Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Der Hetman der Donkosaken 
General Kaledin. 
Phot. Äerl. ^uu,rrat.--Ges. m. v. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Blick auf Jerusalem, im Hintergrund der Olberg. 
und gleißende Lichter, jäh das Auge blendend, huschten 
über den zerwühlten Schnee. Wie ein wüster Traum 
erschien einem jeden die Spanne Zeit zuvor; nur eine kleine 
Gruppe von Gefangenen und eine große Anzahl dunkler 
Punkte, auf dem Gletscher weit zerstreut, verrieten das 
Ende eines grausen Kampfes. 
Deutschland und die Türkei. 
i. 
Die deutsch-türkische Freundschaft ist verhältnismäßig 
recht jungen Datums. In vielen Schriften und Aufsätzen 
wird zwar darauf hingewiesen, daß 
schon Friedrich der Große ein Bündnis 
zwischen Deutschland und der Türkei an 
bahnte, man verkennt ober dabei oft, daß 
es nicht orientalische Absichten waren, die 
Friedrich den Großen zu einem poli 
tischen Zusammengehen mit der Türkei 
trieben, sondern nur die gemeinsamen 
Interessen gegen das feindliche Ruß 
land. So mußte auch das preußisch 
türkische Bündnis in die Brüche gehen, 
als eine Versöhnung zwischen Preußen 
und Rußland stattfand. 
Seitdem ist lange Zeit von einem 
deutsch-türkischen Bündnis nicht mehr die 
R:de gewesen. Solange Österreich-Un 
garn als feindlicher Staat zwischen bei 
den Mächten lag, war eine Verbindung 
unmöglich. Eine Wendung in den deutsch 
türkischen Beziehungen trat erst nach 
1879 ein, als sich Österreich-Ungarn an 
die Seite Deutschlands stellte. Seitdem 
ist denn auch di: deutsch-türkische Annäherung stetig vor 
wärts geschritten, nicht immer gleichmäßig und ohne 
Stocken, aber doch im allgemeinen in befriedigender Weise. 
Vier Daten sind es, in denen das Vorwärtsschreiten der 
Freundschaftspolitik Deutschlands und der Türkei zum 
Ausdruck kommt: Im Jahre 1888 wurde die Konzession 
für die Anatolische Bahn erteilt. 1889 machte Kaiser Wil- 
hrlm II. seine erste Orientreise. Am 8. November 1898 
legte er am Grabe Saladins feierlich das Gelübde ab, „für 
alle Zeit ein Freund der dreihundert Millionen Mohamme 
daner zu sein". Das Jahr 1914 endlich fand die Türkei in 
fester Waffenbrüderschaft mit dem Deutschen Reich. 
In diesen vier Zahlen kommt der ganze Umschwung 
der Verhältnisse im osmanischen Reich zum Ausdruck. An 
die Stelle Englands, das so lange den Vorrang in der 
Türkei gehabt hatte, war Deutschland getreten. Wie erklärt 
sich diese Wendung? Wie gelang es Deutschland, eine 
Macht wie England von ihrem Platz zu vertreiben, den sie 
seit langen Zeiten inne hatte? Um diese Frage zu beant 
worten, müssen wir einen Blick aus die auswärtige Politik 
Englands werfen. 
Englands Stellung im Orient und 
besonders in der Türkei war beherrscht 
von dem Gegensatz zu Rußland. Ruß 
lands Ziel seit den Zeiten Peters des 
Großen bis auf den heutigen Tag ist, 
nach dem „warmen" Wasser zu kommen, 
das heißt einen Ausgang zum eisfreien 
Meer zu erlangen. Wo es ihn auch sucht, 
überall stößt es auf englische Interessen. 
Englands Aufgabe war es also, diesen 
Ausdchnungsdrang einzudämmen oder 
doch wenigstens so zu leiten, daß sein 
BZ'tz in Indien nicht gefährdet würde. 
Als Bollwerk gegen die russischen Ab 
sichten benutzte England die Türkei. Der 
Grundgedanke in der englischen Politik 
war, daß das türkische Reich ein guter 
Pufferstaat gegen russische Bestrebun 
gen sei. 
Englands Politik änderte sich aber, 
als es ihm gelungen war, durch den An 
kauf der Suezkanalaktien sich die Kontrolle 
über den Seeweg nach Indien zu sichern. Nun brauchte 
man nicht mehr um das Wohl der Türkei besorgt zu sein. 
Als die Engländer dann durch die Besetzung Ägyptens 
auch die militärische Überwachung des Kanals von Suez 
erlangt und endlich im fernen Osten in Japan eine tat 
kräftigere und tüchtigere Schutzmacht gefunden hatten, war 
jedes Interesse für den „trockenen Weg" nach Indien und 
damit auch für die Türkei geschwunden. 
Das war wohl der größte Fehler in der englischen
	        
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