Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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naten- und Jnfanteriefeuer 
konnte in einer so großen Stadt 
wie Warschau den deutschen 
Soldaten ja nur ganz zufällig 
Schaden zufügen, der mili 
tärische Zweck der russischen Be 
schießung Warschaus trat also 
ganz zurück und nur der Wunsch 
nach Zerstörung blieb übrig. 
Wie völlig überraschend die 
Einnahme Warschaus den Ver 
bündeten Rußlands gekom- 
men sein muß, geht aus den 
Bemerkungen verschiedener 
französischer und englischer 
Blätter noch kurz vor dem Fall 
der Festung hervor. So be 
hauptete zum Beispiel der 
„Temps" am 4. August: „Die 
Russen haben gar keinen Grund, 
die Festung aufzugeben." Der 
Verfechter dieser Ansicht grün 
dete seine Meinung aus den 
Umstand, daß die Festung von 
fast uneinnehmbaren Feldbe 
festigungen inehr als genügend 
geschützt werde. Sie würden 
Warschau befähigen, noch lange 
jedem Ansturm erfolgreich die 
Stirn zu bieten. Noch hoff 
nungsvoller waren die Stim 
men einiger englischen Blätter. 
So hieß es zum Beispiel am 
Tage der Einnahme, dem 
5. Äugust, im „Daily Erpreß": 
„Warschau kann von den Russen 
nicht aufgegeben werden." 
Und weiter: „Man kann ruhig 
zugeben, daß der Fall von 
Warschau ein ebenso großes 
Unglück im Osten sein würde, 
wie es der Fall von Antwer 
pen im Westen gewesen ist." 
Die „Times" bekannten in ihren 
Bemerkungen zum Fall von 
Warschau: „Es ist eine Torheit 
zu sagen, daß der Fall von 
Warschau wenig strategische 
oder politische Wichtigkeit habe. 
Der Verlust von Warschau 
würde die Gelegenheit für 
Rußland zum Beginn einer 
neuen Offensive» durch die die 
Sicherheit Deutschlands ernst 
haft'bedroht werden würde, auf 
unbestimmte Zeit vertagen." 
Unterdes zog der Sieger in 
Warschau unter begeisterter 
Aufnahme durch die Bevölke 
rung ein. Prinz Leopold von 
Bayern erhielt in Anerkennung 
dieser neuen Großtat deutscher 
Truppen den Orden kour Io 
Merite. 
Inzwischen setzten die Rus 
sen die Beschießung der Stadt 
fort. Sie konnten aber nicht 
verhindern, daß bereits am 
8. August die deutschen Trup 
pen bei Warschau das jenseitige 
Weichselufer gewannen. Am 
nächsten Tage wurde Praga 
besetzt, und zu gleicher Zeit 
schritt die Armee des Bayern 
prinzen zur Verfolgung der 
Russen nach Osten. Am 10. 
gelangte sie bis nahe an die 
Straße Stanislawow—Nowo- 
niinsk. Am 11. erreichte sie 
mit dem linken Flügel in 
Ein Fort von Warschau. 
Kavallerie überschreitet die Notbrücke über die Weichsel von Warschau nach Praga. 
Von den Russen angelegte Befestigungen an der Weichsel in Praga. 
Nach Aufnahmen von Hofphot. Kühlewindt, zurzeit östlicher Kriegschauplatz.
	        
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