 
nicht recht laufen wollten, und beteuerte immer wieder: 
„Die Semmel verschtandet mi ganz guet!" 
Die letzte der Aufnahmen stellt einen der friedlichsten 
Augenblicke des Krieges dar: mit Inbrunst werden Liebes 
gaben verzehrt, die uns soeben die Feldküche herangeführt 
hatte. Die „Gulaschkanone" bringt uns nämlich manchmal 
Pakete mit in die Front; so erhielt ich neulich dura) sie ein 
Riesenpaket mit meiner neuen Uniform, mit dem ich dann 
zwei Tage in Schützengräben lag, ohne mich umziehen zu 
können; weiß der Himmel, wo es sich jetzt befindet! — 
Die Gulaschkanonen lieben wir heiß, denn von blauen 
Bohnen allein wird man nicht satt. 
Nun Schluß! 
Deinem 
Ein Kampf in den Lüften. 
(Hierzu die Bilder Seite 112|113.j 
Über den Wert der Aufklärungstütigkeit unserer Flieger 
ist das beste Urteil in dem Ausspruche eines militärischen 
Sachverständigen enthalten, der da sagte: „Ein guter Flieger 
sieht in einer Stunde mehr, als die Armee in drei Tagen 
verarbeiten kann." Daraus ergibt sich von selbst, daß die 
Truppen mit allen Mitteln danach trachten, jeden auf 
tauchenden feindlichen Flieger schnellstens herunterzuholen. 
Gewehre, Feldgeschütze und Maschinengewehre richten sich 
sofort auf ihn, und es gelingt ihm nicht immer, sich rasch 
genug durch Höhergehen dem Bereich der Geschosse zu ent 
ziehen. Auf diese Weise fand der bekannte Franzose Earros, 
der seinerzeit als erster den Montblanc überflog, den Tod; 
ein Volltreffer deutscher Artilleristen verwandelte seine 
Maschine im Nu in einen Flammenklumpen, der in jähem 
Sturz zur Erde sauste. Doch auch untereinander bekämpfen 
sich die feindlichen Flieger, vielfach in der Weise, daß der 
eine den anderen zu überfliegen und dann von oben her 
durch Auswerfen von Bomben zu vernichten sucht. Ferner 
wissen wir, daß die Franzosen im letzten Herbst auf dem 
Flugplatz zu Villacoublay eine besondere Art gepanzerter 
Eindecker erprobten, die mit Mitrailleusen ausgerüstet 
waren, wie sie denn überhaupt von diesem Zweig ihrer 
militärischen Rüstung sich die glänzendsten Erfolge ver 
sprachen. Unsere Flieger freilich haben wiederholt erklärt, 
es sei ihnen ein Rätsel, was aus all den berühmten fran 
zösischen Fliegern geworden ist; so hat einer, der schon über 
Paris war, auf all den Erkundigungsflügen seit Beginn
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.