Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
der Angriffshandlungen begreift, an denen er beteiligt ist, 
und je mehr er Vertrauen hat zu den von den Führern 
getroffenen Maßnahmen. Es ist deshalb notwendig, daß 
die Offiziere aller Grade von heute an ihre Untergebenen 
über die günstigen Bedingungen aufklären, unter denen der 
nächste Angriff der französischen Streitkräfte vor sich gehen 
wird. Folgende Punkte müssen allen bekannt sein: 
1. Auf dem französischen Kriegschauplatz zum Angriff 
zu schreiten, ist für uns eine Notwendigkeit, um die Deutschen 
aus Frankreich zu verjagen. Wir werden sowohl unsere seit 
zwölf Monaten unterjochten Volksgenossen befreien als 
auch dem Feinde den wertvollen Besitz unserer besetzten 
Gebiete entreißen. Außerdem wird ein glänzender Sieg 
über die Deutschen die neutralen Völker bestimmen, sich 
zu unseren Gunsten zu entscheiden, und den Feind zwingen, 
sein Vorgehen gegen die russische Armee zu verlangsamen, 
um unseren Angriffen entgegenzutreten. 
2. Alles ist geschehen, daß dieser Angriff mit erheblichen 
Kräften und gewaltigen materiellen Mitteln unternommen 
werden kann. Der ohne Unterbrechung gesteigerte Wert 
Pho!-. Bert. Jttustrat.-Ges. m. b. H. 
Das in der Gegend von ReLhel am 3. Oktober 1915 abgeschossene französische Luftschiff „Alsace". 
der Verteidigungseinrichtungen in erster Linie, die immer 
größere Verwendung von Territorialtruppen an der Front, 
die Vermehrung der in Frankreich gelandeten englischen 
Streitkräfte haben dem Oberbefehlshaber erlaubt, eine 
große Zahl von Divisionen aus der Front herauszuziehen 
und für den Angriff bereitzuhalten, deren Stärke der 
mehrerer Armeen gleichkommt. Diese Streitkräfte ebenso 
wie die in der Front gehaltenen verfügen über neue und 
vollständige Kriegsmittel. Die Zahl der Maschinengewehre 
ist mehr als verdoppelt. Die Feldkanonen, die nach Maß 
gabe ihrer Abnutzung durch neue Kanonen ersetzt worden 
sind, verfügen über einen bedeutenden Munitionsvorrat. 
Die Kraftwagenkolonnen sind vermehrt worden, sowohl 
zur Verpflegung als zur Truppenverschiebung. Die schwere 
Artillerie, das wichtigste Angriffsmittel, war der Gegen 
stand erheblicher Anstrengung. Eine beträchtliche Menge 
von Batterien schweren Kalibers ist mit Rücksicht auf die 
nächsten Angriffshandlungen vereinigt und vorbereitet 
worden. Der für jedes Geschütz vorgesehene tägliche 
Munitionssatz übertrifft den bisher jemals festgestellten 
größten Verbrauch. 
3. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist für einen allgemeinen 
Angriff besonders günstig. Einerseits haben die Kitchener- 
armeen ihre Landung in Frankreich beendet, und anderseits 
haben die Deutschen noch im letzten Monat von unserer 
Front Kräfte weggezogen, um sie an der russischen Front 
zu verwenden. Die Deutschen haben nur sehr dürftige 
Reserven hinter der dünnen Linie ihrer Grabenstellung. 
4. Der Angriff soll ein allgemeiner sein. Er wird aus 
mehreren großen und gleichzeitigen Angriffen bestehen, die 
auf sehr großen Fronten vor sich gehen sollen. Die eng 
lischen Truppen werden mit bedeutenden Kräften daran 
teilnehmen. Auch die belgischen Truppen werden sich an 
den Angriffshandlungen beteiligen. Sobald der Feind 
erschüttert sein wird, werden die Truppen an den bis dahin 
untätig gehaltenen Teilen der Front ihrerseits angreifen, 
um die Unordnung zu vervollständigen und'ihn zur Auf 
lösung zu bringen. Es wird sich für alle Truppen, die an 
greifen, nicht nur darum handeln, die ersten feindlichen 
Grüben wegzunehmen, sondern ohne Ruhe Tag und Nacht 
durchzustoßen über die zweite und dritte Linie bis in das 
freie Gelände. Die ganze Kavallerie wird an diesen An 
griffen teilnehmen, um 
den Erfolg mit weitem 
Abstand vor der Infan 
terie auszunutzen. Die 
Gleichzeitigkeit der An 
griffe, ihre Wucht und 
Ausdehnung werden den 
Feind hindern, seine In 
fanterie- und Artillerie 
reserven aufeinemPunkte 
zu versammeln, wie er 
es im Norden von Arras 
tun konnte. Diese Um 
stünde sichern den Erfolg. 
Die Bekanntgabe die 
ser Mitteilungen an die 
Truppen wird nicht ver 
fehlen , den Geist der 
Truppe zu der Höhe der 
Opfer zu erheben, die 
von ihr gefordert werden. 
Es ist daher unbedingt 
nötig, daß die Mitteilung 
mit Klugheit und Über 
zeugung geschieht. 
(gez.) I. Joffre." 
Hierzu gab ein fran 
zösischer Regimentskom 
mandeur folgenden Zu 
satz: 
„Diesen Befehl bringt 
der Oberst zur Kenntnis 
der Herren Bataillons 
kommandeure und Kom 
panieführer und bittet 
sie, während des Dienstes 
in den Grüben und im 
Lager jede Gelegenheit 
zu benutzen, um den Leuten begreiflich zu machen, daß 
die von ihnen geforderte Anstrengung derartige Folgen 
haben kann, daß der Krieg binnen kurzem mit einem Schlage 
zu Ende ist. 
Alle müssen bei dem beabsichtigten Angriff diejenige 
Kraft, Energie und Tapferkeit einsetzen, die nötig sind, um 
ein so großes Ergebnis zu erreichen. 
Wir müssen die deutschen Linien durchbrechen und dazu 
vorwärtsgehen, trotz allem ..." 
Der Befehl des Generals Joffre wird in bemerkens 
werter Weise durch nachstehende Äußerung des Komman 
deurs der englischen Gardedivision ergänzt, die am 25. Sep 
tember in deutsche Hände gefallen ist: 
„Divisionsbefehl der Gardedivision. 
Am Vorabend der größten Schlacht aller Zeiten wünscht 
der Kommandeur der Eardedivision seinen Truppen viel 
Glück. Er hat den anfeuernden Worten des Kommandieren 
den Generals von heute morgen nichts hinzuzufügen. 
Möchte sich aber jedermann zwei Dinge vor Augen halten: 
1. daß von dem Ausgang dieser Schlacht das Schicksal 
kommender englischer Generationen abhängt,
	        
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