Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

V^v Qjyermt/les 
Carency 
'Ecurie 
\Rodln court 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
kampffähigen Verteidiger und ver 
suchten, sich hinter den deutschen 
Linien auszudehnen. Sie erzielten 
aber lediglich einen Augenblicks 
erfolg. Eine bayerische Division, 
die hier den Angriff einer drei 
fachen feindlichen Übermacht aus 
zuhalten hatte, griff die Eindring 
linge mit äußerstem Grimm an. 
Am Mittag war der Hauptangriff 
bereits unter vernichtenden Ver 
lusten für die Engländer abge 
schlagen, am Abend waren auch 
die Geländeteile innerhalb der 
deutschen Front völlig vom Feinde 
frei. Hinter der Durchbruchstelle 
wurden 1500 englische Leichen be 
graben, darunter allein fast soviel 
Offiziere, wie die Gesamtzahl 
unserer dortigen eigenen Verluste 
betrug, nämlich 143. 
Farbige und weiße Engländer 
versuchten an diesem Tage nach 
mittags gegen den Abschnitt Bois 
du Biez—La Quinque Rue eben 
falls einen Vorstoß. Aus seinen 
Versammlungsgräben stürmte der 
Gegner tapfer bis zur Tollkühn 
heit heran, aber kein Engländer 
gelangte in unseren Graben. West 
falen hinderten es durch ihr stand 
haftes Durchhalten und ihr wohl 
gezieltes Feuer. Der Führer der 
englischen ersten Armee hatte seine 
Soldaten mit dem Befehl ins 
Gefecht geschickt: „Die geplanten 
Operationen zielen auf einen ent 
scheidenden Sieg, nicht auf einen 
lokalen Erfolg ab. Das Ziel der 
ersten Armee ist: Durchbruch der 
feindlichen Linie, um sich in den 
Besitz der Straße La Bassse— 
Fournes zu setzen und dann auf 
Don vorzustoßen." Diesem Ziel 
war die englische erste Armee nach 
dem Einsatz der besten Truppen, 
nach einem überwältigenden Auf 
wand von Munition nicht einen 
Schritt näher gekommen. 
Weit gefährlicher als die An 
griffe der Engländer waren, eben- 
^>acV\ 
Oie Kampforte in den Monaten Mai/Juni 
'ind unterstrichen. 
Zuckerfabrik. Labyrinth. 
Massstab: 
■ 
505 io Km. 
Karte zum Kampf bei Souchez. 
falls an diesem Tage, 
die der Franzosen süd 
lich der englischen 
Kampflinie gewesen. 
In Anwesenheit von 
JoffresuchtendieFran- 
zosen in wuchtigem 
Vorgehen gleichfalls 
am 9. Mai die deutsche 
Front zu zerschellen. 
Die von La Bassee 
über Loos und Angres 
geführte deutsche Linie 
sprang über die Lorettohöhe mit einer scharfen Spitze zu 
den beiden südlich davon liegenden, durch die niedrige 
Höhe 125 geschiedenen Bachgründen mit den Orten Ablain 
und Carency vor. Die Ausläufer dieser Dörfer waren in 
französischen Händen geblieben. Von ihnen wich die deutsche 
Linie scharf nach Südwesten zurück und traf auf die östliche 
Vorstadt von Arras, St.-Laurent. Dicht östlich des 
großen Dorfes Neuville führte sie über La Targelle in der 
Tiefe zwischen zwei Höhenzügen, deren westlicher den 
Franzosen sehr willkommene Artilleriestellungen bot; der 
östliche, der in unserem Besitz war, steigt von dem tief im 
Carencybachtal gelegenen Souchez aus stark zur Höhe 140 
vor und senkt sich dann über La Folie zwischen Thelus und 
Der Kamele Zucker 
fabrik ouchez. 
Nach eigene* und Stelle 
gefertigten S-zeichnet von 
Mer. 
