Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
427 
Gunnar Löwegren, ein erschütterndes Beispiel. Er sah bei 
einer Reise in Italien den Bahnhof in Florenz überfüllt 
von neugierigen und schaulustigen Volksmassen, die ge 
kommen waren, italienische Soldaten zu sehen, die wegen 
Meuterei erschossen werden sollten. 
In Gruppen von zwanzig sah er 
diese unter starker Bewachung vor 
überziehen. Sie steckten noch in 
ihren Uniformen. Es waren 200 
Menschen, die sich geweigert hatten, 
gegen den Feind zu ziehen. Deshalb 
waren sie vom Kriegsgericht zum 
Tode verurteilt und sollten in Arezzo 
erschossen werden. Sie zeigten eine 
entschlossene Haltung, als man sie 
in Eisenbahnwagen hineintrieb, deren 
Fenster mit Eisengittern versehen 
waren. Löwegren schloß seine Mit 
teilungen mit den Worten: „Der 
Auftritt war ein kräftiger Beweis 
gegen das Gerede von der Kriegs 
begeisterung in Italien." 
Die erste Woche der großen feind 
lichen Offensive, die die deutschen 
Feldgrauen im Westen an den 
Fronten Armentiores—Loos—Sou- 
chez—Arras und gleichzeitig in der 
Champagne auszuhalten hatten, war 
vorüber. Das unausgesetzte Feuer der 
feindlichen Artillerie, die Übermacht 
gewaltiger, kriegserfahrener, zum Letz 
ten entschlossener Jnfanteriemassen 
war abgeprallt an der todesmutigen treuen Standhaftigkeit 
der deutschen Linien. Die Lage war an der ganzen Front 
für die Deutschen günstig, die Feinde hatten keine Aussicht, 
den eisernen Ring der deutschen Linien zu sprengen. In 
Flandern waren alle Vorstöße der Engländer zusammen 
gebrochen. Dort standen stellenweise nicht sie, sondern die 
Deutschen in der 
Phot. Ed. Frankl, Berlrn-Frredenau. 
Österreichisch-ungarischer Soldat mit dem Gestell 
eines Maschinengewehrs auf dem Ortler. 
Angriffsbewegung 
und hatten wert 
volle Punkte östlich 
von Ppern dem 
Feinde entrissen. 
Vor Loos und bei 
Souchez hatten die 
Angreifer geringe 
Vorteile erzielt, die 
ihnen aber bereits 
wieder streitig ge 
machtwurden. An 
der anderen Durch 
bruch stelle zwischen 
Reims und den 
Argonnen waren 
zwar auch einige 
Fortschritte gelun 
gen, aber wie 
furchtbar teuer wa 
ren sie bezahlt wor 
den. Zwar gingen 
die Deutschen zwi 
schen Auberville 
und nördlich Le 
Me snil zurück, doch 
was der Feind über 
die freiwillig ge 
räumten Stellen 
hinaus unternahm, 
brach sich an einem 
zweiten längst vor 
bereiteten neuen Wall. Seine Versuche, zu beiden Seiten 
dieser Anbruchstelle tiefer vorzustoßen, mißlangen vollkom 
men und blutig für ihn. Die Flanke westlich Auberville bis 
Reims stand unerschüttert, die Flanke östlich Massiges bis zum 
Argonnenwald stand nicht nur, hier gelang den Deutschen 
sogar die Wiedereinnähme der wichtigen Höhe 199 nördlich 
Massiges. Auch hier waren die Feinde, die Franzosen, durch 
Drahtverhaue auf 3400 Meter Höhe 
übergroße blutige Verluste bedeutend geschwächt und wurden 
unfähig zu großen Unternehmungen. Erabenkämpfe und 
Fliegerangriffe drängten sich wieder in den Vordergrund. 
Vor Zeebrügge erschienen am 3. Oktober fünf feind 
liche Schiffe und legten ein starkes 
Feuer auf die Küste, durch das drei 
belgische Zivilisten getötet wurden. 
Im wirkungsvollen Gegenfeuer der 
deutschen Küstenartillerie wurde je 
doch eines der Fahrzeuge so stark 
beschädigt, daß es abgeschleppt wer 
den mußte. Die englische Front 
nördlich Loos litt, wie schon am 
Vortage, unter den fortschreitenden 
deutschen Angriffen. Gegen Haisnes 
machten die Engländer zur Abwehr 
einen nächtlichen Ausfall, wurden 
aber zurückgewiesen. Etwas . glück 
licher waren die Franzosen südlich des 
Souchezbaches, sie konnten sich in 
einem kleinen Grabenstück an der 
Höhe südwestlich Eivenchy festsetzen. 
Südlich dieser Höhe wurden jedoch 
französische Angriffe abgeschlagen. 
Zwar berichteten die Franzosen, sie 
hätten sich der wichtigen Höhe zwi 
schen Eivenchy-en-Gobelle und Vimy 
bemächtigt) diese war aber fest in 
der Hand der Deutschen. Weiterhin 
nordöstlich von Neuville gingen an 
diesem Tage verschiedene Graben 
stücke den Franzosen wieder verloren. 
Auch auf der Durchbruchsfront in 
der Champagne unternahmen die 
Franzosen nordwestlich von Massiges und nordwestlich von 
Ville-sur-Tourbe Angriffsversuche, die aber schon in ihren 
Anfängen zusammenbrachen, da der deutschen Artillerie 
die konzentrische Beschießung der Ansammlungen zum An 
griff gelang. Dagegen kam es nordwestlich Ville-sur-Tourbe 
zu einem Nachtangriff, doch auch er scheiterte unter schweren 
Verlusten im Ma 
schinengewehr-und 
Artilleriefeuer.Der 
Hauptsammelort 
des Nachschubes 
fürdie französischen 
Angriffsarmeen in 
der Champagne, 
Chalons, wurde 
von einem deut 
schen Luftschiff mit 
großem Erfolge 
durch Bomben 
würfe heimgesucht. 
An diesem Tage, 
dem 2. Oktober, 
feierte der „Petit 
Parisien" das neue 
französische Luft 
schiff „Alsace" und 
gab der Hoffnung 
Ausdruck, daß in 
ihm das Mittel zur 
BesiegungderZep- 
peline gefunden sei. 
Die„Alsace"machte 
auch mit Glück ei 
nen Flug über die 
deutschen Linien, 
wurde aber schon 
an dem gleichen 
Tage bei Rethel 
von den Deutschen 
zur Landung gezwungen (siehe Bild Seite 350), die Be 
satzung geriet in deutsche Gefangenschaft. Damit waren die 
Franzosen wieder einmal um eine große Hoffnung ärmer. 
Die Engländer versuchten zwar, in ihren Berichten eine 
Überlegenheit der englischen Flugzeuge über die deutschen 
festzustellen, die deutsche Heeresoberleitung brachte sie aber 
zum Schweigen durch Veröffentlichung der nachstehenden 
Pliot. Ed. Frankl, Berlin-Friedenau.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.