Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13. 
l Fortsetzung.) 
Wenn die Italiener überhaupt noch mit Hoffnungen 
in den vierten Kri'egsmonat hineingezogen find, so haben 
diese in ihm ebensowenig Erfüllung oder auch nur Aussicht 
auf Erfüllung gefunden wie in dem vorangegangenen 
Vierteljahr. Zu Anfang des Krieges mit Italien bedeutete 
für die Österreicher und Ungarn jeder Tag, jede Stunde 
Zeitgewinn eine neue Möglichkeit, unter nicht allzuschweren 
freiwilligen Geländeopfern den Feind hinzuhalten und die 
Stellungen auszubauen. Die Angriffsführung Ladornas 
stellte sich zu Beginn des Krieges genau auf die Mder- 
standsmöglichteit ein, die die österreichisch-ungarischen 
Truppenteile unter Ausnutzung der Eeländevorteile und 
Aufbietung aller Kräfte eben noch zusammenzubringen ver 
mochten. Als diese allmählich ihre Widerstandskraft steiger 
ten, erhöhte Cadorna in demselben Verhältnis Angriffs 
massen und Angriffswucht. Schließlich mußte der italienische 
Oberbefehlshaber ganze Armeekorps zunr Stürmen vor 
schicken, vermochte aber trotz aller ungeheuren Opfer an Blut 
und Material ebensowenig voranzukommen wie zu der Zeit, 
als der Verteidiger nur erst Kompanien oder Bataillone zu 
rückschlug. Das Kräfteverhältnis verschob sich im vierten 
Monat auf diesem Kriegschauplatz noch mehr zugunsten der 
Österreicher und Ungarn, so daß die Italiener, nichts Gutes 
ahnend, schon darangegangen sind, die Hauptstädte Ober 
italiens, Mailand, Venedig, Verona und viele andere, 
stark zu befestigen. Durch diese Maßnahme gab man sogar 
öffentlich zu verstehen, daß man sich nicht nur weit vom 
Sieg entfernt fühlte, sondern auch schon mit einem Gegen 
stoß des bisher im großen und ganzen in der Verteidi 
gung verharrenden früheren Bundesgenossen rechnete. 
Auch im August und im September, im ganzen vierten 
Kriegsmonat, haben die Italiener selbst wieder das meiste 
dazu beigetragen, einem späteren österreichisch-ungarischen 
Angriff Aussicht auf Erfolg zu verleihen. Sie haben ihre mili 
tärische Kraft durch Anrennenlassen Zehntausender an die un 
erschütterlich ausharrende österreichisch-ungarische Erenzwacht 
aufs neue schwer geschwächt, das beste Blut ihrer tapfersten 
und opferwilligsten Soldaten nutzlos gegen den Erenzwall 
verspritzt und abermals viele Tausende bei diesem immer 
wiederholten Ansturm durch Tod oder Verwundung eingebüßt. 
Gegen Ende August versuchten die Italiener mehr noch 
als zuvor durch artilleristische Vorbereitung ihrer Infan 
terie den Weg zum Erfolg zu bahnen. Seit dem 23. August 
tobte besonders im Küstenland, der Hauptstelle der zahl 
reichen Durchbruchsversuche, ein fürchterlicher Artilleriezwei 
kampf. Dem wohlgezielten Feuer der Verteidiger gelang 
die Niederkämpfung italienischer Artillerie an der Sdobba- 
mündung und die völlige Vernichtung einer italienischen 
Strandbatterie bei Golometto. Italienische Infanterie, die 
sich bei Monfalcone in größerer Nähe der österreichisch- 
ungarischen Stellung festzusetzen suchte, räumte die frischen 
Gräben fluchtartig unter schweren blutigen Verlusten im 
hageldichten Feuer der österreichisch-ungarischen Geschütze. 
Am 24. August vertrieben die Granaten und Schrapnelle 
des Verteidigers auch auf der Hochfläche von Doberdo 
(siehe die Bilder Seite 322 und 326) italienische In 
fanterie, die sich am Südhange des Monte dei Busi ein 
genistet hatte. Als ein am 25. an der genannten Stelle 
angesetzter Vorstoß der Italiener mit starken Kräften aber 
mals abgeschlagen worden war, stellten diese ihre Angriffe 
an der küstenländischen Front für einige Tage ein. Erneute 
Versuche, voranzukommen, die sie hier am 28. August auf 
nahmen, führten wieder zu keinem Erfolg. Spät abends 
wurde am Monte dei Busi ein durch Verschießung von Ar 
tilleriemunitionsmassen vorbereiteter italienischer Infanterie- 
angriff vereitelt. Ebenso mißlang ein wütender Vorstoß 
zweier Mobilmilizregimenter, die viermal gegen den Monte 
San Michele anliefen. Die Stürmenden drangen zwar zeit 
weilig an einzelnen Stellen in die k. u. k. Gräben ein, 
mußten ihre Kühnheit aber mit übergroßen Verlusten bezahlen 
und sahen sich schließlich aus den kaum eroberten Graben 
stücken wieder herausgeworfen. In denselben ereignisreichen 
Tagen leiteten die Italiener auch einen umfangreichen 
Minen- und Sappenkampf gegen den Brückenkopf von Görz 
ein. Doch wurden die an irgendeiner Stelle der öster 
reichisch-ungarischen Front auch nur nahekommenden Sap 
pen durch Eeschützfeuer oder durch Minenwerfer gebrauchs 
unfähig gemacht. Der Tag, der den Feinden zahlreiche 
Opfer gekostet hatte, schloß diese neue Angriffsreihe an 
der küstenländischen Front wieder für einige Tage ab. 
Neue Gefechte entwickelten sich am 4. September auf 
der Hochfläche von Doberdo. Wie immer ging den An 
griffen der Fußiruppen ein verheerendes Artilleriegefecht 
voraus. Diesmal hielten die Italiener die österreichisch 
ungarischen Stellungen schon am Vormittag für sturmreif 
und griffen in tiefer Front entlang der Straße westlich von 
Phot. Kilophot G. m. b. H., Wien. 
Erzherzog Thronfolger Karl Franz Joseph bei einer Besichtigung auf dem italienischen Kriegschauplatz. 
Amerika». Copyright 1919 l'y Union Deutsche VerlagSgesellschast in Stuttgart. 
III. Vaud. 
L9
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.