Bailleul hindurch an die Scarpe. Nach dem Bericht des 
Großen Hauptquartiers war die Wegnahme dieses Höhen 
zuges im Oktober für uns von größter Wichtigkeit gewesen, 
da die genannten Höhen die weite Ebene von Douai nach 
Westen abschließen und einer von hier aus vordringenden 
Armee die erste günstige Stellung geboten hätten. Der 
vorspringende Winkel bei der Lorettohöhe und die sehr 
bloßliegenden, dem feindlichen Artilleriefeuer ganz be 
sonders ausgesetzten anschließenden Stellungen in der Tiefe, 
ließen einen Angriff der Franzosen besonders naheliegend 
erscheinen. An dieser Stelle wollte Joffre denn auch seinen 
großen Plan Tat werden lassen, der in dem Befehl eines der 
beteiligten Armeekorps folgendermaßen zum Ausdruck kommt: 
„Nach neunmonatiger Feldzugs 
dauer ist es an der Zeit, eine end 
gültige Anstrengung zu machen, 
die feindlichen Linien zu durch 
brechen und zunächst als erstes die 
Deutschen von Frankreichs Boden 
zu verjagen. 
Der Augenblick ist günstig. Nie 
mals war das Heer stärker, noch 
von größerem Mute beseelt. Der 
Feind scheint nur einige Divisionen 
vor unserer Front zu haben, unsere 
Kräfte sind viermal so stark wie die 
seinigen. Wir verfügen über die 
stärkste Artillerie, die je auf einem 
Schlachtfeld verwendet worden ist. 
Es handelt sich heute nicht um 
einen Handstreich oder um die 
Wegnahme von Schützengräben. 
Es handelt sich darum, den Feind 
mit äußerster Heftigkeit anzugrei 
fen, ihn zu schlagey und mit bei 
spielloser Hartnäckigkeit zu verfol 
gen ohne Rücksicht auf Strapazen, 
Hunger, Durst und Leiden." 
Dieses gewiß nicht geringe Ziel 
bereiteten die Franzosen mit au- 
ßergewöhnlicherGeschicklichkeitund 
Gewissenhaftigkeit vor. Die Flie 
gertätigkeit zu Aufklärungszwecken 
ward uns -Anfang Mai durch 
schlechtes Wetter erschwert, wenn 
wir auch erkannten, worauf alle die 
geheimnisvollen Bewegungen und 
Verschiebungen hinausliefen. 
Seit dem 1. Mai lag der Ab 
schnitt von der Lorettohöhe südlich 
bis gegenüber Roclincourt unter 
äußerst schwerem französischen 
Artilleriefeuer. Am 6. schätzte ein 
Armeekorps, daß auf seine vor 
deren Linien 13500 Schuß ab 
gefeuert seien. Am 8. Mai erhöhte 
sich die Zahl auf 17 000, außerdem 
wurden 1800 schwere Wurfminen 
gezählt. An diesem Tage kam es 
bei Lisvin zuin Kampf. Nach 
einein starken Artillerieüberfall 
drangen hier französische Jäger in 
ein kleines Grabenstück ein. Jur 
Laufe der Nacht wurden sie wie 
der hinausgeworfen und ließen 
100 Gefangene zurück. 
Aiir 9. Mai sollte der Haupt 
schlag gegen die deutschen Reihen 
geführt werden. In der Nacht zum 
4. bombardierten Flieger erfolglos 
alle wichtigen Bahnhöfe, mit der 
Absicht der Verhinderirirg des 
Nachschubes voir Verstärkungen. 
Das Artilleriefeuer auf die Stel 
lungen bei Arras wuchs ins Un 
gemessene. Unsere Drahthinder 
nisse und Gräben, denen das Feuer 
der vorhergehenden Tage schoii 
schwere, nicht mehr auszubessernde 
Schäden zugefügt hatte, wurden 
fürchterlich mitgenommen. Nach vier Stunden heftigster 
Beschießung gingen die Franzosen dann zum Sturm vor. 
Bei Scarpe deckten wir sie mit mächtigem Feuer zu. Hier 
zählte ein Regiment vor seiner Front allein 1600 tote Fran 
zosen. Bei La Targelle-Carency aber überrannte die stür 
mende feindliche Übermacht die schwachen Reste der deutschen 
Verteidiger. An unserer vorderen Geschützstellung nördlich 
Neuville und südlich Souchez stand der Ansturm kurze Zeit, 
schließlich drangen die Franzosen doch auf die Höhe von 
La Folie und stürmten in das Dorf Souchez hinab. Ein 
Bataillonskommandeur bayerischer Jäger hielt hier rnit zehn 
Mann vorläufig den Eingang. Zuaven und Fremden 
legionäre umschlossen mit anderen Truppenteilen bald das
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.