Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Hülsenlager und die Akkumulatorenanlage, aus denen beiden 
sofort die Flammen mächtig emporloderten. Die Menschen 
stürzten aus den Häusern heraus, heftig schossen die Abwehr 
kanonen zu den kühnen Luftkriegern empor. Da stockte deren 
Motor und blieb stehen. Das Flugzeug senkte sich, fiel, im 
Gleitflug neigte es sich tiefer und tiefer. Die Menschen unten 
frohlockten und schossen noch heftiger. Unbekümmert um 
alles wollten die Flieger einen Landungsplatz aussuchen. 
Einer sollte sich mit dem Revolver gegen die Italiener ver 
teidigen, während sein Kamerad versuchen sollte, den Motor 
schaden zu entdecken und zu beheben. Keine 100 Meter 
mehr waren die Unerschrockenen über der Straße. Da, in 
der höchsten Not sprang der launische Motor wieder an, und 
schon wieder dachten die Flieger gar nicht mehr an sich, 
sondern nur an ihre militärische Aufgabe. Weil sie nun 
doch einmal so prächtig tief geflogen waren, warfen sie bei 
der ersten Spirale, in der sie sich aufwärts schraubten, noch 
zwei Bomben auf die Munitionsfabrik ab, über der sie sich 
gerade befanden, und erzielten noch zwei unbedingt sichere 
Treffer. Die photographierten sie höher steigend unbeküm 
mert um die Schrapnelle, die ihnen nachkletterten. Dann 
flogen sie heim. Die Italiener selbst bezifferten den Scha 
den, den ihnen der „Gral" gebracht hatte, auf eine Mil 
lion Lire. 
Der Brückenkopf von Eörz wurde Anfang November 
ununterbrochen bestürmt, obwohl einige italienische Regi 
menter schon am 2. November die Hälfte ihres Bestandes 
einbüßten. Am 4. herrschte wieder einmal Artilleriefeuer 
vor. An diesem Tage flog ein italienisches Lenkluftschiff, 
das einige Tage vorher auch Eörz heimgesucht hatte, wieder 
über das Kaiserschloß Miramar und warf dort Bomben ab. 
Die Ruhe am nächsten Tage entschuldigte Cadorna in seinem 
Bericht mit dem schlechten Wetter. Nur um San Martino 
dauerten noch weniger heftige Kämpfe an, die tags darauf 
aber auch abbrachen. Am 6. nahmen die Italiener nach 
mittags die Spitze des Col di Lana, abends aber mußten 
sie den heißumstrittenen Berggipfel wieder in die Hand der 
Verteidiger zurückgeben. Ohne militärische Ursache erfolgte 
seitens der Italiener am gleichen Tage die Beschießung des 
bekannten Städtchens Riva am Gardasee. In den Tagen 
danach steigerten sich die Kämpfe um den Eörzer Brücken 
kopf wieder zu größerer Lebhaftigkeit, mit dem ausge 
sprochenen Ziel, wie italienische Gefangene bestätigten, die 
Stadt zu vernichten, wenn sie nicht erobert werden könne. 
In der Tat steigerte sich die Tätigkeit der Flieger über Eörz 
in auffallender Weise, trotz aller Drangsale aber harrten die 
Bewohner zum größten Teil in der bedrohten Stadt aus 
und die tapferen k. u. I. Truppen hielten standhaft ihre 
schwere blutige Wacht. Am 10. November hatten sie wieder 
einem Hauptsturm der Angreifer zu begegnen, der mit in 
zwischen herbeigeschafften Ersatzmannschaften nach mehr 
stündiger heftiger Artillerievorbereitung auf der ganzen 
Front von Plava bis zum Monte bet Busi ausgeführt 
wurde. Die Angriffe der Italiener steigerten sich zu solch 
entschlossener Wut, daß es an vielen Stellen zum Hand 
gemenge kam, in denen die Anstürmenden jedoch eine 
blutige Niederlage erlitten. Ein schweres Unwetter, das 
mit Blitzen, Donnern und Regengüssen über dem Kampf 
feld niederging, dämpfte die Angriffslust der Italiener 
schließlich bis zu völliger Untätigkeit. Aber am nächsten 
Tage griffen sie nach einem Artillerieüberfall die Hoch 
fläche von Doberdo und den Görzer Brückenkopf erneut 
mit ununterbrochenen Stürmen an. Verluste über Ver 
luste waren ihr Erfolg, doch die österreichisch-ungarischen 
Truppen hielten ihre Stellungen unerschüttert fest und 
wiesen auch bei Zagora und im Vrsicgebiet Vorstöße der 
Italiener ab. Ungeachtet aller Verluste erweiterten die 
Italiener in den nächsten Tagen die Angriffe auf den 
Görzer Brückenkopf immer mehr zu einer Hauptschlacht. 
