Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Messines—Wern voran unter Wegnahme von 100 Ge 
fangenen und 15 Maschinengewehren. 
An diesem Tage scheiterten englische Angriffe an anderen 
Teilen der neuen Front, und wir gewannen auch an der 
Straße Menin—Wern j n ^er Richtung auf Hooge neues Ge 
lände. Am nächsten Tage griffen die Deutschen mit Erfolg 
an der Straße St.-Julien—Ypern vor und nahmen 3 eng 
lische Offiziere mit 60 Mann und 1 Maschinengewehr weg. 
Unabhängig von diesen Gefechten hatten sich unterdes 
heftige Kämpfe um unseren Besitz auf dem linken Kanal 
ufer entsponnen, mit Het Sas und Steenstrate als Mittel 
punkt. Nach vielen im Keim erstickten oder blutig ab 
geschlagenen wochenlangen Angriffen auf diese Orte wurden 
hier am Nachmittag des 16. Mai schwarze Truppen schonungs 
los eingesetzt. Bei Het Sas gelang die endgültige Abwehr 
noch an demselben Tage, bei Steenstrate hielten die Kämpfe 
auch noch am nächsten Tage an. Schließlich faßten wir den 
Entschluß, unsere schwachen Kräfte in den nicht besonders 
bedeutungsvollen vorgeschobenen Posten westlich des Kanals 
auf unsere Hauptstellung am Ostufer zurückzunehmen, um 
nicht von dem heftigen Flanken 
feuer der feindlichen Artillerie auf 
die Vorstellung am Westufer un 
nötig schwere Verluste zu er 
leiden. 
Wegen des unsichtigen Wet 
ters schlummerten dann die 
Kämpfe fast an der ganzen Yser- 
front. Am 24. Mai gingen die 
Deutschen aber wieder zu neuen 
kräftigen Vorstößen über, nah 
men die Ortschaften Vlaminghe- 
Ferme, Bellewaarde-Ferme und 
das Schloß nördlich Wieltje im 
Sturm und erbeuteten dabei 
150 Gefangene und 2 Maschi 
nengewehre. 
Ein nach zehnstündiger Ar 
tillerievorbereitung unternom- 
mener Angriff der Franzosen am 
30. Mai mitternachts auf die 
deutschen Stellungen nördlich 
von der Houdt-Ferme wurde mit 
großen Verlusten für die Fran 
zosen abgeschlagen. Dabei wur 
den Zuaven von vier verschie 
denen Regimentern gefangen ge 
nommen. Ein Beweis für den 
Umfang des Ansturmes. 
Unsere eigenen Angriffe auf 
das von den Engländern besetzte 
Hooge gelangen dagegen nach 
Wunsch. Das starkbefestigte 
Schloß und der Ort selbst kamen 
bis auf wenige Häuser am West 
rande in Kämpfen am 2. und 
3. Juni in unsere Hände. Alle Gegenangriffe der Eng 
länder waren erfolglos. 
In lockerem Zusammenhang mit den Kämpfen um Ypern 
standen auch kleinere Gefechte im Küstengebiet. Am 7. Mai 
erschienen englische Kriegschiffe vor Zeebrügge und ver 
suchten eine Beschießung unserer Küstenbatterien. Diese 
nahmen das Gefecht sofort wirkungsvoll auf und versenkten 
den Torpedozerstörer „Maori". Der ihm zu Hilfe eilende 
„Crusader" wurde zum Rückzug gezwungen und die Be 
satzung des gesunkenen „Maori" samt den Bootsbemannungen 
des „Crusader", alles zusammen 7 Offiziere und 88 Mann, 
gerettet und gefangen genommen. 
Am 9. Mai stießen die deutschen Truppen mit Erfolg auf 
Nieuport vor und erbeuteten einige Maschinengewehre. Der 
f eind kam in der folgenden Nacht im Gegenstoß bis an 
ombartzyde heran, wurde aber danach völlig zurück 
geworfen. 
Die Kämpfe auf diesem Teile der Westfront waren die 
Nachwehen des glänzenden deutschen Hauptangriffs vom 
22. April, welcher dem so prahlerisch angekündigten Früh 
jahrsvorstoß der Verbündeten in Flandern Zuvorkam. Sie zer 
trümmerten auf lange Zeit alle Hoffnungen der Feinde, in 
Flandern durchzubrechen. Dabei opferten unsere Gegner 
schonungslos Material und Menschen. Selbst die englische 
Presse sprach offen von starken Verlusten an der Yserfront. 
