Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Getroffen! Nach einem Gemälde von Claus Bergen. 
Auftreten großer deutscher Heere im Osten und den Sieg 
über Rußland. Der großen Herbstoffensive lag derselbe Ge 
danke zugrunde. Aber die Kampfmittel waren bedeutend 
größer auf feindlicher Seite als früher. Wenn die Zahlen 
der Angreifer bekannt geworden sein werden, wird offenbar 
werden, daß in der Nordchampagne die ganze französische 
Kraft eingesetzt wurde, die noch außerhalb der langen 
Frontlinie zur Verfügung stand. 
Die Kampfhandlung begann mit einem ungeheuren 
Trommelfeuer, das gegen die vorderen deutschen Stellungen 
gerichtet war und außerdem die Zugangswege zu ihnen sperrte. 
Es dauerte rund 75 Stunden ohne Unterbrechung. Der 
angegriffene Raum von etwa 25 Kilometern Breite wurde 
in jeder Stunde mit Tausenden von Geschossen belegt. 
Insgesamt hatte die Artillerie der Feinde, um den iufan- 
teristischen Sturm vorzubereiten, einige Millionen Schuß 
abgegeben. Die von den Kriegsberichterstattern deutscher 
Zeitungen aus dem Großen Hauptquartier des Westens 
angeführten Zahlen bedürfen aber erst der Nachprüfung. 
Das Trommelfeuer stellt eine Leistung dar, die bisher uner 
hört erschien und nach mancher Richtung hin zu denken gibt. 
Einmal erkennt man auf das klarste die den Franzosen ge 
wordene Hilfe Amerikas, und zum anderen sieht man mit 
unbegrenzter Bewunderung auf die Helden in den Schützen 
gräben, die ein solches Feuer über sich ergehen ließen, 
ohne kampfunfähig zu werden. Ich habe in demselben 
Raum zwischen Reims und den Argonnen und besonders 
bei Navarin, Tahure und Massiges im letzten Sommer 
die kunstvollen Schützengrabenbauten der deutschen Truppen 
besichtigt. Sie wurden durch das Trommelfeuer des Feindes 
zu einem wilden Chaos zusammengeschossen. In den Unter 
ständen wurden Mannschast und Maschinengewehre begraben 
und die Sappen, die Verbindungslinien nach rückwärts, 
wurden fast vollständig eingeebnet. Und doch krochen, als 
die französischen Jnfanteriemassen sich heranwülzten, aus 
diesen Trümmern der Schützengräben kampffähige Menschen 
hervor und empfingen, obwohl halb betäubt und gelichtet, 
den Feind mit grimmiger Entschlossenheit, so daß es ihm 
nur gelang, an einzelnen Stellen die erste Grabenlinie zu 
behaupten. Der deutsche Truppengeist hatte über die glän 
zende technische Vorbereitung des Angriffs und zugleich 
über den blutbefleckten Dollar gesiegt. 
Die deutschen und französischen Stellungen im Haupt 
kampfplatz der Nordchampagne lagen sich vor Beginn der 
ersten Offensive eng gegenüber. Die Kampffronten be 
gannen etwas südlich des Ortes Aubsrive, nördlich von 
Mourmelon-Ie-Grand, zogen sich dann an dem Straßen 
knotenpunkt St.-Hilaire nördlich vorbei, überschritten die 
Straße Suippes—Somme-Py dicht nördlich von Souain 
und liefen dann nach Osten, indem sie die Orte Perthes, 
Le Mesnil und Massiges hart südlich liegen ließen. Dann 
überquerten die Fronten die große Straße St.-Menöhould— 
Vouziers, überschritten die Aisne und wandten sich hierauf 
in scharfem Bogen (im Argonnengebiete) nach Südosten. 
Rach Verlauf der ersten Offensive sind die weiter nördlich 
gelegenen Orte Navarin, Tahure, Beau-Söjour, Massiges 
und Ville-sur-Tourbe (siehe Bild Seite 337) die Haupt 
brennpunkte des Kampfes geworden. Man sieht, wie klein 
der Geländegewinn der Franzosen gewesen war. 
Nach dem vergeblichen Anlauf des ersten großen Angriffs 
trat keine völlige Ruhe ein. Bis zum 6. Oktober, wo der zweite 
Durchbruchsversuch ansetzte, wütete in wechselnder Stärke das 
Artilleriefeuer, und einzelne Jnfanterieangriffe'der Feinde 
wurden mit Wucht bis an die deutschen Gräben herangeführt. 
Die Spitznamen und Spottnamen 
im Weltkriege. 
Von Friedrich Lorenzen. 
Der gewaltige Krieg, der uns schon so viele Aber 
raschungen bereitete, hat uns auch eine ganze Reihe von 
neuen Spitz- und Spottnamen beschert, die zürn großen 
Teil sehr interessant und bezeichnend sind und in treffender 
Weise menschliche Schwächen und Eigenheiten beleuchten. 
Es fehlt aber anderseits natürlich auch nicht an spöttischen 
Bezeichnungen, die durchaus verfehlt sind, bös daneben 
hauen und somit nur den Ausdruck eines törichten, künstlich 
geschürten Hasses bilden. So ist es im höchsten Grade un 
vernünftig und unangebracht, wenn unsere Feinde die
	        
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