Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
wurde aber schon am anderen Morgen endgültig zurück 
geschlagen. Gegenstand besonders angestrengter Angriffe 
war sodann die Straße über den Paß von Tonale. Sie 
führt in 1874 Meter Höhe von Edolo in das Val di Sole. 
Schon in den zahlreichen Kriegen zwischen Frankreich und 
Österreich-Ungarn hat es um den Besitz dieser Straße sehr- 
häufig heftige Kämpfe gegeben. Um so begreiflicher ist 
es, daß die Italiener in diesem Kriege ständig um den 
Besitz dieser wichtigen Einfallstraße gerungen haben. Nach 
dem sie den Angriff auf die Straße mit schwerer Artillerie 
seit dem 15. August vorbereitet hatten, ließen sie die In 
fanterie zum Angriff vorgehen. Den ganzen 25. August über 
kam diese zu keiner Entscheidung. Am 26. aber begannen 
die Italiener nachzulassen, so daß ein Angriff, den schwächere 
Abteilungen ihrer Truppen von Süden her gegen den 
Paß unternahmen, kräftig abgeschlagen werden konnte. Am 
27. August wagten sich die Italiener nach umfassender ar 
tilleristischer Vorbereitung näher an die österreichisch-ungari 
schen Stellungen nördlich des Suganatales heran. Es blieb 
aber vorläufig bei oft gewaltig anschwellenden Geschütz- 
kämpfen auf der ganzen Tiroler Front, die am stärksten 
die Tonalesperren, die Hochfläche von Lavarone—Folgaria 
und die österreichisch-ungarischen Stützpunkte Monte Ma- 
ronia und Monte Coston trafen. Am 2. September er 
eigneten sich kleinere Zusammenstöße bei der Mandronhütte 
und südlich Mori, die mit dem Zurückweichen her Italiener 
endeten. Am 4. September holten sich zwei feindliche Kom 
panien im Angriff auf Marco blutige Köpfe. Danach setzten 
auf dein Tiroler Grenzgebiet wieder Eeschützkämpfe ein. 
Die italienischen Batterien wählten sich dabei mit Vorliebe 
die Alpenvereinshütten als Ziele und zerstörten am 6. Sep 
tember die von Touristen viel besuchte Mandronhütte im 
obersten Val di Genova. , 
Seit dem 11. September galten die Anstrengungen der 
Italiener an der Tiroler Front den Stellungen der Öster 
reicher und Ungarn westlich des Monte Piano und im 
Popenatal. Hier wurden Angriffe abgeschlagen, die mit 
Gruppen bis zur Stärke eines Bataillons versucht wurden. 
Die Erenzbrücke im Popenatal war in den nächsten 
König Viktor Emanuel und General Joffre vor dem Monte Nero. 
Tagen besonders heftig umstritten. Auch hier wurden die 
Italiener mit schweren Verlusten zurückgewiesen. Östlich 
des Lodinutpasses gingen die Österreicher und Ungarn aui 
14. September ihrerseits zum Angriff über, wobei sie den 
Italienern die Stellungen auf dein Findeniggtofel und dem 
Kamm südöstlich dieses Erenzberges nahmen. Sie be 
kamen damit einen wichtigen Stützpunkt der Italiener, von 
dem diese bis dahin wirtlichen Vorteil gehabt hatten. Dieser 
erfolgreiche Vorstoß der Verteidiger hatte zur Folge, daß 
der Gegner seine südlich des tarnischen Kammes gelegenen 
Winterbaracken abzubauen und sich weit zurückzuziehen be 
gann, ohne erst einen erneuten Angriff der Österreicher 
und Ungarn abzuwarten. 
Die schwere Niederlage, die die Italiener bei ihren: 
ersten Vorstoß auf die Hochebene von Lafraun-Vilgereuth 
bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn erlitten (vgl. 
