Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Phot. Berl. Jllustrat.--Ges. m. b. H. 
Der gestorbene bulgarische Gesandte Ln Berlin, 
Dr. Dmitri Rizow, der sich um das deutsch-bul 
garische Freundschaftsbündnis sehr verdient 
gemacht hat. 
scheu Streitern, den tapferen Waffengegnern deiner Söhne, 
die in ihre Hände fielen und wähnten, Schwerthände seien 
ritterliche Hände» wie es bei den Deutschen Brauch. „Auf 
die Böschung mit ihnen!" schreien französische Offiziere. 
Dort oben stehen sie, die verzweifelten Augen nach der Hei 
mat gerichtet. „Feuer!" ertönt das Kommando. Und die 
französischen Offiziere schreiten die „Strecke" ab. Neger 
gesindel und gelbe Marokkaner, farbige Franzosen, wie sie 
der deutsche Heeresbericht sarkastisch be 
nennt, überrumpeln im Morgengrauen 
eine deutsche Batterie, die die Waffen 
strecken mutz vor der wogenden Über 
macht. Der französische Befehlshaber 
läßt den deutschen Batterieführer mit 
seinen Leutnanten, Unteroffizieren und 
Mannschaften in einer Reihe antreten 
und ersucht mit höflichem Lächeln: 
„Hände hoch!" Ein Wink, und das 
schwarzbraune Gelichter stürzt sich auf 
die Waffenlosen, reißt ihnen Uhren, und 
Ringe ab» plündert ihnen die Taschen. 
Ein zweiter Wink des französischen 
Helden, und die deutschen Offiziere und 
Mannschaften wälzen sich erschossen oder 
abgekehlt in ihrem Blute. Ein deutsches 
Grabenstück ist genommen, ein Ober 
leutnant mit vierzig Mann gefangen 
genommen. Ruhig und gefaßt läßt der 
Oberleutnant seine Leute in Gruppen 
kolonne antreten, zum schweren Weg 
in die Gefangenschaft. Noch glaubt der 
Deutsche an französische Soldatentugend. 
Eine Salve macht dem Glauben der 
wehrlos Dastehenden ein Ende. Was 
sich auf dem Boden krampst und noch den 
Mund zu öffnen vermag zu einem Ab 
scheufluch auf die Mörder, wird mit 
dem Stiefelabsatz und dem Kolben voll 
ends erledigt. Soll ich weiter erzählen von den Scheußlich 
keiten? Soll ich weiter erzählen von den Hunderten von 
Gefangenen, von den Hunderten von Verwundeten, die 
bestialisch niedergeknallt wurden, nur um der Last ihres 
Transportes enthoben zu sein? Fragt die Mütter, die sie 
geboren haben, die Waisenkinder, die vor den Dörfern ver 
geblich auf die Wiederkehr der Väter harren. Fragt sie ... 
Gewiß ist es nur ein Bruchteil der Gefangenen» die den 
Raub- und Mordinstinkten unserer Gegner erliegen. Wäre 
es anders — bei (Sott, dies Bild ist nicht auszumalen — 
wäre es anders, so würde selbst bei den Weichherzigsten im 
deutschen Volke das alttestamentarische Wort „Auge um 
Auge — Zahn um Zahn" eine furchtbare Deutung finden. 
Im vierten Jahre wütet der Krieg. Tausende von Ge 
fangenen blieben und bleiben in unseren Händen, in den 
Händen der Gegner. Jeder bei uns im Vaterlande weiß: 
das ist Kriegslos. Kaum einer wendet den Blick, wenn ein 
Trupp Gefangener die Landstraße quert, 
den Bahnhof verläßt» um in ein Ge 
fangenenlager, an eine Arbeitstätte ge 
führt zu werden. Der Deutsche liebt 
die fremden Gefangenen nicht, aber er 
achtet in ihnen schweigend die Männer, 
die mit Einsetzung ihres Lebens ihre 
Pflicht erfüllten gegen ihr Vaterland. 
Und bei unseren Gegnern und bei den 
französischen Kulturträgern zumal? Ein 
Festtag ist's des menschlichen Tiers, 
wenn Gefangene eingebracht und wie 
Spießrutenläufer durch die Massen der 
Bevölkerung getrieben werden» preis 
gegeben dem Unflat der Beschimpfun 
gen, den tätlichen Angriffen niederster 
Gattung. Verlumpte Kerle schlagen auf 
sie ein, Weiber treten sie in die Hacken, 
Damen speien ihnen ins Gesicht, wen 
den den Rücken und schwenken die Röcke 
hoch. Und die Begleitmannschaft lacht 
sich schlaff wie im Theater. Auf den 
Arbeitstätten aber, in den Häfen, in den 
Bergwerken, schreckt man vor keinem 
der schimpflichsten Mittel zurück: Stock 
hiebe» Hunger, Schlafen auf bloßer Erde 
in Fieber und Schüttelfrost. Denkt an 
die Kulturerfindung des „Tambour", 
des kleinen Zeltes, das den nackten 
Kopf und die nackten Füße des aus 
gestreckt Darunterliegenden der Sonnenglut bei Tag, dem 
Regen und der Kälte bei Nacht preisgibt. Kleine Ver 
gehen genügten, um die Unglücklichen bei häufiger Nah 
rungsentziehung in diese qualvollste aller Höllenstrafen zu 
bringen. Schweizerische Arzte, die als Neutrale eine Besichti 
gung der Gefangenenlager vornahmen, fanden just einen 
jungen preußischen Offizier, der einen Fluchtversuch unter 
nommen hatte, auf vierzig Tage „ausgestreckt"! Denkt an 
das „Mauerstehen", der irrsinnig machenden Marter, die 
Pvot. Berl. Jlluürat.-Ges. nt. v. H. 
Die Radobilj-Paßstraße zwischen Gradiska und Prilep in Mazedonien, eine der längsten Kehrstraßen der Welt, durch die eine 40 Kilometer 
lange Drahtseilbahn von Prilep nach Drenowo führt.
	        
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