Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
brachten am nächsten Tage deutsche Kampfflieger ein eng 
lisches Flugzeug zum Absturz, die Insassen waren tot. Am 
7. September schoß ein deutscher Flieger ein bewaffnetes 
französisches Flugzeug nördlich von Le Mesnil in der Cham 
pagne ab. Brennend stürzte es zur Erde, die Insassen waren 
nicht mehr am Leben. Die Festung Nancy war am 8. Sep 
tember aufs neue das Ziel eines deutschen Flugzeugge 
schwaders. Einige Tage später, am 12. September, gelang 
die Erledigung eines feindlichen Flugzeuges bei Courtrai, 
dessen Insassen gefangen genommen wurden, und eines zwei 
ten über dem Walde von Montfaucon, nordwestlich von Ver 
dun, dessen Besatzung tot war. Feindliche Flieger statteten 
am 13. September den Städten Donaueschingen, Chäckeau- 
Salins, Mörchingen und Trier einen Besuch ab. Aus dem 
über Trier erschienenen Geschwader wurde ein Fahrzeug bei 
Lommeringen, südwestlich von Fertsch, heruntergeschossen. 
Bei Donaueschingen ließen sich die feindlichen Flieger zu 
geringer Höhe hinab und beschossen einen Personenzug mit 
Maschinengewehren, wobei sie mehrere Reisende töteten 
oder verletzten. Am nächsten Tage schossen die Deutschen 
bei Röchesy, nahe der französisch-schweizerischen Grenze, 
einen Fesselballon aus der Luft, der sich überschlug und 
abstürzte. Am 19. September war ein deutscher Kampf 
flieger wieder gegen ein englisches Flugzeug siegreich. Der 
Führer war tot, der Beobachter wurde gefangen genommen. 
Auch in Stuttgart und in Freiburg i. B. versuchten feind 
liche Flieger Angriffe. Erstere Stadt wurde erreicht unter 
Benutzung deutscher Kennzeichen; durch den Abwurf meh 
rerer Bomben in der Frühe des 22. September wurden vier 
Leute getötet und eine Anzahl verletzt, der Sachschaden aber 
war ganz unbedeutend. Wieder wie in Karlsruhe hatte es 
hier der Feind nach seinem eigenen Bericht auf das König 
liche Schloß abgesehen, das indessen nicht getroffen wurde. 
Der Stadt Freiburg näherten sich am 27. September mor 
gens vier feindliche Flugzeuge. Abgehalten durch die Bal 
lonabwehrgeschütze, vermochten die Franzosen nicht über die 
Stadt zu kommen, um ihre Bomben abzuwerfen, vielmehr 
machten die Flugzeuge einen Bogen nach Norden, um von 
dorther ihr Ziel zu erreichen. Während 
dieser Zeit wurden sie von Unteroffi 
zier Böhm, der einer bayerischen 
Feldfliegerabteilung angehört, ange 
griffen. Es gelang, wie im deutschen 
Tagesbericht erwähnt wird, dem tap 
feren Helden, der allein war, also 
gleichzeitig sein Flugzeug führen und 
seine Waffe bedienen mußte, in einem 
feindlichen Flugzeug den Führer, in 
dem anderen den Begleiter durch 
wohlgezielte Schüsse zu töten und die 
zwei Flugzeuge zum Absturz zu brin 
gen. Die beiden anderen Insassen 
wurden gefangen genommen. Der 
schneidige bayerische Unteroffizier 
wurde daraufhin vom Großherzog 
von Baden, der mit seiner Gemahlin 
an jenem Tage in Freiburg weilte, 
vor der Front der Truppen zu seiner 
Tat beglückwünscht, dann in das Ar 
meehauptquartier befohlen, wo sich 
d er Oberbefehlshaber, General Eaed e, 
über den Vorfall Vortrag halten ließ 
und die tapfere Tat im Namen des 
Kaisers durch Verleihung des Eisernen 
Kreuzes 1.Klasse belohnte.—Der Ver 
lauf der Luftkämpfe in dem behandel 
ten Zeitabschnitt läßt in keinem Augenblick Zweifel darüber, 
wer im großen und im kleinen, im Luftschiff und im Flugzeug 
die Luft beherrschte und daß auch aus diesem Gebiete die Deut 
schen ihren Gegnern weit überlegen waren. Fortsetzung folgt.) 
