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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
schungen, daß sich weder in den feindlichen Lazaretten,
noch in den Gefangenenlagern ein Mann des angegebenen
Nantens befindet, so mutz damit gerechnet werden, datz der
Betreffende unerkannt den Heldentod auf dem Schlachtfeld
fand oder in bewutztlosem Zustand in einem
Lazarett Aufnahme fand, wo er verschied.
Natürlich kann es auch Ausnahmefälle
geben, wo ein seit langem Vermißter, ein
Totgeglaubter plötzlich wieder auftaucht, und
diese Zeilen sollen durchaus nicht Hoffnungs
gedanken zunichte machen.. Sie wollen nur
zeigen, welches Verdienst sich die deutsche
Militärbehörde durch Ausgabe von Verlust-
listep überhaupt und insbesondere durch die
neue Vervollkommnung unserer Militärerken
nungsmarke erworben hat. Die Militärerkennungsmarke
bietet nämlich bei der Wirkung unserer modernen Kampf
mittel oft die einzige Möglichkeit, die Persönlichkeit eines
Bewußtlosen oder Gefallenen festzustellen. Auf die Aus
sagen von Kameraden, die im letzten Gefecht Seite an
Seite mitkämpften, ist, wie ich bei meiner
Kompanie verschiedentlich feststellen
konnte, nicht mit Sicherheit zu bauen.
Verwechslung der Namen — besonders
bei Leuten, die noch nicht lange in der
Kompanie sind —, die Aufregungen des
Gefechtes, das beschränkte Gesichtsfeld,
geben zu Täuschungen Anlatz. Dazu
kommt oft noch ein Vermischen der Trup
penverbände oder ein Absuchen des
Schlachtfeldes durch andere Truppen.
Besonders erschwerend war bisher der
Persönlichkeitsnachweis von Offizieren
und Mannschaften, die im Feld zu anderen
Truppenteilen kommandiert waren. All
O O
von JSchlauff
Leutnant
2. T(. 13.
Die alte Offizierserkennungs
marke.
o o
Werner Dernbacf]
Stuttgart, THörik&str. ZS
16. 5 . 79.
l.Srs. Katt. J.n. 1Z0
fRekr.Dep. 3K. 71 r 672
er.fs.
■Sr. X Nr. zer
j. n. 80
4 kr m 620
Die neue Militärerkennungsmarke.
diesen Adelständen hofft man durch die neue Erkennungs
marke besser entgegentreten zu können.
Zunächst werden die Ersatzmannschaften bereits kurz nach
ihrer Einstellung in der Heimat damit ausgerüstet, um auch
bei unvorhergesehenem Abtransport im Besitz der Marke
zu sein. Gerade für diese Truppen, die von der Garnison
aus auf die verschiedenen Kriegschauplätze abrücken, um
die Lücken ihrer Regimenter zu füllen, sind die neuen Er
kennungsmarken von besonderem Wert.
Zur Vergleich zu der alten Erkennungsmarke (siehe die
erste Abbildung) sind die neuen bedeutend grötzer in der Form
und reichhaltiger, sowie einheitlicher im Tert. Sie bestehen
aus Zinkblech, sind oval und 7 : 5 Zentimeter grotz gestanzt.
Aus den Abkürzungen der neuen (Erkennungsmarke (siehe die
zweite Abbildung) geyt beispielsweise folgendes
hervor: Der Soldat Werner Dernbach hatte
seinen Wohnsitz zuletzt in Stuttgart, Mörike-
stratze 25. Er ist geboren am 16. Mai 1879
und war eingestellt im ersten Ersatzbataillon
des Infanterieregiments Nr. 120. Beim ersten
Rekrutendepot dieses Bataillons war er der
3. Kompanie zugeteilt und ist dort eingetragen
in der Kriegstammrolle unter der Nummer 672.
Bis hierher war alles bereits in der Heimat auf
die Erkennungsmarke eingestanzt worden. Im
Felde kam er zunächst zum Infanterieregiment Nr. 120,
stand dort bei der 5. Kompanie und hatte in der Krieg
stammrolle des Regiments die Nummer 267. Später
wurde er dem Infanterieregiment Nr. 80 überwiesen, was
aus den Streichungen und der folgenden Bezeichnung
hervorgeht, und dort der 4. Kompanie
zugeteilt. In der Kriegstammrolle dieses
Regiments ist er eingetragen unter der
Nummer 620.
Da ferner die verwirrenden Bezeich
nungen von Truppenteilen mit Sonder
namen , wie „Deutschordensregiment",
„Bremer", „Württemberger" und deren
Abkürzungen verboten sind, dagegen 82
einheitliche Abkürzungen von Truppen ein
geführt wurden, ist der Persönlichkeits
nachweis möglichst vereinfacht worden.
Auch für die aus den Ersatztruppenteilen
ausrückenden Offiziere, Sanitäts- und
Veterinäroffiziere finden die Vorschriften
Anwendung. Nur müssen die Erkennungsmarken von ihnen
aus eigenen Mitteln bestritten werden.
Die Eintragungen in die Marke selbst dürfen der Halt
barkeit wegen weder mit Tusche, noch mit Tinte oder Blei
stift gemacht werden, sondern sie sind mittels besonderer
Stahlstanzen in Eriffelform oder mit dem Taschenmesser
einzugraben. Nur selten dürften sich Fälle ereignen, wo
größere Geschosse als die des Gewehrs die Marke völlig
unleserlich machen. Dann, kann vielleicht noch das auf
gefundene Soldbuch Aufschluß über die Persönlichkeit geben.
, . . _ ^ s ^ Phot.Leipziger Presse-Büro, Leipzig.
Hinter der Fronte Ern Zeltlager für dre Verwundeten ver Ehambly.
Unsere Abbildung zeigt, wie durch Schüsse irr die Beine Verwundete die ersten Gehversuche auf Krücken machen.