Band II Seite 471), ließ sie trotzdem nicht an der Möglich 
keit zweifeln, daß gerade an dieser Stelle ihnen ain ersten 
und sichersten ein erfolgreicher Einfall in Südtirol gelingen 
werde. Auf Vorpostenplänteleien, die sich bisweilen zu 
lebhaften Gefechten entwickelten, folgten von Mitte August 
an heftige Artillerieduelle, und aus der ungeheuren Muni 
tionsverschwendung der Italiener, die sinnlos und-meist 
ohne Erfolg die k. u. k. Stellungen und Grenzforts be 
schossen, ging deutlich hervor, daß der Feind abermals ge 
sonnen sei, hier unter Aufbietung aller Kräfte einen neuen 
Durchbruchsversuch zu wagen. Am Morgen des 15. August 
begann die Kanonade, die ununterbrochen zehn Tage an 
dauerte. Die Italiener hatten sogar das schwerste Geschütz 
ihrer Artillerie, zwei 30,5-Zentimeter-Kanonen, herbei 
geschafft, um ihr Feuer besonders wirksam zu gestalten. 
Am Abend des 24. August hielt der Feind die österreichisch- 
ungarischen Stellungen für genügend erschüttert, uin den 
Jnfanterieangriff zu wagen; ein unbeschreiblich heftiges 
Feuer aller Geschütze war ihm vorausgegangen, das den 
Verteidigern den letzten Halt rauben sollte. 
Der Hauptstoß des italienischen Angriffs richtete sich 
gegen die Front Cima di Vezzena-Basson, nachdem der 
Angriff auf das Vezzenaplateau bei Verte schon um Mit 
ternacht von Tiroler Landsturm, verstärkt durch 
Standschützen und Maschinengewehre, unter schwe 
ren Verlusten für den Feind abgeschlagen wor 
den war. Um diese Zeit richtete die italie 
nische Artillerie ihr Feuer auf die Stellungen von 
Basson, um die Aufmerksamkeit der österreichischen 
Geschütze von der Verfolgung der bei Vezzena 
zurückweichenden Infanterie abzulenken. Wäh 
rend rings von den Berghöhen die Kanonen 
donnerten und überall am dunklen Himmel der 
Feuerschein platzender Granaten die Nacht er 
hellte, gingen das 115. italienische Infanterieregi 
ment, ein Alpinibataillon und mehrere Bersag- 
lieritompanien zum Sturmangriff auf den Basson 
vor. Aber hier hatte man den Feind, der lautlos 
heranzuschleichen suchte, schon bemerkt und Ge 
schütze und Maschinengewehre auf seine Reihen 
eingestellt. Plötzlich fiel von dem grauen Massiv 
der Berghöhen der grelle Strahl der Schein 
werfer herüber (siehe Bild Seite 327), und ehe 
noch die Bersaglieri, geblendet durch das taghelle 
Licht, am Boden Deckung vor dem verräterischen 
Schein suchen konnten, schlugen auch schon an 
dieser Stelle die Granaten ein, und die Ma 
schinengewehre mähten die Stürmenden nieder. 
Viermal gingen die Italiener zum Angriff vor 
und suchten sich während der Nacht der Höhen 
am Basson zu bemächtigen, aber an dem Helden 
mut der Besatzung brach der Ansturm immer 
wieder zusammen. Als dann aur 17. Septem 
ber der Feind nach machtvoller Artillerievor 
bereitung nochmals einen Hauptangriff auf die 
Hochfläche von Lafraun richtete, wurde das 115. 
italienische Infanterieregiment fast restlos auf 
gerieben, ohne daß damit ein Nutzen oder auch 
nur der kleinste Eeländegewinn für die Ita 
liener erreicht gewesen wäre. An demselben 
Tage wurde auch die Hochfläche von Vilgereuth 
hart von: Feinde bedrängt. Stärkere italienische 
Jnfanterieabteilungen richteten ihre Angriffe auf 
den Monte Caston und die Stellungen nördlich
	        
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