Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
mundeten zugefügt. Außerdem waren durch zu weit gehende 
Geschosse noch drei belgische Einwohner verletzt worden. 
Eine Beschädigung der Befestigungen oder überhaupt irgend 
welcher Sachschaden wurde durch die kostspielige Veranstal 
tung keineswegs erzielt. Danach schwieg der deutsche Gene 
ralstabsbericht über die Vorgänge in Flandern. Erst am 
3. September erwähnt er wieder einmal erfolgreiche Minen 
sprengungen (siehe Bild Seite 264). Bei einer solchen am 
6. Septeinber auf dem belgischen Teile der Front gegen eine 
feindliche Sappe nördlich von Dirmuiden nahmen die Deut 
schen einige Belgier gefangen und gewannen auch ein Ma 
schinengewehr. Von der Seeseite versuchte der Feind am 
7. September eine neue Beunruhigung. Eine Anzahl seiner 
Schiffe erschien in aller Frühe vor Middelkerke, beschoß 
vormittags Westende und nachmittags wieder Ostende. 
Auch diesmal wurde die feindliche Flotte durch das Feuer 
der deutschen Küstenbatterien zum Rückzüge gezwungen. 
Sie hatte überhaupt keinen militärischen Schaden verur 
sachen können, wohl aber mußten die Einwohner wieder 
zwei Tote und einen Verletzten für ihre Bundesgenossen- 
schafi opfern. Am 17. September wurden feindliche Schiffe, 
die sich vor Dünkirchen (siehe Bild Seite 266 unten) 
sehen ließen, von deutschen Fliegern angegriffen und ver 
trieben, wobei mindestens ein Treffer auf einem Torpedo 
bootzerstörer festgestellt wurde. Treffer auf gegnerischen 
Schiffen wurden auch beobachtet, als diese am 19. September 
Westende und Middelkerke zu beschießen versuchten, ohne indes 
sen Eindruck zu machen oder irgendwelcheErgebnisse zu erzielen. 
Während der Feind in Flandern im August und Sep 
tember im großen und ganzen Ruhe hielt, rafften sich die 
Franzosen auf der nordfranzösischen Front häufiger zu 
Angriffshandlungen in kleinerem Maßstabe auf. 
Am 1. August meldete der deutsche Eeneralstabsbericht 
den erfolglosen Zusammenbruch französischer nächtlicher An 
griffe bei Souchez. Ebendort blieben am 6. August Hand 
granatenangriffe ohne Wirkung, wie solche auch am nächsten 
Tage abgewiesen wurden. Nördlich von Souchez gelang am 
10. August die Abwehr eines weiteren französischen Vor 
stoßes, bei dem wieder Handgranaten verwendet wurden. 
Zwischen Angres und Souchez führten die Franzosen am 
18. August gegen Abend einen umfassenden Angriff durch, 
den sie während des ganzen Tages durch überaus heftige 
Artilleriebeschießung wirkungsvoll vorzubereiten versucht 
hatten. Unter schweren Blutopfern drangen sie stellenweise 
in die vordersten Gräben der Deutschen. In der Mitte der 
bezeichneten Front hielten sie am Abend sogar einen Teil 
der vordersten deutschen Stellung noch besetzt, während sie 
auf dem übrigen Teile der Front bereits endgültig zurück 
geworfen waren. Damit war die Angriffslust der 
Franzosen für längere Zeit wieder geschwunden. Erst 
am 2. September holten sie sich bei Souchez eine 
neue Abfuhr mit einem ihrer Handgranatenangriffe. 
Auch ein weiterer gleicher Vorstoß am 7. September 
nördlich dieses Ortes teilte das Schicksal seiner Vor 
gänger. Die Deutschen aber zerschossen hier am 9. 
einen französischen Graben und nahmen den Geg 
nern einige Gefangene ab, nachdem der größte Teil 
der Franzosen im Bajonettkampf gefallen war. Ein 
erneuter Erfolg knüpfte sich für die Deutschen an 
eine ausgedehnte Minensprengung südöstlich von Bray 
an der Somme in und hinter der feindlichen Stel 
lung, die ein bedeutenderes Gefecht nach sich zog. 
In diesem hatten die Franzosen erhebliche Verluste, 
während die Deutschen die Oberhand behielten und 
eine Anzahl Gefangener machten. Ein neues Zeichen 
von der wieder erwachten Angriffskraft der Fran 
zosen in dem Frontabschnitt Souchez—Arras, aus 
dem das eben genannte Bray nach Süden zu heraus 
fällt, war ein ununterbrochenes Feuer der franzö 
sischen Artillerie am 20. September; auch kam es 
an demselben Tage bei Neuville bereits zu Hand 
granatenkämpfen. 
Während die Deutschen in Flandern und in Nord 
frankreich in unermüdlicher Kleinarbeit ihre schwere 
und für den Augenblick wenig dankbare Verteidigungs 
aufgabe erfüllten und nur ganz gelegentlich ihre oft 
bewiesene Angriffsfähigkeit aufs neue erprobten, er 
eigneten sich in der Champagne und ganz besonders in 
den Argonnen Zusammenstöße von stärkerer Heftigkeit. 
In der Champagne glückten Anfang August 
westlich von Perthes und Souain — zwei Namen, die 
seit Monaten aus den Berichten nicht ferngeblieben 
waren—umfangreiche Minensprengungen, bei denen 
den Deutschen die Besetzung der Trichterränder ge 
lang. Südlich von Leintrey (in der Gegend östlich 
von Lunaville) wagten die Franzosen am 7. August 
einen Vorstoß; er wurde aber schon von den deutschen 
Vortruppen ohne Mühe aufgehalten und abge 
wiesen. Auch Minensprengungen der Franzosen in 
der Gegend von Beausöjour am 9. August blieben 
ohne Erfolg. Ein Minentrichter, den sie nördlich 
von Reims am 16. August bei Courcy vor der 
deutschen Front sprengten und zu besetzen suchten, 
wurde ihnen von den Deutschen streitig gemacht 
und weggenommen. Diese machten sich hier die 
Arbeit der französischen Sappeure sofort zunutze und 
richtetet: sich auf den Trichterrändern zur Verteidigung 
ein. Am 24. August schadeten die Deutschen ihren Feinden 
in der Champagne wieder du ch erfolgreiche Minen 
sprengungen. Dabei besetzten sie bei Beausejour einen 
Sprengtrichter, der den Franzosen sehr unbequem wurde. 
Zwei Tage später suchten sie ihn den Deutschen zu entreißen, 
wurden mit ihrem Angriff aber völlig zurückgeschlagen. 
Am nächsten Tage zerstörten die Deutschen in der Champagne 
und auf den Maashöhen französische Schanzanlagen durch 
erneute Sprengungen. Auch in den Tagen danach blieb 
die Eefechtstätigkeit in der Champagne lebhaft, wenn auch 
der Tagesbericht nur am 4. September erfolgreiche Minen 
arbeit und am 6. lebhafte Feuergefechte mitzuteilen hatte. 
Starke Beschädigungen der französischen Gräben wurden 
im Minenkampf am 11. September in der Champagne 
verursacht. Am 13. begannen die Franzosen mit Vor 
stößen gegen das Schleusenhaus von Sapigneul nord- 
Phot. Gebr. Haeckel, Berlin. 
In einem bombensicheren Unterstand bei Avrirourt an der lothringischen Grenze.
	        
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