Aus dem Brief eines englischen Offiziers klang die verzweifelte 
Mahnung, doch nur in kürzester Zeit Verstärkungen an 
Soldaten und Maschinengewehren nachzuschieben, da sonst 
bald kein lebendiger, kampffähiger Engländer mehr in Flan 
dern sein werde. Unter ungeheuerlichen Opfern erreichten 
die Verbündeten auf diesem Teile der Westfront lediglich 
die unwesentliche Zurücknahme schwacher deutscher Kräfte 
auf dem linken Kanalufer. Wir dagegen sicherten unseren 
Sieg vom 22. April durch Wegnahme wichtiger Stützpunkte 
und beherrschender Höhenzüge vor Ypern und legten damit 
den Grund zu neuem sieghaften Vordringen. 
Im engsten Zusammenhang mit unserem bedeutenden 
Fortschritt in Flandern steht die Beschießung Dünkirchens 
mit schwersten Kalibern, die zum erstenmal am 11. Mai 
von unserer Heeresleitung berichtet wurde. Diese Tatsache, 
die Beschießung einer Stadt aus mehr als 30 Kilometer 
Entfernung mit unleugbarem Erfolg, erregte in der ganzen 
Welt neues Erstaunen, neue Achtung vor den Leistungen 
der deutschen Technik, während sie unsere Gegner in hohem 
Grade beunruhigte. Oft genug 
haben sie berichtet, daß die 
schweren deutschen Geschütze zum 
Schweigen gebracht seien, aber 
immer wieder kamen die unheim 
lichen Geschosse in Dünkirchen 
angesaust und richteten immer 
wieder verhängnisvollen militäri 
schen Schaden an. 
Blieb so in Flandern nicht die 
Spur einer Aussicht auf einen 
erfolgreichen Durchbruch, so konn 
ten die verbündeten Gegner da- 
- für an der allerschwächsten Stelle 
der deutschen Westfront mit sehr 
wohlbegründeten Hoffnungen 
auf einen entscheidenden Sieg 
zu Werke gehen. Ein entschei 
dendes Unternehmen mußte ja 
begonnen werden, teils um der 
Bündnispflicht mit Rußland wil 
len, besonders aber wegen der 
ungeahnten Fortschritte der ver 
bündeten Deutschen, Österreicher 
und Ungarn im Osten. Der Zu 
sammenbruch so zahlreicher rus 
sischer Armeen mußte sich schließ 
lich für die Franzosen und Eng 
länder in einer Verstärkung der 
deutschen Weststreitkräfte äußern 
und damit die Durchführung 
deutscher Angriffspläne auch im 
Westen in greifbare Nähe rücken. 
In seinen Folgen war der deutsch- 
österreichischeVormarsch im Osten 
eine Bedrohung am eigenen 
Leibe auch für den Westen, die es rechtzeitig abzuwehren galt. 
Die Aussicht auf eine Niederlegung der dortigen deutschen 
Abwehrnrauer war auch deshalb so günstig, weil allem An 
schein nach starke deutsche Truppenmassen für den Osten 
freigemacht waren und die Franzosen und Engländer überall 
mit ganz bedeutender Überlegenheit an Menschen und 
Material aufzutreten vermochten. 
Der deutscherseits erwartete Durchbruchsversuch richtete 
sich gegen die Stellung zwischen La Bassoe und Arras (siehe 
auch die nebenstehende Karte). In langwierigen Gefechten 
hatten sich unsere Truppen auf dieser Front nach und nach seit 
Oktober Geländevorteile zu verschaffen gesucht, um das im 
Rücken liegende Gebiet für die spätere Vorbereitung größerer 
Unternehmungen ausnützen zu können. Infolgedessen gab es 
in der Gegend Armentiöres—La Bassoe vorspringende Teile 
unserer Linien, die Gelegenheit für eine Umfassung durch den 
Feind boten. Gegenüber diesem unsicheren Teile der deut 
schen Front lag die erste englische Armee. Am 9. Mai mor 
gens erfolgte ihr Angriff. Eingeleitet ward er durch heftiges 
Ärtilleriefeuer, besonders auf dem Raum westlich der 
großen Straße von La Bassoe—Estailles und nördlich von 
Fromelles. Dort erfolgte nach einer wohlgelungenen Minen 
sprengung ein Teildurchbruch. Englische Schützenlinien 
überrannten mühelos die wenigen an dieser Stelle noch 
J 
Phot. W. Braemer, Berlin. 
Von einer Granate gefällte Eiche in einem Park in Flandern.
	        
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