Ihre ganze Stoßkraft galt fortan nur noch diesem einen 
Ziel. Am 13. November 
unterhielt außerdem die 
italienische Artillerie ein 
ununterbrochenes Feuer 
über den unbesiegten 
Brückenkopf hinweg auf 
die Stadt. Gleichzeitig 
behielt sie den Nordteil 
der Hochfläche von Do 
berdo unter stärkstem 
Feuer. Ein Frontstück 
mußte dort einige Zeit in 
der Hand des Feindes 
gelassen werden, am 
Abend war es jedoch zu 
rückerobert. Vor dem 
Görzer Brückenkopf selbst 
und südlich desAbschnittes 
vom Monte dei Busi ge 
rieten die italienischen 
Angriffe in stärkstes öster 
reichisch-ungarisches Ar 
tilleriefeuer und verblu 
teten dort unter riesigen 
Verlusten. 
Als Antwort auf die 
Heimsuchung von Eörz 
belegten mehrere öster 
reichisch-ungarische Flug 
zeuge die große italie 
nische Festung Verona 
nachdrücklich mit Bom 
ben. Da die Italiener aber in ihrer Beschießung von Eörz 
fortfuhren, durch die 58 Zivilpersonen getötet, 50 verwundet 
und außer fast allen Kirchen und Klöstern auch 300 Häuser 
schwer beschädigt oder zerstört wurden, bewarfen auch am 
14. November österreichisch-ungarische Flieger Verona erneut 
mit zahlreichen Bomben. Die feindliche Angriffstätigkeit am 
Jsonzo ließ vermutlich wegen des unablässig strömenden 
Regens wieder sichtlich nach. Nur im Abschnitt der Hoch 
fläche von Doberdo wurde heftig weitergekämpft. . Am 
Nordabhange des Monte San Michele kamen die Italiener 
wieder in eine Lücke der österreichisch-ungarischen Stellung 
hinein, die durch schweres Artilleriefeuer geschlagen war. 
Dort fühlten sie sich so stark, daß sie abends nördlich dieser 
Einbruchstelle zum weiter vorstoßenden Angriff aufsprangen. 
Doch wurden sie blutig zurückgewiesen und ein öster 
reichisch-ungarischer Gegenangriff brachte das verlorene 
Frontstück unter außerordentlich großen Verlusten für den 
Feind wieder vollständig in den Besitz der Verteidiger. 
Alle auch noch so gesteigerte Tätigkeit brachte die Italiener 
nicht vorwärts. Unerschüttert und treu stand die Wacht 
am Jsönzo und hoch oben in den tief verschneiten Berg 
zügen der Alpen. Daß im italienischen Volke diese nutz 
lose Hinopferung der Hunderttausende von Soldaten nicht 
allgemein gebilligt wurde und der Widerwille gegen den 
Krieg in beständigem Wachsen war, dafür gab die Erzäh 
lung eines schwedischen Reichstagsabgeordneten, des Dr. 
Phot. Bert. Jllustrat.-Ges. m. b. H. 
Vorbereitungen zum Legen von Drahthindernissen durch österreichisch-ungarische Truppen an der italienischen 
Front 2200 Meter über dem Meeresspiegel.
	        
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