Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
auf meine Bitte ebensoviel gefüllte Sandsäcke. Mit den 
Mannschaften bildete ich eine Linie bis zu unserem Loch, 
und nun waren die Sandsäcke in etwa zehn Minuten bei 
uns und halbkreisförmig als kugelsichere Schutzwehr um 
unsere „Villa" hergebaut. Die wurde jetzt mit dem Spaten 
erweitert und zugleich ein Verbindungsgraben zu unserer 
Stellung ausgehoben. Die Gesichter, die die Franzosen am 
anderen Morgen machten, als sie einander gruppenweise 
unsere kleine Festung zeigten, die gerade vor ihrer Nase 
erbaut war, sind einfach nicht zu beschreiben. Sie drohten 
mit der Faust und riefen uns liebenswürdige Worte, wie 
,,6ooti0N8" herüber, aber unser Gleichmut hat nicht dar 
unter gelitten. In der folgenden Nacht bauten wir dann 
von unserem Stützpunkt aus einen Parallelgraben zur 
feindlichen Stellung. Von diesem aus setzten wir dem 
Gegner stundenlang mit Handgranaten jeden Kalibers und 
Minen solange zu, bis er den vorwitzigen Bogen aufgab 
und weiter rückwärts zog. Da dauerte es natürlich nicht 
war, konnte man Hauptmann Troyer immer an vorderster 
Stelle sehen. Niemals dachte er an die eigene Sicherheit. 
Für ihn galt bloß, unter allen Umständen in den Reihen 
seiner Tapferen Ruhe, Ordnung und den festen Willen zum 
Sieg zu erhalten. Wo immer man ihn nötig hatte, stets 
war er mit Befehl, Rat, Aufmunterung und Beispiel 
zu helfen bereit. Im Gefecht bei Przemyslany wird er 
durch eine Schrapnellkugel verwundet. Er achtet dessen 
kaum. Vom Verbandplatz weg eilt er schon wieder auf 
seinen Posten. Seine Soldaten, die ihn vergöttern, jauchzen 
ihm zu, seine Offiziere geloben sich, ihm an hingebungsvoller 
Pflichterfüllung nicht nachzustehen. 
Das Hauptverdienst aber erwarb er sich während der 
Gefechte um Erodek. Es war in der Nacht. In einem 
Walde nordöstlich von Dabrowka steht der rechte Flügel 
der 28. Jnfanterietruppendivision. Hauptmann Troyer 
wird mit seinem Bataillon vorgeschickt, um den Wald gegen 
feindliche Angriffe zu behaupten. Östlich von Dabrowka 
’ : 
Phot. Ed. Frankl, Friedenau. 
Neue zerlegbare Feldbacköfen der österreichisch-ungarischen Armee im italienischen Grenzgebiet. 
mehr lange, bis wir eines Tages durch den verlassenen 
Graben seine ganze Stellung stürmten und nach kurzer 
Gegenwehr in Besitz nahmen. 
Bei uns aber herrschte große Freude, als wir wenig später 
durch Bataillonsbesehl zu Unteroffizieren befördert wurden 
und beide gleichzeitig das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielten ... 
Gegen große Übermacht. 
(Hierzu das Bild Seite 237.) 
Hauptmann Joseph Troyer des 4. k. u. k. Landwehr 
infanterieregiments war Kommandant eines aus Grenz 
schutzkompanien gebildeten Bataillons. Seiner Tatkraft 
und Umsicht und nicht zuletzt seinem schneidigen persönlichen 
Beispiel ist ein guter Teil der vortrefflichen Haltung seiner 
Abteilung in den zahlreichen Angriffen und Gefechten 
zuzuschreiben, die sie schon im Beginn des Krieges zu be 
stehen hatte. 
Wo die Gefahr am größten, das Feuer am heftigsten 
stößt er plötzlich auf starke Kräfte des Gegners. Ein furcht 
bares Handgemenge entspinnt sich. Die Finsternis verdoppelt 
alle Schrecknisse. Ein einzelnes Gehöft steht da, in dem 
die Russen sich festgesetzt haben, als wollten sie nie mehr 
heraus. Hauptmann Troyer aber erkennt die Wichtigkeit 
des Gehöftes für die eigene Stellung. Nur wenn er davon 
Besitz ergreifen kann, ist es ihm möglich, sich gegen die 
feindliche Übermacht zu behaupten. Aus den Fenstern und 
Dachluken des Hauses krachen tausend Todesdrohungen in 
das Dunkel. Aber seine Braven fürchten nichts. Zehnmal 
werfen sie sich gegen die Mauer, bis es ihnen endlich ge 
lingt, den Eingang zu stürmen, einzudringen und die Russen 
hinauszujagen. Unter stets sich erneuernden Angriffen des 
Feindes halten sie sich darin bis zum nächsten Mittag in 
ununterbrochener engster Fühlung mit dem Gegner. Erst 
um diese Zeit findet das tapfere Bataillon wieder Anschluß 
an sein Regiment. Hauptmann Troyer hatte damit seine 
schwierige Aufgabe glänzend gelöst. Durch viele Stunden 
konnte sich trotz aller wütenden Angriffe stärkerer russischer 
Kräfte der Flügel der Division behaupten. Der tapfere
	        
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