Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

280 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Zeitungen allein nach Brüssel. Sogar die Klerikalen 
klagten darüber. Als der Krieg kam, blieb diese Geistes 
nahrung aus. Es entstand sozusagen ein luftleerer Raum, 
und es dauerte nicht lange, so erschienen unter dem Schutze 
und der verständnisvollen Förderung der deutschen Be 
hörden Zeitungen in flämischer Sprache. Es gibt jetzt etwa 
fünfundzwanzig von nennenswerter Bedeutung, und sie 
haben mächtig gewirkt. 
Am wirksamsten aber diente wohl die Eröffnung der 
Unsere politische Aufgabe kann nur die sein, den beiden 
Völkern, die in dem belgischen Doppelhause wohnen, zur 
freien Entfaltung ihrer Kräfte in Wahrung ihrer Selb 
ständigkeit zu verhelfen. Wenn sich auch unsere Zuneigung 
zunächst den unterdrückten, mutig aufstrebenden Flamen 
zugewendet hat, so liegt uns doch nicht das geringste daran, 
nun etwa die Wallonen in die vormalige Stellung der 
Flamen zu versetzen und sie dadurch französischen Ein 
flüssen vollends auszuliefern. Eine brauchbare gemeinsame 
Fliegeraufnahme eines der versenkten englischen Sperrkreuzer mit zahl- Fliegeraufnahme der versenkten englischen Spevrkreuzer „Brilliant" und 
reichen Spuren der Beschießung durch die deutschen Küstenbatterien. ^ „Sirius", von denen der eine in Brand geschossen wurde. 
Zum mißglückten englischen Handstreich auf Zeebrügge und Ostende. 
Nach photographischen Aufnahmen von A. Groß, Berlin. 
Center Universität als flämische Landeshochschule zur 
Stärkung der flämisch aftivistischen Bewegung. Die Flami- 
sierung ist eine alte Forderung seit den achtziger Jahren,' 
bei Kriegsausbruch stritten sich die Parteien in den Landes 
kammern um sie, am 21. Oktober 1916 wurde die. voll 
kommen erneuerte Universität durch den Eeneralgouverpeur 
v. Bissing eröffnet. Nur sieben der früheren Professoren 
inachten die Umwandlung 
mit, durch Neuberufungen 
wurde die Zahl auf neun 
unddreißig ergänzt. An 
fang 1918 waren es neun- 
undfünfzig Lehrer. Auch 
die anfänglich geringe Zahl 
der Studenten stieg rasch: 
1916/17 hundertzehn,' 
1. Februar 1918: drei- 
hunderteinundneunzig 
Studierende, von diesen 
eingeschrieben zweihun 
dertsechsunddreißig. Vor 
dem Kriege. 1913/14, 
zählte man eintausend- 
zweihundertundsechs mit 
Einschluß der technischen 
Hochschüler (sechshunoert- 
neunundvierzig) und der 
zahlreichen Ausländer, die 
etwa ein Viertel der Hörer 
stellten. Aus flämischen 
Provinzen waren es auch 
damals nur dreihundert 
zehn, so daß die jetzige Be 
sucherzahl, die ja fast nur 
aus den flämischen Pro 
vinzen stammt, die frühere 
bald erreicht haben wird. 
AIs vorläufig letzter 
Schritt zur Befreiung der Flamen erfolgte, durch Verord 
nung vom 21. März 1917 eingeleitet, die Verwaltungs 
trennung Belgiens in Flandern und die Wallonei. In 
Brüssel sitzen die flämischen Ministerien, in Namur die wal 
lonischen. Die Trennung wurde im Laufe des Jahres 1917 
durchgeführt, trotz des Widerspruchs und der Bedrohungen 
seitens der belgischen Regierung in Le Havre. Am 22. De 
zember 1917 endlich ging-her Rat von Flandern noch weiter 
und erklärte die flämischen Provinzen für selbständig. 
staatliche Lebensform für beide Völker wird und muß sich 
finden lassen. Daß dieser neue und bessere Staat nicht 
abermals gegen uns ausgenutzt werden kann, dafür wer 
den wir im Friedensvertrage die nötige Vorsorge zu 
treffen haben. 
Wehrhafte Kirche in St. Juvin. 
Von vr.W. Vulpius, Chefarzt 
desLandwehr-Feldlazaretts13. 
(Hierzu die farbige Kunstbeilage.> 
Von alters her sind wir 
gewöhnt, Gotteshäuser als 
unverletzlichen Friedens 
hort zu betrachten. Nur 
wenige Kirchen in Süd- 
und Mitteldeutschland, 
häufiger schon die Ordens 
kirchen in Preußen sowie 
die der Siebenbürger 
Sachsen erinnern durch 
ihre Bauweise an die 
rauhen Kriegszeiten, wo 
sie nicht nur der andäch 
tigen Gemeinde als Ver- 
jammlungs- und Erbau 
ungsort dienten, sondern 
ihr auch eine letzte feste 
Zufluchtstätte gewähren 
sollten, wenn sie von feind 
lichen Horden oder Heeren 
bedrängt wurde. Bei man 
chen dieser Kirchen kommt 
die befestigte Anlage da 
her, daß sie durch Stif 
tung aus festen Klöstern 
oder auch Burgen entstan 
den sind. Ihr kriegerischer 
Nebenzweck wird erkenntlich durch bergfriedartige Turm 
bauten mit Zinnenkranz, Schießscharten und Pechnasen, 
durch ihre hohe, beherrschende Lage oder durch ihre Ein 
gliederung in die mittelalterlichen Verteidigungsanlagen be 
festigter Städte. Auch die Kirchhofsmauern mit Wehr 
gang, Schießscharten, Wall und Graben tragen oft zur 
Wehrhaftigkeit bei. 
Es ist ein bezeichnendes Merkmal für den im Weltkrieg 
erlittenen kulturellen Rückschritt, daß durch ihn auch die 
Kartenskizze zum mißglückten englischen Handstreich auf Zeebrügge. 
a) Deutsche Prahmsperre, b) Einbruch der versenkten englischen Schiffe.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.