Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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brachte er den englischen kleinen Kreuzer „Pathsinder" durch 
einen Torpedoschuß zum Sinken (siehe Band I Seite 366). 
Im Januar 1915 tauchte Hersing mit großer Kühnheit 
an der englischen Küste der Irischen See auf und beschoß 
eine feindliche Lnstschiffhalle. Die Engländer sandten da 
mals nicht weniger als 30 Hochseetorpedoboote aus, um auf 
den unerschrockenen D-Boot-Mann Jagd zu machen und seine 
„Basis" zu entdecken. Sie konnten es nicht glauben, daß die 
deutschen bi-Boote in der Irischen See ohne Basis vor 
gehen konnten, weil eine solche dank der glücklichen Fort 
schritte der deutschen Technik entbehrlich geworden war. 
Den Glanzpunkt von Hersings seemännischer und kriege 
rischer Tätigkeit aber bildet die kühne 6200-Kilometer-Fahrt 
von der Nordsee bis in die Dardanellen und die Versenkung 
der englischen Linienschiffe „Triumph" und „Majestic" (siehe 
Seite 56). 
Ein bemerkenswertes Wagestück gelang am 16. August 
nugtuung begrüßt. In der Nacht vom 9. auf 10. Sep 
tember , also drei Wochen nach dein letzten Luftvorstoß, 
griffen deutsche Marineluftschiffe den Westteil der City von 
London sowie die großen Fabrikanlagen bei Norwich und 
die Hafenanlagen und Eisenwerke von Middlesborough mit 
nachhaltigem Erfolge an. Starke Explosionen und zahl 
reiche Brände wurden beobachtet. Die Luftschiffe wurden 
von den feindlichen Batterien überaus heftig beschossen, 
konnten aber unversehrt heimkehren. Zwar versuchte auch 
jetzt wieder die Zensur alle Nachrichten über die Erfolge des 
deutschen Luftangriffs zu unterdrücken. Dennoch war an 
der englischen Presse deutlich zu merken, wie unangenehm 
ihr die Luftangriffe waren, und Augenzeugen wußten wie 
der zu berichten, daß die Wirkung der deutschen Luftangriffe 
selbst die schlimmsten Schilderungen hinter sich lasse. 
Es folgten einige kleinere Luftangriffe und sodann in 
der Nacht vom 17. auf 18. September ein abermaliger um- 
Abgeschlagener Nachtangriff italienischer Bersaglieri auf den Höhen von Lafraun. Nach einer Originalzeichnung von Hans Treiber. 
einem deutschen D-Boot in der Irischen See. Obwohl diese 
durch starke Minensperren und einen außerordentlich sorg 
samen Bewachungsdienst gesichert ist, wurde doch bei Har- 
rigton am Solwayfirth durch das kühne Tauchboot eine 
große Benzolfabrik einschließlich des wertvollen Lagers und 
der Koksöfen vernichtet; die Werke sind mit hohen Stich 
flammen in die Luft geflogen (siehe die farbige Kunst 
beilage). 
Die Engländer bewiesen ihre seemännische Helden 
haftigkeit außer durch diesen feigen Flaggenschwindel 
Anfang September auch noch durch einen Alberfall auf die 
deutsche meteorologische Station in Spitzbergen, die sie 
vollständig ausplünderten und zuin großen Teil zerstörten. 
Sie taten sich nicht wenig darauf zugute, daß sie den paar 
auf der Station nur ihren wissenschaftlichen Aufgaben leben 
den Deutschen die Gewalt der englischen Seeherrschaft ge 
zeigt hatten. 
Angesichts dieser unedlen Kampfweise wurde in Deutsch 
land und Österreich-Ungarn die nachdrückliche Fortfüh 
rung des Luftkampfes gegen England mit besonderer Ee- 
fassender Vorstoß auf die City von London. Bahnhöfe 
und wichtige Verkehrsanlagen an der Themse wurden aus? 
giebig mit Bomben belegt, die von verheerender Wirkung 
waren. Vernichtende Bombenwürfe erfolgten auch auf die 
Fabrikanlagen und Hochofenwerke bei Woodbridge und 
Ipswich. Trotz starker Beschießung durch Maschinen 
gewehre und Ballonabwehrkanonen erlitten die deutschen 
Luftschiffe auch diesmal wieder keinerlei Beschädigung und 
kehrten sämtlich heil zurück. Der Führer dieses Streifzuges 
durch die Luft nach England und über London hat selbst 
eine Schilderung seiner kühnen Fahrt gegeben und er 
zählt unter anderem: 
„Als wir uns der Küste näherten, setzte ich das Höhen 
steuer in Bewegung, um noch höher zu steigen, damit der 
Lärm der Motoren unsere Ankunft nicht zu früh verrate. 
Die Kanoniere gingen zu ihren Kanonen, um etwaige feind 
liche Flieger abzuwehren, und von den anderen begab 
sich jeder auf seinen Posten. Mein Leutnant nahm seinen 
Standort bei den Abfeuerungsvorrichtungen, wo die Bom- 
ben ausgelöst werden und die Schnelligkeit verzeichnet wird,
	        
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