Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Russen auf der ganzen Linie den Rückzug hinter diesen Fluß 
antreten mußten. Die rückgängige Bewegung des Feindes 
dehnte sich schließlich auch auf die Front bei Zborow aus. 
Freilich wehrte sich dieser überall aufs tapferste in un 
ermüdlichen und mit gewaltigen Kräften angesetzten Gegen 
stößen. Dabei drängte er deutsche und österreichisch-unga 
rische Truppen, je eine Brigade, in der Gegend von Kozorva 
einige Kilometer zurück, doch nützte dieser kleine Teilerfolg 
den Russen nichts. Sie waren so vorsichtig, einem dort zu 
ihrer Vertreibung angesetzten Flankenstoß rechtzeitig aus 
zuweichen und schleunigst das Ostufer der Strypa zu ge 
winnen. — Die Folgen des Falles von Luzk waren von 
weitreichender Bedeutung. Aufwärts der Festung ward der 
Styr in breiter Front überschritten, Böhm-Ermolli drang 
über Vrody an die Neichsgrenze vor, der nördliche Flügel 
der Armee des Grafen Bothmer verfolgte den gegen den 
Sereth zurückgehenden Feind auf den von Zborow gegen 
Zalocze und Tarnopol (siehe Bild Seite 291 oben) führenden 
Straßen. Unter fortwährenden Kämpfen warf v. Pflanzer- 
Baltin die Russen von den Höhen östlich der- unteren 
Strypa zurück und erschütterte damit auch die feindliche 
Dnjestrfront bis zur Serethmündung hinab. Die Sereth- 
linie, auf die sich die Russen nunmehr eilig zurückzogen, gab 
demselben Tage griff die Armee Böhm-Ermolli wieder aus 
einer stark verschanzten, 40 Kilometer breiten Front an. 
Bei Podkamien und Radziwilow schlug sie den Feind ent 
scheidend. Besonders schwierig und blutig waren dabei die 
Kämpfe um das Schloß Podkamien. An diesem Punkt und 
an der stockwerkartig befestigten Höhe Makutra bei Brody 
führte der Sturm bis zum Handgemenge. Trotz zähester 
Verteidigung wurde der Feind aber überall geworfen und 
ließ gegen 3000 Gefangene zurück. Am nächsten Tage 
wichen die Russen in diesem Kampfraume auf einer Front 
von 90 Kilometern Breite und gingen hinter die Jkwa zu 
rück. Am Sereth kam es zu sehr erbitterten Zusammen 
stößen. Dort brach der Gegner aus seinen bei Tarnopol 
und Strusow eingerichteten brückenkopfartigen Verschan 
zungen mit ganz überlegenen Kräften hervor. Bei Tarnopol 
wurde er von einem Gegenangriff deutscher Truppen zurück 
geworfen, im Raume westlich und südwestlich von Trembowla 
jedoch kam der Kampf zu keinem Abschluß. Nächst der Sereth 
mündung wiederum erstürmten die unter dem Befehl der 
Generale Venigni und Fürst Schönburg stehenden öster 
reichisch-ungarischen Truppen die feindliche Stellung nord 
westlich von Szuparka, wobei sie 20 Offiziere, 4000Mann und 
7 Maschinengewehre erbeuteten. Am nächsten Tage gelang 
Phot. G. Bcünnlein, Berlin. 
Entlausungsbaracke in Alexandrow, in der alle Soldaten zunächst entlaust werden, bevor sie weiter marschieren dürfen. 
ihnen Gelegenheit zu neuem Widerstand. Auf der ganzen 
Linie wurden sie seit dem 3. September von den verbün 
deten Heeren mit aller verfügbaren Wucht angegriffen. 
Die tapferen Vorstöße trafen freilich auf einen aus 
dauernden Feind, der jeden Verlust mit äußerster Schnellig 
keit zu ersehen wußte. Dennoch mußte er trotz allem 
Zögern unverkennbar nachgeben. Österreichisch-ungarische 
Truppen kamen am 3. September nächst der Serethmün 
dung über den Fluß und faßten auf seinem Ostufer festen 
Fuß. Sie entrissen dem Gegner dazu noch die stark aus 
gebaute Stellung auf der Höhe Sloteria nordwestlich von 
Sinkow und nahmen 1400 Mann gefangen. Nördlich Za 
locze und östlich von Brody durchbrach die Armee Böhm- 
Ermolli die feindlichen Linien an mehreren Punkten. Hier 
wurden 6 Offiziere, darunter ein Oberst, und 1200 Mann zu 
Gefangenen gemacht. In Wolhynien war der Widerstand 
des Feindes, der sich vor Dubno und bei Olyka zum Kampf 
gestellt hatte, noch nicht gebrochen. Der Kampf, der hart 
näckig fortgesetzt wurde, stand in den nächsten Tagen auf der 
ganzen Front; immerhin gelang den verbündeten Heeren 
hier und da eine kleinere Entscheidung, die für die nächste 
Zukunft wirksamer zu werden versprach. Am 6. September 
eroberten die Deutschen vor Tarnopol einen wichtigen 
Stützpunkt der Russen bei Ostrow. Damit war ein viel 
verheißender Schritt voran getan, da jetzt der Weg zu den 
westlichen Vorstellungen von Tarnopol geöffnet war. An 
unter Mitwirkung deutscher Eardebataillone, die Oberst 
v. Leu befehligte, auch die Zurückwerfung des im Raume 
westlich von Trembowla über den Sereth vorgedrungenen 
Gegners, der einzelne Punkte dort nur wegen seiner ge 
waltigen Überlegenheit an Zahl noch zu halten vermochte. 
In Wolhynien war unterdessen eine besonders erfreuliche 
Entscheidung zur vollen Reife gediehen. Der zweite Eck 
pfeiler des wolhynischen Festungsdreiecks, Dubno, wurde 
genommen (siehe Bild Seite 290). Große Verpflegungs 
vorräte und ausgedehnte Barackenlager kamen in die Hände 
der Sieger. Außer den großen Sperrforts fielen auch die 
Jnfanterieschanzen, die zur Sperrung der Jkwaniederung 
dienen sollten. Damit war der Weg zu dem 36 Kilometer 
entfernten befestigten Platz Rowno (siehe Bild Seite 291 
unten) jetzt auch von Südosten her frei. Die Armee Böhm- 
Ermolli drang an der oberen Jkwa vor und über Rowo- 
Alerinez hinaus. In Wolhynien standen die angreifenden 
Truppen nunmehr vor dem unangenehmsten Teil ihrer 
überaus schwierigen Aufgabe. Südlich der Pripjet- 
sümpfe hielt sich der Feind jetzt hinter den Sümpfen des 
schleifenreichen und inselbesäten Eoryn, ferner an der 
Einmündung der Putilowka und des Stubiel in den Go- 
ryn nordöstlich Rowno. Östlich und südöstlich verteidigte 
der Feind hinter den Teichen und Sümpfen des Stubiel 
vorbereitete und feldmäßig ausgebaute Stellungen auf 
einer 50 Meter ansteigenden, teilweise bewaldeten Hügel-
	        
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