Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Ansicht von Przemysl. 
Kämpfe schwerster Art wurden dann am 5., Juni bei 
Moulin-sous-Touvent eingeleitet. Von drei Uhr nachmittags 
an brauste drei Stunden ununterbrochen das Wirbelfeuer 
der feindlichen Artillerie über die deutschen Stellungen. Am 
6. Juni, einem Sonntag, wurde das Feuer von sieben bis 
zehn Uhr fortgesetzt, denn die Drahtverhaue der vordersten 
Gräben mutzten vernichtet sein, eher war ein Sturm un 
möglich, wollte man nicht, datz ein ganzes Regiment in den 
Drähten hängen bliebe. Dazu wurden alle Zugänge zu der 
deutschen Front und die Verbindungswege unter hartem 
Feuer gehalten. Niemand konnte vor oder zurück. Schlietz- 
lich kameir die Schwarzen angestürmt, sie fielen wie Hämmel, 
in die der Blitz schlägt. Dann erst fluteten die Wellen der 
französischen Infanterie heran. Die Übermacht war so groß, 
datz es Wahnsinn gewesen'wäre, sie in zerschossenen Gräben 
und Granattrichtern zu erwarten. Unsere Truppen gingen 
zurück. Aber die flankierenden Gräben standen wie Festungen 
und gaben Flankenfeuer. Verlängerungen wurden vor 
getrieben, um die Flankenstellungen auszudehnen. Die 
Schlacht war im Gange. Reserven kamen blitzschnell heran. 
Zum Gegenangriff! Zum Sturm! Um sechs Uhr abends 
war der Feind wieder zurückgeworfen. Was er noch hielt, 
waren zwei zusammengeschossene Gräben von etwa 
100 Meter Länge. Die ganze Nacht hagelten die Granaten 
bis acht Uhr morgens. 
Die Kämpfe wogten hin 
und her. Die Gewehre 
knallten, die Maschinen 
gewehre hämmerten, Mi 
nen erdröhnten, Hand 
granaten krachten. Unsere 
Feldgrauen hockten in 
rasch aufgeworfenen Grä 
ben hinter Sandsäcken. 
Es war heitz, staubig und 
stickig. Dennoch trieb man 
Sappen und Gräben vor, 
bitz sich gleichsam durch 
die Erde näher. So ging 
es fort, ohne Pause bis 
zum 14. Juni. Immer 
das gleiche. Das heitzt, es 
war immer gleich furcht 
bar, gleich blutig, es er 
forderte immer den glei 
chen Mut, die gleiche 
Ausdauer, die gleiche un- 
inenschliche Anstrengung. 
Am 14. abends setzte der 
deutsche Gegenstoß ein, 
die Franzosen verloren 
einen Graben. Unsere 
Geschütze arbeiteten. Die 
feindlichen Verstärkungen 
wurden zugedeckt. Ein 
feindliches Bataillon in 
Reservestellung geriet, wie 
Gefangene aussagten, der 
art in den Bereich unserer 
Haubitzen, datz der Kom 
mandeur den seit Waterloo 
berühmten Befehl gab: 
Sauve qui peut! (Rette 
sich, wer kann!) Am 16. 
machten die Franzosen drei 
wütende Vorstöße. Den 
Tag leiteten sie wie ge 
wöhnlich mit Wirbelseuer 
ein. Um elf Uhr brachen 
sie nördlich von Moulin 
bei der Ferme Quennevie 
vor. Die kleinen Vorteile, 
die sie dort errangen, wur 
den ihnen am Abend wie 
der abgenommen. Das 
Ergebnis dieser erbitterten, 
langwierigen Kämpfe war 
für die Franzosen ein wert 
loses kleines Grabenstück, 
also wenig mehr als Null. 
Abgesehen von den drei Hauptschauplätzen, an denen 
die Feinde während der Monate Mai und Juni mit immer 
wieder neuen Angriffen sich Bahn und den Russen Luft 
zu schaffen suchten, kam es auch noch an anderen Stellen 
der Westfront gelegentlich zu heftigen Zusammenstötzen. 
Am 10. Mai griffen unsere Truppen bei Berry-au-Bac an 
und erstürmten in den Waldungen südlich La Ville-au-Bois 
eine aus zwei hintereinanderliegenden Linien bestehende 
feindliche Stellung in einer Breite von 400 Metern. Dabei 
erbeuteten sie Gefangene und zwei Minenwerfer mit großen 
Mengen Munition. Gegenangriffe der Franzosen am 12. Mai 
prallten an dem Widerstände der Unserigen glatt ab. 
Im Lager südlich Mourmelon - le - Grand richtete ein 
deutscher Volltreffer am 30. Mai bemerkenswertes Unheil 
an. Unter anderem rissen sich dort 300 bis 400 Pferde 
los und. stoben eiligst auseinander. Auch Fuhrwerke und 
Automobile sah man nach allen Seiten davoneilen. 
Am 6. Juni machten die Franzosen bei Vauquois südlich 
von Varennes einen Angriff mit Brandbomben, die unsere 
Gräben mit einer leicht brennbaren Flüssigkeit überzogen. Die 
ses grausame Kampfmittel blieb aber ohne den gewünschten 
Erfolg. Unter schwersten Verlusten fluteten die aus ihren 
Gräben hervorgekommenen Angriffslinien in Deckung zurück. 
In der Champagne gelang uns durch erfolgreiche 
Deutsche schwere Mörserbatterie bei Beschießung der Forts von Przemysl, 
Welt-Preß-Photo, Wien.
	        
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