Phot. Berl. Illustrat.-Ges. m. b. H. 
Maschinengewehrabteilung in den Argonnen auf dem Wege zur Gefechtslinie. 
Illustrierte Kriegsberichte 
Auf der Wacht an der Küste. 
(Hierzu die Kunstbeilage.) 
Am 23. August 1915 berichtete die deutsche Oberste 
Heeresleitung, daß ein englisches Geschwader von etwa 
vierzig Schiffen einen Vorstoß gegen Zeebrügge gemacht 
habe, aber von der deutschen Küstenwacht wieder heim 
wärts geschickt worden sei. Diesen Vorfall schildert der 
nachstehende, der „Frankfurter Zeitung" zur Verfügung 
gestellte Bericht: 
Das Leben an der Küste war langweilig geworden bei 
dem ewigen Warten auf englische Schiffe. Nachdem wir 
die stolzen Briten einigemal mit wenigen sicheren Schüssen 
abgewiesen hatten, stellten sie ihre Besuche bei uns ein. 
Nur Flieger kamen und auch deren Erscheinen wurde im 
mer seltener, so daß neun volle Monate fast tatenlos ver 
gingen. Man kann sich denken, daß wir nicht gerade stolzer 
Stimmung waren, doch erfüllten wir unsere Aufgabe, denn 
wir wttßten, unsere Verantwortung war groß. Wir mußten 
eine Landung der Engländer im Rücken unserer Westfront 
verhindern. So hielten wir Tag und Nacht Ausschau. End 
lich am Donnerstag, den 23. August, sollte uns Gelegenheit 
werden, zu beweisen, daß wir auf Posten waren und uns 
kräftig genug fühlten, selbst dem stärksten feindlichen Vorstoß 
vom Wasser aus standzuhalten. 
Alles lag noch im tiefen Schweigen, als ich geweckt 
werde. Freudig erregt berichtet der Posten, in N 2 0 sei 
etwas nicht in Ordnung. Mit wenigen Sätzen bin ich oben 
und meine Augen bohren sich in das Dunkel der Früh 
dämmerung. Vergeblich spähe ich hinaus. Meine Augen 
müssen sich erst an die Dämmerung gewöhnen, dann fällt 
mir weit auf dem Wasser ein schwimmendes Etwas auf. 
Was mag's wohl sein? Und schärfer werden meine Augen, 
dringender das Verlangen, Klarheit zu haben. Bald er 
kenne ich's: es ist ein Dampffahrzeug! Ein zweites folgt 
ihm! Und die Brust weitet sich, das Herz hüpft vor Freude: 
die Engländer, die Engländer, endlich, endlich! Sie sollen 
uns kennen lernen. Hoffentlich kommen sie heran! 
Das Kommando ergeht: „Alarmordonnanzen und Si 
gnalpersonal 'raus! — Telephone besetzen!" 
In wenigen Augenblicken ist der Befehl ausgeführt und 
jeder an seiner Stelle. Es klappte vorzüglich. Man hatte 
seine Freude daran. Noch größer war diese aber, da aus 
den zwei inzwischen zwölf wirkliche englische Kriegschiffe 
geworden waren. Die Alarmordonnanzen erhalten Befehl: 
„Alarm!" rmd durchs Telephon geht die Meldung an alle 
Stellen: „In 17 2 0 bis jetzt zwölf Kriegschiffe in Sicht mit 
Kurs zur Küste!" Die Telephone arbeiten. Es ist eine 
Freude, diese Tätigkeit überall zu beobachten. Mein Glas 
sucht inzwischen weiter auf dem Wasser, und während ich 
mich noch mit der Sorge plage, daß die zwölf Engländer 
vielleicht schon wieder einen anderen Kurs haben könnten, 
sehe ich immer mehr und mehr britische Schiffe aus dem 
Morgennebel auftauchen. Dreißig Schiffe zähle ich, und
	        
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