Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/IC 
Zwischenstellung, die mitten durch das langgestreckte Dorf 
Ostrow hindurchgelegt war, endlich aus dem sogenannten 
Brückenkopf von Zagrody, der zum Schutze der östlich Ra 
dymno über den Fluß führenden Straßen und Eisenbahn 
brücken angelegt war. Flieger hatten alle diese Stellungen 
photographiert, die Photogrammeter die erhaltenen Auf 
nahmen ausgewertet und auf die Karte übertragen. 
Es galt zunächst die feindliche Hauptstellung sturmreif 
zu machen. Hierzu begann die Artillerie am Nachmittag des 
23. Mai ihr Feuer, das am nächsten Tage fortgesetzt wurde. 
Von den Höhen bei Jaroslau aus sah man das im Nebel 
liegende Santa!, daraus aufragend die Kuppeltürme von 
Radymno, nebst den Ortschaften Ostrow, Wietlin, Wysocko 
und so weiter. Das Feuer der Artillerie war aufs äußerste 
gesteigert. Die schweren Geschosse durchfurchten heulend 
ergab sich, Hunderte von Gewehren und große Mengen 
Munition zurücklassend. Auf der ganzen Linie war jetzt 
die deutsche Infanterie im Vorrücken aus Radymno und 
die südlich an diesen Ort anschließenden Dörfer Skoloszow 
und Zamojsce. Mit jedem Schritt vorwärts mehrte sich die 
Zahl der Gefangenen. Eine Division meldete sehr bald 
dem Generalkommando, daß sie nicht genug Mannschaften 
habe, um die große Masse der Gefangenen ohne Beein 
trächtigung der Eefechtshandlung abzuführen. Das General 
kommando stellte nunmehr Kavallerie zu diesem Zweck zur 
Verfügung. 
Bei Radymno war der Feind ins Gedränge geraten. 
Voreilig hatte er eine hölzerne Straßenbrücke über den San 
abgebrannt. Mit dem Scherenfernrohr konnte die Eefechts- 
leitung die lodernde Flamme und die durch brennendes 
Der Stab der deutschen Südarmee in den Karpathen mit dem Oberbefehlshaber. Phot..Ed. Frantt, BcrUn. 
1. Exzellenz v. Linsingen,- 2. Chef des Generalstabs Exzellenz v. Stolzmann- 3. Generalquartiermeister Oberstleutnant Purtscher- 4. Major Klette,- 6. Major 
v. Cranach,- 6. Hauptmann Muff- 7. Hauptmann Lange,- 8. Hauptmann Freiherr v. Karaisl,- 9. Hauptmann v. Bock und PolaÄ,- 10. Hauptnmnn Kaleic. 
die Luft, entfachten im Aufschlagen riesige Brände und hoben 
gewaltige Erdtrichter aus. Die russische Artillerie antwortete. 
Um sechs Uhr morgens erhoben sich die langen Infanterie- 
linien aus ihren Sturmstellungen und schritten zum Angriff. 
Flieger meldeten, daß hinter den feindlichen Stellungen 
weidendes Vieh und Bagagen zu beobachten seien. Der 
Feind schien an einen ernsthaften Angriff nicht zu denken. 
Der Petersburger Bericht hatte ja auch festgestellt, daß die 
Kämpfe in Galizien an Heftigkeit nachgelassen hätten und 
daß die Verbündeten fast allenthalben zur Verteidigung 
übergegangen seien. Um sechs Uhr dreißig Minuten morgens 
war die feindliche Hauptstellung ihrer ganzen Ausdehnung 
nach in der Hand der deutschen Truppen. Erschüttert durch 
das schwere Artilleriefeuer, hatte der Feind nur kurzen 
Widerstand geleistet; er war in eiligem Rückzug nach Osten. 
Aber gerade dorthin und nach Radymno hinein, von woher 
die feindlichen Verstärkungen zu erwarten waren, hatte 
inzwischen die Artillerie ihr Feuer verlegt. Gewaltige Rauch 
wolken hüllten diese von der Artillerie in Brand geschossenen 
Ortschaften ein. Die Russen kamen auf diese Weise nicht 
dazu, sich in Ostrow festzusetzen. Die Besatzung dieses Dorfes 
Naphtha, das zur Beschleunigung der Vernichtung ange 
wandt worden war, dunkelgefärbten Rauchwolken beobachten. 
Auch sah man lange, ostwärts flüchtende Kolonnen, die in 
regellosen Haufen die Straße nach Dunkowice bedeckten. 
Da die in Radymno versammelt gewesenen russischen Re 
kruten nur kurzen Widerstand leisteten, so ging auch diese 
Ortschaft und die gesamte Artillerie verloren. Erst im 
Brückenkopf von Zagrody brachten die russischen Führer 
durch den Einsatz frischen, schleunigst herangezogenen Nach 
schubs den Angriff der Deutschen zum Stehen. 70 Offiziere 
und 9000 Mann als Gefangene, 42 Maschinengewehre, 
52 Geschütze, darunter 10 schwere, 14 Munitionswagen und 
zahlreiches anderes Kriegsmaterial waren die Frucht dieser 
Kämpfe. 
Diesem bedeutenden Siege folgte bald die heiß erstrebte 
Öffnung des Stryjtales durch die Einnahme der Stadt 
Stryj. Am 30. Mai gelang es der Armee Linstngen, seit 
lich von Stryj Raum zu gewinnen. Am 31. früh ging sie 
zum Sturm auf die letzte Verteidigungslinie der Feinde 
vor der Stadt über, und mittags zogen die Deutschen, voran 
die Ostpreußen und andere niederdeutsche Regimenter, unter
	        
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